Essen-Altenessen. . Der Bürgerpark Altenessen sollte eigentlich den Essener Norden für das geschlossene Kuhlhoffbad entschädigen. Trotz seiner noch jungen Geschichte könnte man allerdings meinen, dass der Park seine besten Tage bereits hinter sich hat.

Im heißen Sommer 2010 stand noch einmal eine Großmutter mit ihren Enkelkindern vor dem Eingang, ausgerüstet mit Quietscheentchen, Schwimmreifen und allem, was man so braucht für einen Ausflug ins Schwimmbad. Ob das denn das Kuhlhoffbad sei, wollte die alte Dame wissen! Nein, denn das Freibad an der Altenessener Kuhlhoffstraße gibt es längst nicht mehr. Mehr als zehn Jahre liegt es zurück, dass die Stadt den Stöpsel zog. Wo früher Kinder planschten und sich ihre Eltern auf den ausgedehnten Liegewiesen sonnten, stehen die Gittertüren offen und bitten hinein in den „Bürgerpark“. Nur Hunde müssen draußen bleiben.

„Bürgerpark“ - der Name war bewusst gewählt, als die Stadt das Freibad aus Kostengründen schloss und im Mai 2003 den Park eröffnete. Der Bürgerpark sollte mehr sein als eine x-beliebige Grünanlage. Er sollte die Bürger im Norden entschädigen, allen voran jene, die erfolglos für den Erhalt des Freibades gestritten hatten. Zur Erinnerung: Am Kuhlhoffbad nahm das Bürgerbegehren zum Erhalt der Sportstätten seinen Anfang, das 2001 an nur rund 7000 Stimmen hauchdünn scheiterte. Der „Bürgerpark“ war ein Politikum und Programm. Heute, wo die Politik abermals über die Zukunft der Bäderlandschaft streitet, wo von Schließungen und Abriss die Rede ist, stellt sich umso mehr die Frage, ob der Bürgerpark die Erwartungen, die damals geweckt worden waren, denn erfüllt hat.

„Mehr als ein Abenteuerspielplatz mit Kioskanschluss“

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Von DerWesten

Die junge Frühlingssonne strahlt vom Himmel. Heinz Dausend stellt Stühle und Bänke raus. Gemeinsam mit seiner Frau Angelika führt Dausend den Imbiss im Bürgerpark. Ob aus dem Park „mehr wird als ein Abenteuerspielplatz mit Kioskanschluss“ hänge vom Zuspruch der Bürger ab, schrieb die Presse 2003 zur Eröffnung. An diesem Vormittag spielen ein paar Kinder im Sand, ihre Mütter schauen ihnen zu, genießen die wärmenden Sonnenstrahlen.

Viel ist nicht los, die Saison steht am Anfang. Doch der Eindruck drängt sich auf, dass der Bürgerpark trotz seiner seiner noch jungen Geschichte, seine besten Tage bereits hinter sich hat. Die Gebäude umweht morbider Charme, darüber kann der Anstrich nicht hinwegtäuschen, den Heinz Dausend dem Mauerwerk mit Hilfe eines befreundeten Malermeisters verpasst hat. Das hölzerne Kletterschiff, das Auszubildende der Sparkasse vom Stapel ließen, wurde versenkt, weil sich Schrauben und Planken gefährlich lösten; übrig geblieben ist nur der rot-weiße Leuchtturm. Und ob der leckgeschlagene Wasserspielplatz in diesem Jahr dicht hält? Abwarten. Der städtische Eigenbetrieb Grün & Gruga hat jedenfalls zugesagt, den Schaden zu reparieren.

„Die ersten Jahre lief es super“, erzählt Angelika Dausend, die selbst im Bürgerpark Feten und Veranstaltungen organisierte. Das war Teil des Konzepts, „bis uns das Ganze über den Kopf wuchs“. Heute rettet sich der Bürgerpark von einer Saison in die nächste. Wären da nicht die Ferienaktionen der Jugendberufshilfe, die in diesem Jahr erstmals auch in den Osterferien Leben in den Bürgerpark bringen sollen - es sähe wohl düster aus.

