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In zwei Wochen soll eine „Task Force“ aus 20 krisenfesten Mitstreitern rund um den Altenessener Angstraum Bahnhof für Ordnung sorgen. Neben erfahrenen Polizisten sind auch Jugendhelfer mit von der Partie. Und Mitglieder der libanesischen Familien Union.

Die Truppe ist handverlesen: Erfahrene Polizisten, die ihre Pappenheimer so gut kennen wie die Zahl der Mülleimer in Altenessen, machen die Streifen genauso mit wie Vereins-Mitglieder der libanesischen Familien Union, Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe oder des Jugendhilfenetzwerks Nord. In zwei Wochen ist eine „Task Force“ aus 20 krisenfesten Mitstreitern präsent im Stadtteil, um rund um den Altenessener Angstraum Bahnhof für Ordnung zu sorgen. Es soll diesmal kein integrativer Kaffeeklatsch werden für den Kern der 20 bis 25 deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen, die seit geraumer Zeit nicht nur für Unbehagen, sondern auch für handfeste Randale sorgen – wie zuletzt bei Ausschreitungen auf der Kirmes des Altenessener Frühlings, als sich Mitglieder der Familien Union zwischen gewaltbereite Jung-Libanesen und Polizisten stellen mussten, um Eskalationen zu verhindern.

Schnelle Hilfe versprochen

Er habe nach der Bürgerbefragung im Sprengel schnelle Hilfe versprochen, ließ sich Integrations-Dezernent Andreas Bomheuer gestern vernehmen. Nur wenige Wochen nach Auswertung der „alarmierenden Umfrageergebnisse“ gehe jetzt die Einsatzgruppe ausgestattet mit allen polizeilichen Ordnungsrechten an den Start, die sich ein bewährtes Prinzip im Umgang mit delinquenten Jugendlichen zu eigen machen wird: Wer spurt, dem wird geholfen, wer meint, weitermachen zu können wie bisher, dem drohen Strafen.

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„Wir wissen, wo die Jungs stehen“, sagt Thomas Rüth vom Jugendhilfenetzwerk der Awo, und wenn sie unterwegs sind, werden sie unter Beobachtung stehen. Ihre Bewegungsmuster im Quartier werden nachgezeichnet, ihre Cliquen-Bildung beobachtet und letztlich auch Listen aller auffälligen Straftäter erstellt. Mit Unterstützung der libanesischen Familien Union und eines türkischen Imams wird sich die Truppe Zugang zu den Eltern der Jugendlichen verschaffen, sie mit den gewonnenen Erkenntnissen konfrontieren und auch die Frage stellen, so Rüth: „Wisst ihr eigentlich, was eure Kinder anstellen? Und wollt ihr wirklich, dass der kleine Bruder so wird wie euer großer Sohn?“

Der erfahrene Sozialarbeiter Thomas Rüth hat keinen Zweifel: „Im Sommer kochen die Konflikte hoch.“ Dann, wenn das Leben fast ausschließlich auf den Straßen des Stadtteils stattfindet. Deshalb scharren seine Mitstreiter auch jetzt schon ungeduldig mit den Hufen, sagt er, doch Rüth will mehr als nur eine soziale Feuerwehr, die allein dafür sorgt, dass es beim Stadtteilfest im September nicht erneut zu einer Massen-Randale kommt: „Wir brauchen in Altenessen ein Städtebauprogramm wie in Katernberg.“ Man wolle schließlich nicht nur an den Symptomen arbeiten, denn „die Jugenddelinquenz ist nur die Spitze eines Eisbergs“ und Folge einer städtebaulichen Entwicklung, die zu lange nicht im Fokus stand.

Ab Juni bietet die „Task Force“ jeden Donnerstag zwischen 16 und 17 Uhr eine Sprechstunde im Stadtteilbüro der Zeche Carl an.