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Die Müllmenge geht zurück. Der Gesetzgeber möchte, das Bürger noch mehr sortieren. Die Stadt hat das deshalb Vor- und Nachteile einer Wertstofftonne geprüft.

Die Einwohnerzahl sinkt, das schlägt sich auch in der Abfallbilanz nieder. 2010 transportierten die Entsorgungsbetriebe (EBE) nur noch rund 130.000 Tonnen Hausmüll zur Müllverbrennungsanlage in Karnap - 5000 Tonnen weniger als noch ein Jahr zuvor. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl produzierte jeder Essener 226 Kilogramm Müll.

Die Sammelcontainer für Glas (- 350 t) und Altpapier (- 754 t) waren ebenfalls weniger gut gefüllt. Auch fuhr die EBE weniger Sperrmüll (- 3846 t), Bio- (- 754 t) und Grünabfälle (- 412 t) ab. In den Gelben Tonnen sammelten die Bürger dafür mehr Verpackungsmüll (+117 t).

Eine Vorgabe der EU

Das Prinzip der Mülltrennung hat sich jedenfalls längst durchgesetzt. Dem Gesetzgeber geht der Eifer nicht weit genung. Aktuell berät der Bund über eine Novelle des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes. Hintergrund ist eine Vorgabe der Europäische Union - im Sinne des Umweltschutzes, heißt es. Ab 2015 sollen die Bürger zum Trennen von Bioabfällen, von Papier, Metall, Glas und Plastik verpflichtet werden. Die Stadt Essen kommt dieser Forderung bereits weitgehend nach, wenn auch teilweise auf freiwilliger Basis, etwa beim Biomüll. Ob das Aufstellen einer Biotonne verpflichtend wird, sei noch nicht geklärt, heißt es im Rathaus. Der Aufwand müsse „wirtschaftlich zumutbar“ sein.

Der Fokus liegt auf Verpackungen und „stoffgleichen Nichtverpackungen“, Kunststoffe ohne Grünen Punkt zum Beispiel. Der Stadtrat hat die Verwaltung deshalb aufgefordert, Vor- und Nachteile einer Wertstofftonne zu prüfen, wie sie Dortmund und Bochum 2011 anstelle der Gelben Tonne eingeführt haben. Bochum sammelt Wertstoffe in einem Sack, hinein gehört Kunststoff mit und ohne Grünen Punkt und Metall.

Ein Beispiel für Essen? Die Einschätzung der Verwaltung fällt zurückhaltend aus. Denn noch lässt der Gesetzgeber offen, ob er die Entsorgung allein in kommunale Hände legen wird, oder ob auch private Entsorgungsunternehmen ins Geschäft kommen können. Essen bis ist noch bis Ende 2012 an das Duale System Deutschland (DSD) gebunden, der Auftrag zur Leerung der gelben Tonnen, den DSD mit der Firma Alba getroffen hat, läuft sogar ein Jahr länger. Bis Ende 2013 müsste die Stadt eine Wertstofftonne also zusätzlich zur Gelben Tonne aufstellen. Ob die Bürger da nicht den Überblick verlieren?

Lohnt sich der Aufwand?

Nicht nur das: Wird die Wertstofftonne eingeführt, dürfte die Stadt sich nicht einmal sicher sein, dass die private Konkurrenz der EBE den Entsorgungsauftrag nicht doch wegschnappt, sollte der Gesetzgeber eine Ausschreibung voraussetzen. Am Ende bliebe die EBE auf den Kosten für Behälter, Müllwagen und Personal sitzen, heißt es warnend im Rathaus. Bei den Ausschreibungen für die „Gelbe Tonne“ ging die EBE drei Mal in Folge leer aus.

Die Stadt könnte sich natürlich auch mit dem Dualen System Deutschland und der Firma Alba darauf verständigen, dass der private Entsorger Wertstoffe gleich miteinsammelt, natürlich gegen Gebühr. Auch die Kosten für das Sortieren müssten die Bürger tragen.

Ob sich der Aufwand überhaupt lohnt? Die Menge macht’s, und die ist do recht überschaubar. Die Stadt geht davon aus, das pro Einwohner zwischen sechs und acht Kilogramm recycelbarer Müll zusätzlich eingesammelt werden könnte. Das macht pro Jahr maximal 4570 Tonnen oder gerade einmal 3,5 Prozent der Hausmüllmenge von 2010.