Essen. .
Die Überlegung der Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein, Arztbusse in ärmeren Stadtteilen einzusetzen, stößt bei Essener Medizinern auf Ablehnung. Die Essener Kinderärzte arbeiten längst an einem eigenen Konzept.
Die Überlegung der Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe und Nordrhein, Arztbusse in ärmeren Stadtteilen einzusetzen, stößt bei den Essener Medizinern auf Ablehnung. Im Essener Norden war vor allem der Mangel an Kinderärzten in den vergangenen Monaten immer wieder Thema. Nach Meinung von Dr. Ludger Wollring, Vorsitzender der Kreisstelle Essen der Ärztekammer Nordrhein, „gibt es keine armen Stadtteile“. Er selbst praktiziert als Augenarzt in Altenessen.
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Den schwarzen Peter schiebt er vor allem der ehemaligen Landesregierung zu, die die Bündelung zu „Medizinischen Versorgungszentren“ vorangetrieben hätte. „Das hatte zur Folge, dass zwei Kinderärzte aus dem Essener Norden in die Innenstadt umgesiedelt sind, um sich dort den Gesundheitszentren anzuschließen“, erklärt Wollring. Die medizinische Versorgung sei nicht schlechter geworden, sondern habe sich konzentriert. Darüber hinaus würden derzeit Lösungen ausgearbeitet, um den Kinderärztemangel im Norden in den Griff zu bekommen. So seien etwa Zweigpraxen im Gespräch, quasi Filialen zusätzlich zur niedergelassenen Praxis. „Kinderärzte könnten durch eine Sondergenehmigung eine Zweigpraxis eröffnen. Wir können keine wundersame Arzt-Vermehrung herbeiführen, wohl aber eine neue Struktur“, sagt Wollring.
Dass sich in diesem Punkt etwas tut, bestätigt auch Engelbert Kölker, Sprecher der Kinderärzte in Essen. „Wir haben uns von Anfang an bemüht, Lösungen zu finden. Eine verbesserte Versorgung kann etwa durch Zweig- oder Doppelpraxen herbeigeführt werden, hier laufen aber noch Gespräche“, sagt Kölker. Ein Arzt-Mobil, das auch in Essen seit 15 Jahren Obdachlose betreut, in den Essener Norden zu schicken, hält er für den falschen Weg. „Der Essener Norden ist doch nicht die Bronx. Unser Ziel ist es, Familien in das bestehende System einzubinden. Es darf kein mobiles Parallelsystem geschaffen werden, dass den Menschen suggeriert, sie würden zweitklassig behandelt“, ist er überzeugt. Zudem sei die Versorgungs-Frage nicht nur mit der Kinderarzt-Dichte zu beantworten. Vielmehr müssten auch für sozial schwache Familien Anreize geschaffen werden, über die regelmäßigen Besuche hinaus Therapie- und Kooperationsangebote wahrzunehmen. Allein durch örtliche Präsenz sei das nicht zu erreichen.