Stück für Stück kommt glänzend an. Mit leichtem Rütteln spuckt die Masselgießanlage Barren aus – silbrig glänzend, ordentlich warm und allesamt fast sieben Kilo schwer landen sie am Ende der Produktionsstrecke automatisch auf wohlgeordneten Stapeln. Alle tragen ein „TAG“ auf dem Rücken. Die eingeprägte Abkürzung steht für Trimet Aluminium Gelsenkirchen. Dort wurde die neue Anlage Mittwoch offiziell eingeweiht.
Wie das so ist an besonderen Tagen: Gäste gehören dazu. In diesem Falle Oberbürgermeister Frank Baranowski und Bürgermeisterin Gabriele Preuß. Für Wirtschaftsdezernent Joachim Hampe ist Dabeisein geradezu Pflicht. Schließlich geht es hier um Investitionen in den Standort Gelsenkirchen, um Zukunftssicherung, um Arbeitsplätze, um Expansion und eine Patenschaft. Der OB ist jetzt – mit Urkunde – Pate einer Masselgießanlage namens „Frank“. Da lässt man sich gerne bitten, zumal Baranowski das unternehmerische Bekenntnis für die Stadt würdigt. Dienstleistung allein, betont der OB, könne die Welt nicht ernähren. „Wir brauchen produzierendes Gewerbe dazu.“
Trimet, nach 25 Jahren Expansion unter Gründer und Alleininhaber Heinz-Peter Schlüter bundesweit der größte Aluminiumproduzent, hat 1,2 Mio Euro in die Anlage investiert. Fünf zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze wurden zudem geschaffen. Nach vier Monaten Bauzeit läuft die Feinjustierung an der Maschine. In wenigen Tagen soll der Betrieb reibungslos funktionieren. Dann wird der Vorgänger demontiert.
Nebenan in der ausladenden Halle im Stadthafen stehen die Zeichen weiter auf Veränderung. Fundamente für eine neue Waage werden bereitet, ein Erweiterungsbau ist geplant, bis April 2011 soll ein dritter Drehtrommel-Ofen in Betrieb gehen, soll die Zahl der Konverter von vier auf sechs erweitert werden. Kostenpunkt: 4 Mio Euro. Auch die Anzahl der Jobs wächst weiter: um 15. Aktuell hat der Standort 68 Mitarbeiter.
Werk im Stadthafen hat 68 Mitarbeiter
An 365 Tagen im Jahr läuft die Produktion im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Und sie soll deutlich hochgefahren werden. Statt bisher rund 40 000 Jahrestonnen soll die Kapazität nach der nächsten Ausbaustufe auf 65 bis 80 000Tonnen hochgefahren werden können. Entsprechende Steigerungsraten haben die Werksleiter Malte von Lewinski und Ralf Dondrup im Auge. Großabnehmer ist die Automobilindustrie.
Schmelze und Gießbereich sind umgeben von Bunkern und Blöcken. Hier stapeln sich bushoch sortenrein sortierte, gepresste Red-Bull-Dosen, dort erhebt sich ein Berg Alu-Felgen, gegenüber schillert ein beeindruckender Haufen Alufetzen und zeugt von einer Primär-Existenz als Cola-Dose, als Joghurtdeckel oder Menüschale. In der neuen Masselgießanlage werden aus Recyclingmaterial geschmolzene Aluminiumblöcke produziert – Massel eben. „Wir haben an die 7000 Tonnen Schrott hier liegen und bewegen rein-raus so 140 000 Tonnen pro Jahr. Das sind rund 8000 Lkw-Ladungen“, sagt Dondrup.
Bahn- und Wasser-Nähe nutzt Trimet trotz Hafenlage nicht für den Transport. „Zu unflexibel“, heißt es. „Und unsere Strategie ist Flexibilität.“ Mit Speziallegierungen kann das Unternehmen zudem aufwarten, auch für ganz besondere Kunden. Dondrup: „Vor einigen Jahren haben wir das Aluminium für die Formel-1-Motoren von Mercedes geliefert. Acht Tonnen.“ Was simple Dosen und Motorblöcke verbindet? Der Kreislauf. Irgendwann landen sie wieder in Schalke-Nord als Schrott im Schmelzofen.
Branchenprimus in Deutschland
Die Trimet Aluminium AG beschäftigt an sechs deutschen Standorten rund 1600 Mitarbeiter. Vermarktet, produziert, recycelt und gegossen werden kundenspezifische Legierungen. Mit einer Kapazität von 300 000 Jahres-Tonnen Primäraluminium ist Trimet der bundesweit größte Produzent, Das Gelsenkirchener Recyclingwerk übernahm Trimet 1993 aus der Insolvenz der Sommer-Gruppe. Gegründet wurde es 1936 von Hermann Jacobs und 1972 von Klöckner gekauft