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Die Stadtarchäologie geht nie zu Ende. Manchmal helfen Stadtarchäologe Detlef Hopp auch Zufälle weiter. 30 bis 40 Fundorte sucht er jedes Jahr auf. Vor allem bei den Umbauarbeiten am Limbecker Platz wurde er fündig.

„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen” - Schiller lässt grüßen bei der Arbeit des Stadtarchäologen Detlef Hopp.

„30 bis 40 Fundorte suche ich jedes Jahr auf. Bei Großbaustellen informieren mich oft die Bauherren, bei kleineren bin ich auf die Hinweise ehrenamtlicher Mitarbeiter angewiesen. Da ist vieles Zufall.”

Ab Mai 2006 hat Hopp die Arbeiten zum ersten und zweiten Bauabschnitt für das Einkaufszentrum am Limbecker Platz begleitet: „Für uns war dies eine seltene Gelegenheit, die Bodeneingriffe direkt vor dem mittelalterlichen Limbecker Stadttor zu begleiten.” Jetzt bilanziert er: „Die Untersuchungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass seit dem 11. Jahrhundert der Zugang zur Siedlung und zum Stift in etwa dem Verlauf der heutigen Limbecker Straße entsprach.”

Im Sommer 2006 wurden Reste des Limbecker Tores, das 1418 als letztes Bauwerk der mittelalterlichen Stadtbefestigung entstanden war, freigelegt. Später folgten Spuren des Hellweges, der eine der bedeutendsten mittelalterlichen Handelsstraßen war. Auch von dem vor dem Tor liegenden Stadtgraben und einem Mühlenteich mit mehreren Mühlen wurden Reste gefunden.

Mit dem 1244 beschlossenen Mauerbau entstand die Stadtbefestigung, die bis ins 19. Jahrhundert hinein existierte. Im Westen der Stadt lagen das Limbecker Tor, die daran anschließende Stadtmauer, der davor liegende Graben sowie ein bis ans Tor reichender Mühlenteich. Dieser wurde von der Limbecke gespeist, die im Süden der Stadt entsprang und etwa der heutigen Hindenburg- und Friedrich-Ebert-Straße folgte.

Mittelalterliche und neuzeitliche Spuren wurden von den Archäologen erst unter vier bis fünf Meter mächtigen Aufschüttungen des 19. und 20. Jahrhunderts angetroffen. Zu den wichtigsten Befunden zählten die Reste alter Wege. Für besonders beachtenswert hält Hopp den Fund einer etwa zwei Meter langen Fischreuse. Bei den Untersuchungen fanden sich auch zahlreiche Hufeisen, die nach Hopps Einschätzung aus dem 12. bis 14. Jahrhundert stammen. Der Archäologe erläutert dazu: „Beschlagen wurden sowohl Reittiere als auch die kleineren Last- und Zugpferde, die die Größe von Ponys hatten. Hufbeschläge trugen aber auch Esel und Maultiere.”

Im näheren Umfeld des Limbecker Tores standen spätestens seit dem 15. Jahrhundert mehrere Mühlen, deren exakte Lage bisher aber unklar ist. Die Arbeiten an der 1244 beschlossenen Stadtbefestigung zogen sich über mehrere Generationen hin. Als letzter Neubau eines Verteidigungswerkes gilt der des Limbecker Vortores von 1418: Ein vor das eigentliche in die Stadtmauer eingebundene Stadttor gelegtes Vortor sollte zusätzlichen Schutz bieten. Historische Darstellungen des Limbecker Tores sind nicht überliefert, wohl aber der anderen Tore, des Kettwiger, des Steeler und des Viehofer Tores. Nur auf der um 1680 entstandenen Stadtansicht eines unbekannten Künstlers ist das Limbecker Tor zu erahnen.

Hopp über die Fortsetzung der Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt des Einkaufszentrums im Sommer 2008: „Sie stand unter keinem besonders guten Stern. Durch die Unterkellerung des abgerissenen Karstadt-Kaufhauses waren die Chancen, gut erhaltene archäologische Befunde zu entdecken, ausgesprochen gering.” Dennoch wurden Relikte aufgespürt: Zu den wichtigen Funden zählt eine in Schwerte an der Ruhr geprägte Silbermünze, bei der es sich um einen Silberpfennig von Adolf IV. (1308-1422) handelt.

Stadtarchäologie ist nie zu Ende. Bei Verlegung von Stromkabeln vor dem abgerissenen Gebäude an der Münsterkirche wurde in der Straße „An St. Quintin” der Rest einer Bruchsteinmauer entdeckt. Hopp geht davon aus, dass es sich dabei wohl um die Klosterpforte des mittelalterlichen Damenstiftes handelt. Zusätzlich wurden menschliche Gebeine entdeckt, die darauf schließen lassen, dass sich hier im Mittelalter auch Gräber befanden. Nach dem Limbecker Platz will Hopp nun sein besonderes Augenmerk dem Berliner Platz widmen. Aber eine „große Forschungssub-stanz” sieht er auch noch in zahlreichen Ortskernen wie Borbeck oder Werden.