Essen. .
Der Bau einer neuen Straßenbahntrasse am Berthold-Beitz-Boulevard rückt näher. 35 Jahre liegt es zurück, dass die Tram auf diesem Teil der Frohnhauser Straße entlang fuhr. Die Evag rechnet Anfang 2012 mit dem Baustart.
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Der junge Opel-Fahrer schien nicht recht glauben zu vollen, was ihm da widerfahren war, als er sich beim Rechtsabbiegen vom Berthold-Beitz-Boulevard in die Frohnhauser Straße in einem Gleisbett wiederfand. Ein Abschleppwagen musste seine Karosse aus der misslichen Lage befreien. Aber wer rechnet schon an dieser Stelle mit einem Schotterbett für eine Straßenbahn?
Rot-Grün zeigt sich
aufgeschlossen
35 Jahre liegt es zurück, dass die Tram auf diesem Teil der Frohnhauser Straße entlang fuhr. Die Schienen liegen noch. Hier und dort schimmert der blankgefahrene Stahl durch die Teerdecke. Der Gleisbogen aber, der dem forschen Opel-Fahrer am vergangenen Freitag zum Verhängnis geworden war, liegt erst seit 2009 in der Straße. Die Stadt hatte das Trassenstück verlegt, in der Hoffnung, dass eines Tages die Straßenbahnen der Linie 109 wieder über die Frohnhauser Straße und von dort den neuen Boulevard entlangrollen könnten. In nicht allzu ferner Zukunft könnte es soweit sein.
Oliver Wittke, seinerzeit Verkehrsminister in der schwarz-gelben Landesregierung, war es, der auf die Bremse trat. Die neue rot-grüne Regierung scheint einer Straßenbahn auf dem Berthold-Beitz-Boulevard gegenüber aufgeschlossener. Die Ampel steht nicht mehr auf Rot, sondern auf Gelb. Noch in diesem Jahr könnte das Signal auf Grün umschalten, heißt es aus Koalitionskreisen.
Die Planer der Essener Verkehrs-AG (Evag) zeigen sich optimistisch. Vergangene Woche haben sie in Düsseldorf die Unterlagen für die Eröffnung eines Planfeststellungsverfahrens eingereicht. Die Evag rechnet mit einem Baubeginn im Frühjahr 2012. Ein Jahr später soll die Linie 109 aus Richtung Innenstadt kommend über die Altendorfer Straße, den Berthold-Beitz-Boulevard und die Frohnhauser Straße fahren. An der Martin-Luther-Straße setzt sie dann ihren bisherigen Linienweg fort. Der Vorteil: Die 109 muss nicht mehr einen Umweg über die Helenenstraße nehmen. Dort treffen sich gleich fünf Straßenbahnlinien, der Verkehrsknoten ist deshalb der störanfälligste im gesamten Netz.
Mit der neuen Linienführung würde der Knoten entzehrt. Für die Fahrgäste hieße dies weniger Verspätungen, für die Evag geringerer Kosten für Personal und Material; sie könnte eine Bahn auf der Linie einsparen.
Elf Millionen Euro soll der Ausbau der Straßenbahnlinie kosten, einschließlich eines Trassenstücks auf der Altendorfer Straße von der Krupp-Hauptverwaltung bis Teppich Fricke. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat das Vorhaben bereits im Oktober vergangenen Jahres als förderwürdig eingestuft. Gibt auch Düsseldorf grünes Licht, wird die Evag zunächst die Gleistrasse auf der Altendorfer Straße legen. Auf dem Teilstück des Berthold-Beitz-Boulevards zwischen Altendorfer und Frohnhauser Straße liegt das Schotterbett bereits. Umfangreichere Bauarbeiten stehen auf der Frohnhauser Straße an. Derzeit verlegen die Stadtwerke dort Kanäle. Ende 2012 sollen die neuen Gleise liegen.
Pläne in der Schublade
Pläne für weitere Strecken bleiben erst einmal in der Schublade. Eines schönen Tages soll die Straßenbahnlinie 101 von Bergeborbeck kommend an der Haus-Berge-Straße auf den Boulevard einbiegen, dessen Verlauf folgen und über die Frohnhauser Straße hinaus bis zur Hache-straße und weiter zum Hauptbahnhof fahren. Geld gibt es dafür bislang nicht. An der Hachestraße wird vorausschauend gebaggert.