Essen-Kettwig. In 81 Gemeinden und Städten in NRW fahren Bürgerbusse. Doch kaum einer ist Kapitel für Kapitel zu einer Erfolgsgeschichte geworden. 2002 kam der Bürgerbus Kettwig ins Rollen - und CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt war vom ersten Tag an dabei, ist heute stellvertretender Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins.
50 Fahrgäste täglich hätte man gebraucht, um wirtschaftlich zu arbeiten. Aktuell nutzen erstmals über 100 Kettwiger den Service - und das der so gut angenommen wird, steht in engem Zusammenhang mit den Busfahrern. Die sind ausnahmslos ehrenamtlich im Einsatz - und das mit viel Herzblut. Sie helfen beim Ein- und Aussteigen, geben die oftmals schweren Einkaufstaschen an, und „zwischen ihnen und den Fahrgästen ist eine große Vertrautheit entstanden“, weiß Kipphardt.
Vertrautheit zwischen
Fahrgast und Fahrer
Mit ein Grund für die hohe Akzeptanz des Kettwiger Bürgerbusses - aber nur einer, denn „der Bus wird immer stärker angenommen“. Besonders der Schmachtenberg, früher ein Sorgenkind, habe sich enorm entwickelt. „Das ist natürlich auch der schlechten Versorgungssituation in Auf der Höhe geschuldet. Die Menschen müssen zum Einkauf in die Stadt - und sie werden älter, weniger mobil“, sagt der Ratsherr.
Pünktlich ist der Bürgerbus, zuverlässig, die Fahrten sind preiswert. Und Mangel an ehrenamtlichen Fahrern herrschte nie - „es gibt eine lange Liste mit Interessenten“. sagt Kipphardt. „Für uns Kettwiger ist es halt eine Ehre, den Bürgerbus fahren zu dürfen.“ Und er weiß gleich noch einen Grund für den großen Erfolg: „Unser Vorsitzender Wolfgang Orlowski ist ein Vereinsmensch durch und durch und führt den Verein gefühlvoll und weise.“
Ein Blick auf die akribisch geführten Statistiken zeigt auch genau, wo die Stärken der Aktion Bürgerbus liegen und wie bemerkenswert die Entwicklung ist: Im Jahr 2003 nutzten insgesamt 22 151 Fahrgäste das Angebot, 2006 waren es schon 25 453, und ganz am Ende der Abschlusstabelle des Jahres 2010 steht die Zahl 30 463.
Die drei Bezirke Ickten, Schmachtenberg und Vor der Brücke liegen auf dem Streckenplan des Kettwiger Bürgerbusses - mit großem Abstand nutzen die Icktener das Angebot am intensivsten. Von 7.30 Uhr in der Früh bis 18.30 Uhr am Abend ist der Bus in Kettwigs Straßen unterwegs, um 10 Uhr steigen die meisten Fahrgäste zu. Wie wichtig diese Einrichtung ist, zeigt, dass im Durchschnitt jeder vierte Fahrgast einen Schwerbehindertenausweis besitzt und auf die Hilfe zur Mobilität besonders angewiesen ist. Ebenfalls auffällig: Einen mauen Monat, in dem erkennbar weniger Fahrgäste zu verzeichnen sind, gibt es nicht. Von Januar bis Dezember, an durchschnittlich gut 300 Tagen im Jahr, tun die Bürgerbusfahrer ehrenamtlich ihren Dienst. Außerdem werden sie oftmals dann angefordert, wenn in Kettwig große Veranstaltungen stattfinden, denn ihr Shuttleservice ist legendär.
2012 feiert diese Erfolgsgeschichte Zehnjähriges.