Essen. . Seit einem Jahr beschäftigt die Unterversorgung mit Kinderärzten im Essener Norden Politiker, Ärzte und die Kassenärztliche Vereinigung. Eine Lösung ist nicht in Sicht - weswegen Eltern mit kranken Kindern weiter lange Wege in Kauf nehmen müssen.
Eine Lösung für die Unterversorung mit Kinderärzten im Essener Norden ist auch weiterhin nicht in Sicht.
Die limitierte Anzahl der Praxis-Zulassungen durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für Essen ist ausgeschöpft. Die Krux: Die Zulassungen werden pro Stadt, nicht pro Bezirk vergeben, woraus resultiert, „dass es in der Stadtmitte eine Versorgungsquote von 200 Prozent gibt, während im kinderreichen Stadtteil Altenessen nur 52 Prozent erreicht werden“, erklärt KV-Geschäftsführer Bernhard Brautmeier.
Akut geworden war der Bedarf, nachdem im vergangenen Jahr zwei Kinderärzte mit ihren Praxen aus dem Norden in die Stadtmitte abwanderten. „Einige Eltern aus dem Norden sind mit ihren Kindern weiterhin zu diesen Ärzten gegangen. Aber natürlich wissen wir auch, dass es für Eltern angenehmer ist, mit einem kranken Kind, das Fieber hat, zum Arzt um die Ecke zu gehen, statt in die City zu fahren“, sagt Engelbert Kölker, Sprecher der Essener Kinderärzte.
Ausbildungsstellen für Kinderärzte fehlen
„Wir bemühen uns seit Herbst intensiv darum, Interessenten für neue Praxen zu finden“, so Kölker. Mit drei Kinderärzten kam man ins Gespräch, zwei davon sagten bereits wieder ab. In den kommenden Tagen will die KV nun alle niedergelassenen Essener Kinderärzte anschreiben um bei ihnen dafür zu werben, eine Filial-Praxis im Norden aufzumachen, sagt Brautmeier.
Die Gründung einer von der Kommune betriebenen Praxis komme hingegen nicht in Frage, wie Gesundheitsamts-Leiter Rainer Kundt erklärt. „Eingriffe in den freien Markt werden wir nicht vornehmen.“ Ohnehin sei es nicht leicht, Fachärzte zu finden. „Es fehlt schlicht an Ausbildungsstellen für Kinderärzte“, sagt Brautmeier, entsprechend rar seien Fachleute gesät.
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Hinzu kommt, dass sich Kinderarztpraxen meist nur über eine Mischkalkulation rechneten. „Leider ist es immer noch so, dass für Diagnostik, die mit aufwendiger Technik durchgeführt wird wie etwa bei einem Kardio- oder Radiologen, die Vergütung höher liegt als bei einem Kinderarzt, der sein Geld mit Gesprächen und Untersuchungen verdient.“ So ließe sich das Geld für den Praxisbetrieb leicht mit Kassenpatienten verdienen, „aber wenn der Arzt selbst noch ein gutes Salär verdienen will, braucht er zusätzlich Privatpatienten.“ Und eben diese seien im Süden häufiger zu finden als im Norden der Stadt.
Lösung bleibt unklar
Ohnedies könnten niedergelassene Kinderärzte allein die Versorgungslücke im Essener Norden nicht schließen, fügt Kölker an. Denn nicht nur regelmäßige Kontrolluntersuchungen gelte es dort zu leisten, auch die Zahl der Kinder, die sozialpädiatrische Unterstützung und eine gute Zusammenarbeit des flankierenden Hilfenetzwerks bräuchten, liege im Norden höher als in anderen Stadtteilen.
So liegt das Problem klar – die Lösung nicht. Obschon auf verschiedenen Ebenen danach gesucht wird. „In einem Runden Tisch haben neben den Krankenkassen auch Ärzte und Politiker das Problem erörtert“, sagt der SPD-Stadtteilpolitiker Hans-Wilhelm Zwiehoff. Es folgte ein Ortstermin im Marienhospital, das einem potenziellen Interessenten Räumlichkeiten für eine Praxis zur Verfügung stellen würde – so er sich findet.