Essen. .

Um herrenlose Hunde aus Südeuropa kümmert sich der Tierschutzverein Friends of Animals NRW aus Essen-Schönebeck. Allerdings werden die Tierfreunde von Einbrechern heimgesucht, die nachts Hunde laufen lassen. Zwei der Tiere überlebten das nur knapp.

Ihr Kopf ist kahl rasiert, im Schädel stecken Stahlplatten. Die lange Schnittwunde unter dem Auge heilt langsam. Ums Vorderbein trägt Dulcinea einen dicken Verband, denn es ist gebrochen. Die Bundespolizei hat die sechsjährige Mischlingshündin am 11. Mai an der Schederhofstraße in Nähe der Gleise gefunden. „Die Kollegen haben eine Chance für sie gesehen“, sagt Jürgen Karlisch. Und sie nicht erlöst – manchmal schießen sie, wenn es keine Hoffnung mehr gibt. Wenn der Zug schneller war.

Was genau mit Dulcinea, Dulci genannt, passiert ist, darüber rätseln die Vereinsmitglieder von Friends of Animals NRW (FOAN) aus Schönebeck. Sie vermitteln herrenlose Hunde aus Griechenland oder Spanien, nehmen manchmal beschlagnahmte Vierbeiner aus Deutschland auf. Vorsitzende ist Karin-Sabina Jansen, die den Verein vor dreieinhalb Jahren gegründet hat.

Mails mit Drohungen

Vor etwa drei Monaten erweiterten sie ihre Fläche um ein weiteres Grundstück an der Heißener Straße. Seitdem haben sie Ärger, bekommen Mails mit Drohungen, sagen die Mitglieder: Nachts steige einer über den Zaun. Wasserschläuche seien zerschnitten, Nägel ausgelegt worden. Zwei Mal wurde die Tür geöffnet.

Beide Male sind Dulcinea und ihre Tochter Morgana entwischt. Beim ersten Mal kamen sie noch wohlbehalten zurück. „Jetzt rief die Tierklinik Duisburg an“, sagt Karin-Sabina Jansen. Dort haben Ärzte Dulci das Leben gerettet. Morgana lebt nun auf einer Pflegestelle, ist ängstlich, wenn es dunkel wird.

Ist Dulci nun tatsächlich vor einen Zug gelaufen? Oder hat vielleicht ein Tierquäler die Hündin misshandelt? Wer hat die Polizei informiert? Hat jemand etwas an der Heißener Straße (Höhe Nr. 248) beobachtet, fragt sich die Vorsitzende, die schon lange im Tierschutz aktiv ist. Für die Rettung der Südländer hat sie sich entschieden, nachdem sie eine Tötungsstation gesehen hat, in der gesunde Straßenhunde eingeschläfert werden.

Karin-Sabina Jansen pachtete kurzerhand das Grundstück samt Haus in Schönebeck, in dem sie heute lebt. Der Verein finanziert sich aus Spenden. Sie lebt von Hartz IV. Für ihre berufliche Zukunft schmiedet sie Pläne: eine Tagesstätte für Hunde, die auch die Tierschutzarbeit tragen soll.

Bis zu zehn Hunde gleichzeitig

Der Verein darf bis zu zehn Hunde gleichzeitig beherbergen. Dort leben sie im Rudel und seien sehr sozial. 100 bis 150 Euro zahlt der Verein pro Tier, das er in Zusammenarbeit mit drei Organisationen bekommt. Die Vermittlung in Essen kostet Herrchen und Frauchen etwa 250 bis 300 Euro. Dafür sei der Hund geimpft, gechipt, kastriert und auf südländische Krankheiten untersucht, sagt Jansen.

Sie weiß, dass es auch Menschen gibt, die die tierischen Importe mit Blick auf volle deutsche Tierheime scharf kritisieren. Blöde Bemerkungen gebe es manchmal, sagt Gertrud Chocholouc vom FOAN. Mehr nicht. Denn viele Nachbarn gehen mit den Hunden spazieren, kommen zum Spielen oder Kuscheln. Und haben gespendet, so dass Dulcis erste OP bereits bezahlt werden konnte: rund 1500 Euro.

Jetzt wollen die Tierschützer ihr Grundstück sicher machen. Dafür brauchen sie Sachspenden, Baumaterial wie Steine und Mörtel, Fenster, Türen, Stacheldraht sowie Alarmanlagen. Und helfende Hände. „Pflegestellen für die Hunde suchen wir auch“, sagt Gertrud Chocholouc. Wie alle Mitglieder hofft sie, dass der Einbrecher bald erwischt wird. Denn der käme immer wieder. Sie hätten ihn bei der Flucht beobachtet, haben Anzeige bei der Polizei erstattet.

Die Tierschützer haben Angst. Und die Hoffnung, dass Dulci wieder die Alte wird. Sie steht nicht mehr zur Vermittlung. Sie bleibt: „Ohne Dulci ist das nicht mehr unser Verein“, sagt Karin-Sabina Jansen. Alles sei anders. Ihr Leben haben die Vierbeiner schon vor Jahren verändert: „Menschen haben mich so geprägt, dass ich mich für das Leben mit Tieren entschieden habe.“

Kontakt: 0201-22 02 491 oder www.friends-of-animals-nrw.de