Berlin. . Durfte sich die Kanzlerin über den Tod des Terroristen Osama bin Laden freuen? In der Kontroverse lenkt Merkel jetzt ein und geht auf ihre Kritiker zu. Gleichwohl fühlt sie sich missverstanden.

Nach der umstrittenen Äußerung zum Tod des Al-Kaida-Terroristen Osama bin Laden ist Kanzlerin Angela Merkel auf ihre Kritiker zugegangen. Merkel habe Verständnis dafür, dass der Satz, sie freue sich über den Tod bin Ladens, von einigen Menschen als unpassend empfunden werde, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Man dürfe die Äußerung aber nicht isoliert von ihrem gesamten Statement betrachten. Merkel habe das tausendfache Leid vor Augen gehabt, das bin Laden Menschen zugefügt habe.

Unter anderen hatte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck der Kanzlerin widersprochen. „Man kann sich als Mensch und erst recht nicht als Christ über den Tod eines Menschen freuen.“ Ähnlich äußerte sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider.

„Wer die Bundeskanzlerin kennt und ihr politisches Wirken seit Jahren verfolgt, der weiß, dass nicht dieser isolierte Satz zu sehen ist, sondern dass man auch auf den Gesamtzusammenhang ihrer Äußerungen am Montag schauen muss“, sagte Seibert. So habe Merkel gleich zu Anfang des Statements davon gesprochen, dass bin Laden nun keine weiteren Anschläge mehr in Auftrag geben könne.

Sprecher: Satz nicht isoliert betrachten

Auch in dem Telegramm an US-Präsident Barack Obama habe Merkel geschrieben, dass ihre Gedanken gleich nach dem Erhalt der Nachricht „zu den Angehörigen der vielen tausend Opfer dieses Mannes gegangen sind“, sagte Seibert. Dieses Leid habe ihr klar vor Augen gestanden, „und das war auch das Motiv ihrer Freude“.

Osama bin Laden ist tot

Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot.
Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot. © AP
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ...
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ... © AP
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ...
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ... © AP
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ...
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ... © AFP
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte.
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte. © AP
"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan", sagte der US-Präsident. Er selbst, so Obama, habe den geheimen Einsatz angeordnet. © REUTERS
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat.
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat. © AP
Der Terrorist Bin Laden ...
Der Terrorist Bin Laden ... © AP
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ...
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ... © Reuters
... auf das World Trade Center in New York ...
... auf das World Trade Center in New York ... © Reuters
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen.
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen. © Reuters
Seit dem stand Bin Laden auf der
Seit dem stand Bin Laden auf der "Most Wanted"-Liste des FBI ganz oben. 50 Millionen Dollar hatten die USA für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Doch aus dem Nichts ... © Reuters
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ...
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ... © REUTERS
... und verhöhnte seine Verfolger.
... und verhöhnte seine Verfolger. © REUTERS
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren.
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren. © AP
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks "El Kaida" ("Das Fundament"). © AP
"Er war ein junger Mann, der sich enthusiastisch für den heiligen Krieg einsetzte", beschrieb ihn der saudiarabische Ex-Geheimdienstchef Prinz Turki el Feisal in einem Fernsehinterview. "Er sprach wenig und erhob nie seine Stimme. Kurzum, er war ein netter Kerl." © AP
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den religiös motivierten Krieg. © AFP
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ...
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ... © AFP
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner.
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner. © AP
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen.
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen. © AFP
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem "Sieg für Amerika". © REUTERS
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern.
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern. © AP
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen  versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft.
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft. © AP
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„Dieser Gedanke, dieser Gedanke der Erleichterung und auch der Freude, der stand der Bundeskanzlerin den ganzen Montag vor Augen. Vor diesem Zusammenhang ist die Äußerung zu sehen, die sie gemacht hat“, sagte Seibert. In diesem Zusammenhang würden „ihre wahren Gefühle vielleicht doch klarer, als wenn man es auf diesen einen reduzierten, isolierten Satz zuspitzt“.

CDU-Chefin Merkel hatte am Montag unter anderem erklärt, sie freue sich darüber, „dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.“ (dapd)