Essen. Mit dem Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards geht auch die Entwicklung des Krupp-Areals voran. Altendorf rückt dadurch näher an die Innenstadt heran. Eine jahrzehntelange „terra incognita“ wird nun Zug um Zug erschlossen.

Wer einen Eindruck davon gewinnen will, mit welcher Dynamik sich die Stadt entwickelt, muss sich nur hinters Steuer setzen und den Berthold-Beitz-Boulevard entlang fahren. Noch endet die Spritztour an der Pferdebahnstraße. Doch in nicht allzu ferner Zukunft dürfte hier so mancher Autofahrer, gedanklich innehalten und staunen, wenn er vor einer roten Ampel steht. Denn es ist ein Ausflug durchs Wunderland.

Der Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards gibt das Tempo vor für die Entwicklung des riesigen Krupp-Areals, 230 Hektar groß, jahrzehntelang „terra incognita“, die nun Zug um Zug erschlossen wird.

25.000 Fahrzeuge bis 2015

Jenseits der Pferdebahn haben Bagger und Baumaschinen das nächste Stück Trasse durch die Industriewildnis geschlagen - 750 Meter weit gen Norden. Mit einer sanften Steigung von drei Prozent schlängelt sich eine staubige Piste hinauf bis zur Bottroper Straße. Ende des Jahres, wenn auch die Kreuzung zur Bamlerstraße umgebaut ist, soll das 7,5 Millionen Euro teure Teilstück für den Verkehr freigegeben werden. 15.000 Fahrzeuge werden dann über die vierspurige Straße rollen, die einmal zum dritten Innenstadtring werden soll, drei Mal so viele wie heute.

25.000 werden es laut Prognose der Verkehrsplaner sein, wenn der Berthold-Beitz-Boulevard erst einmal bis zur Hans-Böckler-Straße führt. 2015, wie die Pläne der Bauleitung im Container an der Pferdebahnstraße verheißen, könnte es soweit sein. Erst einmal bleibt der Boulevard ein unvollendeter, die Finanzierung des letzten Bauabschnitts ist noch gesichert.

Gewaltiges Loch gestopft

Bei Thyssen-Krupp stecken sie nichts desto trotz den Horizont längst weiter ab. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll nördlich der Altendorfer Straße ein Dienstleistungszentrum entstehen, dahinter attraktive Wohnungen direkt am Krupp-Park gelegen. Apropos Krupp-Park: Unweit des Real-Marktes, dort wo einst das Haus der Technik II stand, haben Lkw 25.000 Kubikmeter Erdreich abgekippt. Mit dem Bodenaushub von der Boulevardbaustelle haben sie ein gewaltiges Loch gestopft. Das Areal wird begrünt.

Auch südlich der Altendorfer Straße schlagen bald Säuleneichen und Kirschbäume Wurzeln. 2015, wenn die Stadtwerke den maroden Sälzerbachkanal erneuert haben, wird der Park über die Altendorfer Straße hinaus um elf Hektar anwachsen.

Bis zu 8.000 neue Arbeitsplätze könnten entstehen

Schöne Aussichten sind das auch für Altendorf. Die Lücke zur Innenstadt wird geschlossen, der Stadtteil mit Erneuerungsbedarf rückt näher heran ans Zentrum. Der Real-Markt an der Altendorfer Straße wird dafür das Feld räumen müssen. Die Verlagerung an die Haedenkampstraße bis Ende 2013 ist beschlossene Sache, der Rat der Stadt hat dem Bebauungsplan in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt - Kreisverkehr inklusive.

Durch den Ausbau des Berthold-Beitz-Boulevards eröffnet sich den Flächenentwicklern auch nördlich der Pferdebahnstraße eine Spielwiese, mit 60 Hektar Fläche so groß wie 120 Fußballplätze.

Studenten haben sich in einem Wettbewerb bereits so ihre Gedanken, was dort möglich wäre. Herausgekommen ist auch hier ein Mix aus Wohnen und Gewerbe. Bis zu 8.000 neue Arbeitsplätze könnten hier entstehen, heißt es. Was wirklich geht, hängt nicht zuletzt davon, was so alles im Boden schlummert. Betonfundamente oder sonstige Altlasten? Noch in diesem Jahr will Thyssen-Krupp dieser Frage auf den Grund gehen.

Hochwertiges Quartier

Die ehemaligen Remondis-Hallen, vom Entsorger bis Ende März zur Sortierung von Verpackungsmüll genutzt, werden wohl über kurz oder lang verschwinden. Gemeinsam mit der Stadt will Thyssen-Krupp einen Masterplan erstellen und das Areal Schritt für Schritt zu einem hochwertigen Quartier entwickeln. So hochwertig, dass Bäume und Büsche die Aussicht auf den Betriebshof der benachbarten Entsorgungsbetriebe verstellen sollen - auf dass nichts die schöne Aussicht trübt.