Essen-Kettwig. . Es müffelt ab und an, weiß Landwirt Einhart im Brahm. Hinter den Schweineställen auf dem Gelände des Bauernhofes an der Landsberger Straße steht der Grund für den nicht ganz freundlichen Duft: Behälter, in denen aus Speiseresten Biogas wird.

Wenn man ganz genau hinriecht, müffelt es ein bisschen. Das hängt immer davon ab, woher der Wind weht. Sagt Landwirt Einhart im Brahm. Hinter den Schweineställen auf dem Gelände des Bauernhofes an der Landsberger Straße steht das, was manchmal halt ein bisschen duftet. Große Behälter, in denen aus Speiseresten Biogas wird.

Gerade haben Annette und Einhart im Brahm die Anlage erweitert. Statt zwei stehen jetzt drei „Zipfelmützen“ - so nennen sie die riesigen Tanks - mitten in der Landschaft, am Rand der Ruhrauen.

Diese Erweiterung war eine kostspielige Angelegenheit, aber auch eine Investition in die Zukunft. Und die Idee entstand vor einigen Jahren, „als das Verfütterungsverbot von Speiseresten an Schweine diskutiert wurde“ erinnert sich Einhart im Brahm. Er hatte sich im Laufe der Zeit einen ansehnlichen Kundenstamm aufgebaut, erhielt von sogenannten Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, also aus Großküchen von Altenheimen, aus Werkskantinen, aber auch aus Restaurants, die Speisereste.

Aufbereitungsanlage

In einer Aufbereitungsanlage, die er im Jahr 2000 bauen ließ, wurde aus Steak und Erbsensuppe, aus Salat und Stampfkartoffeln das tägliche Futter für seine Schweine. Im Oktober 2006 kam dann das Aus, das Fütterungsverbot wurde Realität.

Weitermachen oder komplett aufhören? Weitermachen. Einhart im Brahm: „Wir hätten die Speisereste auch nach wie vor abnehmen und dann zur Kläranlage fahren können. Dort wären sie dann in den Faultürmen gelandet.“ Und jede Menge Energie wäre verloren gegangenen - im Brahms hatten sich bereits intensiv mit dem Thema Biogas beschäftigt und wagten den Schritt. 2005 wurde der erste Teil der Anlage in Betrieb genommen.

Das Prinzip der Biogasherstellung ist schnell erklärt, denn auch in der Natur bilden sich Biogase immer dann, wenn sich tierisches oder pflanzliches Material unter Luftabschluss und ohne Lichteinfall zersetzt, schlicht verfault. Bei im Brahms sind das Speisereste - vermischt mit Mist und Gülle aus der Schweinehaltung. „Das, was da passiert, passiert in jedem Sumpf, in jedem Moor“, sagt der Landwirt. Die so entstehenden Faulgase steigen nach oben - „das blubbert wie Sprudel“ -, dann zerplatzen die Blasen, das Gas wird freigesetzt. Dann wird es heruntergekühlt und entfeuchtet.

Effiziente Nutzung

Biogas lässt sich im Prinzip in allen Gasgeräten und Maschinen verwenden. Eine effiziente Nutzung ist der Betrieb einer Kraft-Wärme-Kopplung in einem Blockheizkraftwerk. Das Biogas ist dabei Brennstoff für einen umgerüsteten Diesel- oder Benzinmotor, der zur Stromgewinnung einen Generator antreibt. Die dabei anfallende Abwärme des Motors wird als Heizwärme genutzt. So wird das Schloss-Hotel Hugenpoet seit 2008 mit der Öko-Energie aus der Biogasanlage der im Brahms versorgt. Die Fernwärme fließt über eine 600 Meter lange Heißwasserleitung zum Hotel.

Nach der Erweiterung erzeugt die Biogasanlage 250 Kubikmeter Biogas pro Stunde und erzeugt daraus 4,5 Mio Kilowattstunden Strom und 5 Mio Kilowattstunden Wärme pro Jahr. Ein Teil des Stroms geht ins öffentlich Netz. 14 Cent muss der Energieversorger dafür pro Kilowattstunde bezahlen. „Wenn wir das Biogas z.B. mit Mais als Substrat erzeugen würden, gäbe es sogar 20 Cent“, sagt Einhart im Brahm. Das erklärt, warum von den insgesamt 4500 Biogasanlagen in Deutschen 90 Prozent mit den besser bezahlten nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Getreide und Zuckerrüben betrieben werden und nur 10 Prozent mit Speiseresten. „In Gegenden wie der Eifel und dem Voralpenraum wird als Biomasse oftmals Gras verwendet“, sagt im Brahm. „Nicht erst seit der Katastrophe in Japan schaut die Welt auf alles, was mit erneuerbaren Energien zu tun hat.“

Ökologischer Ansatz

Fukushima und die Atomenergie - ein Thema, das auch bei den im Brahms diskutiert wird. Dass der Vor der Brücker Landwirt mit dem ökologischen Ansatz auf einem guten Weg ist, ist unbestritten. Und eigentlich möchte er noch mehr - wenn er denn dürfte.

Zum Beispiel die Windenergie nutzen, doch da waren die bürokratischen Hürden deutlich zu hoch. So wie bei seinem Vorhaben, das Kinderschwimmbecken im Kombibad im Teelbruch mit Energie aus Vor der Brücke zu beheizen, denn „die senken ja aus Kostengründen Jahr für Jahr dort die Temperaturen“. Aber er kam mit seiner Idee noch nicht einmal bis über die Ruhr. „Da die Brücke wohl irgendwann saniert werden sollte, wollte man dort keine zusätzlichen Leitungen haben. Schade, denn dann wäre das Wasser muckelig warm gewesen und alle Kettwiger hätten was davon gehabt.“

Einen neuen Gärbehälter und ein neues Blockheizkraftwerk hat er für die Erweiterung angeschafft - „wir könnten unsere Anlage theoretisch bis nach Mülheim ausbauen, denn das Angebot an Speiseresten steigt stetig“, sagt Einhart im Brahm.

Aber vielleicht kommt er dann doch noch mal aufs Thema Windkraft zurück. Auf dem Hof seiner Eltern könnte er sich solch eine Anlage gut vorstellen. Sagt er. Und ist mit seinen Gedanken schon wieder beim nächsten Projekt.