Essen. . Die Trimet Aluminium AG verbraucht fast so viel Strom wie ganz Essen. Der RWE-Liefervertrag wurde nicht verlängert, man kauft nun Strom an der Strombörse EEX. Preissprünge wegen verkürzter AKW-Laufzeiten können nun eine Millionenbelastung bedeuten.

Am Montag kostete sie 50 Euro, am Dienstag 60 und Mittwoch wiederum zwei Euro weniger. Nein, man muss kein Aluminium-Experte sein, um zu ahnen, dass sie bei Trimet in Bergeborbeck große Augen bekommen, wenn der Preis für die Megawattstunde Strom in diesen Tagen rauf und runter hüpft wie der Zeiger eines Geigerzählers, man muss nur ein bisschen Dreisatz beherrschen. Denn Trimet Aluminium ist deutschlandweit einer der besten Kunden der Stromwirtschaft, rund ein Prozent des Gesamtverbrauchs, das sind 4,6 Terawattstunden (= 4,6 Milliarden Kilowattstunden), geht auf die Kappe der Alukocher aus Essen.

Mehrkosten in Millionenhöhe möglich

Nicht weniger als 2,7 Terawattstunden nimmt allein die Hütte auf dem Essener Econova-Gelände ab, über den Daumen gepeilt so viel wie die komplette „restliche“ Stadt, und RWE war über viele Jahre der vertraglich festgelegte Lieferant. Im Januar hat sich das geändert, seither handelt Trimet nicht nur bei Metallen selbst, sondern kauft auch den Strom auf eigene Rechnung an der Leipziger Strombörse EEX – und spürt in diesen Tagen ohne den Puffer irgendwelcher Servicepartner mehr denn je den Druck, mit einer Handvoll Stromhändler aus eigenem Hause die Alu-Produktion in Essen, Hamburg und Co. sicherzustellen.

Dabei kommen den Bergeborbeckern angesichts der tektonischen Verschiebungen auch auf dem heimischen Energiemarkt derzeit (noch) keine Klagen über die Lippen: Natürlich droht bei dauerhaft höheren Einkaufspreisen „eine hohe zweistellige Millionenbelastung“ für Trimet, wie Sprecher Mathias Scheben unumwunden zugibt.

Sichere und saubere Stromversorgung erwünscht

Doch bei Trimet sind sie seit Jahrzehnten und damit lang genug im Geschäft, um angesichts von Tagesaktualitäten die Devise auszugeben: „Jetzt nur nicht hektisch werden!“ Man sei ein Kunde wie andere auch, „und als solcher erwarten wir einen sicheren Strom“, betont Scheben, um hinterherzuschieben: „Wir wissen, dass wir niemanden daran zu erinnern brauchen.“

In anderen Fällen, etwa als es um den Bau eines Kohlekraftwerks für die Grundlastversorgung in Hamburg ging, hat sich Trimet-Eigner Heinz-Peter Schlüter auch schon mal mit klaren politischen Positionen vorgewagt, bei der Kernenergie-Debatte hält man sich derzeit eher zurück. Nur so viel: „Sicher, sauber und wettbewerbsfähig“ müsse die Energie sein, und wer will, mag darin einen politischen Wink mit dem Zaunpfahl erkennen.

Ohnehin ist längst nicht ausgemacht, ob die Preisausschläge für die so genannten „Future“ -Stromkontrakte sich nicht schon bald wieder legen. Immerhin hat man sich ja durch den Wechsel zum Eigenhandel mit Strom einen finanziellen Vorteil dadurch verschafft, dass die Servicekosten für den früheren Vertragspartner RWE nicht mehr anfallen. Wie hoch die lagen, mag Scheben nicht sagen: Das bleibe Vertragsgeheimnis.

Was, wenn die Preise steigen und die Zeiten damit schlechter werden? Darüber mag Trimet-Sprecher Scheben nicht spekulieren, „wir bleiben ruhig und besonnen“, sagt er, „und aufmerksamer denn je“.