Trägerverein Bürgerpark blieb ein Retortenkind

Wer nach Gründen forscht, muss zurück an den Anfang. Träger des Bürgerparks ist ein Verein. Dessen Vorstand setzt sich bis heute aus führenden Mitarbeitern der Verwaltung zusammen, dem Trägerverein gehören sie als Privatleute an. Ein Geburtsfehler. Denn die Hoffnung, dass Altenessener Vereine und Bürger ihre Plätze einnehmen würden, wenn sie ihren Frieden mit dem Bürgerpark gemacht haben, hat sich nie erfüllt. Zu tief saßen Frust und Enttäuschung bei jenen, die sich in der Interessengemeinschaft Kuhlhoffbad engagiert hatten, räumt Herbert Bußfeld von den Linken ein, der für den Erhalt des Freibades kämpfte. „Das hat Spuren hinterlassen.“

Bürgerpark Altenessen

- der wenig einladende Eingang in den Bürgerpark.   Foto: Oliver Müller
- der wenig einladende Eingang in den Bürgerpark. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Der Sandspielbereich. Foto: Oliver Müller
Der Sandspielbereich. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
... locken die Besucher seit Beginn der Woche in den Park. Foto: Oliver Müller
... locken die Besucher seit Beginn der Woche in den Park. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Die ersten Frühlingsstrahlen... Foto: Oliver Müller
Die ersten Frühlingsstrahlen... Foto: Oliver Müller © Oliver Müller/WAZ FotoPool
Hunde müssen draußen bleiben... Foto: Oliver Müller
Hunde müssen draußen bleiben... Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Vom hölzernen Kletterschiff ist nur noch der Leuchtturm geblieben. Aus Sicherheitsgründen musste das Schiff abgerissen werden. Foto: Oliver Müller
Vom hölzernen Kletterschiff ist nur noch der Leuchtturm geblieben. Aus Sicherheitsgründen musste das Schiff abgerissen werden. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Der Pachtvertrag des Ehepaars Dausend, dass den Kiosk und Biergarten im Bürgerpark betreibt, wurde für ein Jahr verlängert. Foto: Oliver Müller
Der Pachtvertrag des Ehepaars Dausend, dass den Kiosk und Biergarten im Bürgerpark betreibt, wurde für ein Jahr verlängert. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Foto: Oliver Müller
Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Sogar über einen Abriss der alten Gebäude soll bei den Sport- und Bäderbetrieben schon laut nachgedacht worden sein. Foto: Oliver Müller
Sogar über einen Abriss der alten Gebäude soll bei den Sport- und Bäderbetrieben schon laut nachgedacht worden sein. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Ein Schaukelgerüst. Foto: Oliver Müller
Ein Schaukelgerüst. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Zum Fußballspielen müssen sich Hobby-Kicker ein anderes Plätzchen suchen. Foto: Oliver Müller
Zum Fußballspielen müssen sich Hobby-Kicker ein anderes Plätzchen suchen. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
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Der Trägerverein Bürgerpark blieb ein Retortenkind. Er verfügt weder über ein Budget noch ist er streng genommen für den Bürgerpark zuständig. Das ehemalige Schwimmbadgelände befindet sich nach wie vor im Besitz der Sport- und Bäderbetriebe. Den Umbau des Areals hatten sie mit 800 000 Euro finanziert, der Betrieb kostet 40 000 Euro pro Jahr. Wie viel Grün & Gruga immer mal wieder zuschießt, um das Grün zu pflegen, lässt sich nach Angaben des Eigenbetriebes nicht beziffern. Man improvisiert, wurschtelt sich durch. Jetzt, wo der Kämmerer Verwaltung und Eigenbetriebe zum eisernen Sparen verdonnert hat, soll es so nicht weitergehen.

Die Jugendberufshilfe in der nahen Jugendfarm würde den Park bespielen, allerdings nur wenn die Stadt die Kosten trägt und geklärt ist, wer für die Sanierung der alten Bad-Gebäude aufkommt. 150 000 Euro seien dafür fällig, heißt es bei den Sport- und Bäderbetrieben, die bereits laut über einen Abriss nachgedacht haben. Wie es weitergeht? Niemand weiß darauf eine Antwort. Der Pachtvertrag mit den Dausends wurde erst einmal verlängert. Um ein Jahr.