Essen. . Zur Frauen-Fußball-WM wird der Burgplatz in direkter Nähe zum Dom zur Public-Viewing-Zone. Beim Bistum sieht man das mit gemischten Gefühlen. Bischof Overbeck soll sich beim Oberbürgermeister beklagt haben. Er fühlt sich offenbar überrumpelt.

Fußball, Frauen, Fans und Fahnenmeer - mit diesem Programm soll der ehrwürdige Burgplatz zwischen dem 26. Juni und dem 17. Juli bespielt werden. Die Veranstalter halten das für eine prima Idee, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck ist weniger begeistert.

Der Reihe nach: Die Agentur TAS Emotional Marketing hat in der Messe Erfahrungen mit dem Public Viewing gesammelt und möchte bei der diesjährigen Frauen-WM am Ball bleiben. „Wir wissen aber nicht, wie viel Anklang Frauen-Fußball findet, darum haben wir einen zentralen Standort gesucht, bei dem wir auch Laufkundschaft erreichen“, erklärt PR-Assistentin Mariebelle Winters von TAS. So gesehen sei der Burgplatz optimal. 500 Stühle möchte man dort aufstellen, einen großen Stehplatz-Bereich einrichten und ein mehrstündiges Rahmenprogramm mit Bands anbieten. Mindestens drei, je nach Erfolg der deutschen Mannschaft bis zu sechs Mal.

Darunter sind auch Termine an Wochenenden, und man kann sich vorstellen, dass das Ereignis mit dem hübschen Titel „Elf Freundinnen“ mindestens dann mit kirchlichen Terminen kollidiert. Kirchenleute erinnern nun daran, dass die Stadt einmal eine Zusage gegeben habe, den Burgplatz nur für „würdige Veranstaltungen“ freizugeben - „nicht für Halligalli“. Wobei es einen gewissen Ermessensspielraum gibt, in welche Kategorie eine Fußballübertragung fällt.

Ein Platz für würdige Veranstaltungen

Was aber für besonderen Unmut im Bistum gesorgt haben soll, ist die Informationspolitik von Veranstalter und Stadt. Wie man hört, haben diese es versäumt, den Bischof als Anwohner des Burgplatzes über das Public Viewing zeitig zu informieren, geschweige denn, ihn in die Planungen einzubeziehen. Der überrumpelte Overbeck rief darum am Dienstag bei Oberbürgermeister Reinhard Paß an und beklagte sich über das Vorgehen.

Am Mittwoch gelangte eine Inhaltsangabe des Telefonats in eine Schlagzeile der NRZ: „Ein Bischof gegen elf Freundinnen“, hieß es da. Im dazugehörigen Artikel behauptet der Geschäftsführer der städtischen Grundstücksverwaltung (GVE), Andreas Hillebrand, man habe sehr wohl mit jemandem vom Bistum gesprochen. Im übrigen seien sowohl der Kita-Zweckverband im Bistum als auch Adveniat eingeweiht: Beiden katholischen Einrichtungen stelle man die Fußball-Bühne für eigene Feste zur Verfügung.

In dieser Lesart wirkt der Bischof nicht nur wie ein Spielverderber, sondern auch wie einer, der nicht weiß, was im eigenen Laden läuft. Dabei war es wohl so, dass der Bischof über die Planungen von Kita-Zweckverband und Adveniat im Bilde war und diese als würdige Veranstaltungen ansah. Nur: „Von der Fußball-Bühne und davon, dass wir sie mitnutzen sollen, haben wir selbst erst im letzten Moment erfahren“, verrät einer der Beteiligten. Ganz fair ist die Stadt mit den Vertretern des Bistums also nicht umgegangen.

Am Mittwoch bemühten sich alle Beteiligten jedoch um Schadensbegrenzung: OB und Bischof hätten „Missverständnisse ausgeräumt“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die GVE und die Liegenschaftsverwaltung des Bistums würden nun für einen „angemessenen Ablauf“ des Public Viewings sorgen. Was das bedeutet, erklärt Stadtsprecher Detlef Feige: Fallen Rudelgucken und Gottesdienst auf einen Termin, soll der TV-Kommentar leiser gedreht werden. Dass der Torjubel über Zimmerlautstärke liegen könne, lasse sich freilich kaum vermeiden. „Das können die Fans ja beichten.“