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Die Terroristen des Netzwerks El Kaida werden es ohne Anführer Osama bin Laden „künftig schwerer haben“, sagte der stellvertretende US-Generalskonsular Whitney S. Wiedemann vor Essener Schülern. Für ihn ist bin Ladens Tod „eine Genugtuung“.

Der amerikanische Diplomat Whitney S. Wiedeman (40), stellvertretender Leiter des US-Generalkonsulats in Düsseldorf, hat die Tötung des El Kaida-Führers Osama bin Laden durch amerikanische Einsatzkräfte verteidigt. „Sein Tod macht zwar unser Leben nicht sofort sehr viel sicherer“, sagte Wiedeman gestern vor Schülern des Rüttenscheider Maria-Wächtler-Gymnasiums. „Doch die aktiven Terroristen des Netzwerks werden es künftig schwerer haben.“ Der Tod ihrer symbolischen Führungsfigur sei von großer Bedeutung - und nicht zuletzt eine wichtige Genugtuung für alle Opfer und Hinterbliebenen des Anschlags vom 11. September 2001.

Wiedeman war auf Einladung der Englischlehrerin Ellen Rohling-Töpper ans Maria-Wächtler-Gymnasium gekommen. Die Schule pflegt seit Jahren enge Kontakte zum Düsseldorfer US-Generalkonsulat. Wiedeman sprach vor rund rund 100 Englisch-Schülern der Jahrgangsstufe 12 – und musste sich auch allgemeine, kritische Fragen gefallen lassen.

„Ich bin bei meiner Ankunft am New Yorker Flughafen zweimal scharf kontrolliert und lange ausgefragt worden“, berichtete ein türkischstämmiger Schüler. „Warum diskriminiert die USA islamische Besucher und stellt sie unter Generalverdacht?“ Wiedeman erklärte: „Die Kontrolleure am Flughafen haben nur Regeln befolgt. Aber Menschen machen manchmal Fehler, indem sie Regeln zu eng auslegen. Falls Sie sich diskriminiert gefühlt haben, bitte ich, das zu entschuldigen.“

„In Afghanistan gibt es so gut wie gar nichts“

Wiedeman musste sich auch dem Vorwurf stellen, die USA würden sich nur in solchen Ländern einmischen, in denen es wertvolle Rohstoffe gebe. „Das stimmt nicht“, entgegnete er. „In Afghanistan gibt es so gut wie gar nichts.“ Sein Land sei weit davon entfernt, Weltpolizei spielen zu wollen – aber: „Wir haben das stärkste Militär der Welt. Was würden Sie tun, wenn in Ihrer Nachbarschaft plündernde Banden und Gewalttäter unterwegs sind? Nur dabei zusehen oder etwas dafür tun, dass die Welt besser wird?“ Keinem Präsidenten sei es jemals leicht gefallen, seine Truppen zu Auslandseinsätzen zu schicken: „Das sind die schwersten Entscheidungen, die ein Präsident treffen kann.“ Doch seit Jahrzehnten mühten sich die USA, den Despoten der Welt zu erklären, dass man nicht ein Leben lang Präsident sein kann.

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Von DerWesten

Der Anschlag vom 11. September 2001 sei kein Angriff auf Amerika, sondern „auf die Welt“ gewesen. Die Opfer kamen aus 80 Nationen. „Der Tod bin Ladens ist ein großer Schritt, und wir sind glücklich darüber, auch wenn der Tod eines Menschen eigentlich kein Anlass für Freude sein kann“, sagte Wiedeman. Am Rande der Veranstaltung im Maria-Wächtler-Gymnasium berichtete der Diplomat, dass das Düsseldorfer Generalkonsulat seit Montag zahllose Glückwunsch-E-Mails deutscher Bürger erhalte. Selbst, wenn Experten die Tötung in Pakistan für einen Verstoß gegen das Völkerrecht halten: “Nehmt ihn fest oder tötet ihn“, habe schon bei George W. Bush der Auftrag gelautet, erklärte Wiedeman. Weil bin Laden bei einer Schießerei getötet wurde, sei davon auszugehen, dass die amerikanischen Einsatzkräfte vorher sicherlich versucht haben, ihn festzunehmen. „Wenn man ihn einfach hätte umbringen wollen, hätte man ja sein Haus sprengen können“, sagte Wiedeman nach seinem Vortrag gegenüber dieser Zeitung. Die Symbolwirkung des Todes des El-Kaida-Führers könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

„Jeder hat die Chance, sein Leben zu etwas Großartigem zu machen“

Der Diplomat aus Texas, der gelernter Staatsanwalt und mit einer Schweiz-Mexikanerin verheiratet ist, sprach knapp zwei Stunden lang mit den Schülern. Die wollten nicht nur Aktuelles zu politischen Themen wissen, sondern interessieerten sich auch für Persönliches: „Glauben Sie an den amerikanischen Traum?“, wurde Wiedeman von einem Schüler gefragt. „Selbstverständlich“, entgegnete er. „Jeder hat die Chance, sein Leben zu etwas Großartigem zu machen. Unser aktueller Präsident ist dafür ein gutes Beispiel. Auch wenn es harte Arbeit bedeutet.“ Immer wieder treffe er Deutsche, die sehr kritisch gegenüber den USA eingestellt seien – und dann, nach einem ersten Besuch in den Staaten, positiv überrascht zurückkehrten. „Das ist ja ganz anders als wir dachten“, sagten die dann: „Gar nicht wie im Fernsehen.“