Herne. .
Ihr steht der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. Gerda Kurz kann kaum glauben, dass sie noch lebt. Um kurz vor fünf Uhr schreckte sie gestern morgen im Bett hoch. Ein beißender Gestank hing in der Luft. „Ich hab’ die Tür zum Treppenhaus geöffnet. Da war alles voller Qualm“, sagt die 72-Jährige. „Ich hab’ mir schnell was übergezogen, bin runtergerast und hab’ die anderen wach gemacht.“ Gerda Kurz rettete ihnen das Leben.
Für einen 24-Jährigen in der Erdgeschosswohnung des Mehrfamilienhauses kommt jede Hilfe zu spät. Feuerwehrmänner finden den jungen Mann leblos auf dem Boden neben seinem Bett. Ein Notarzt kann nur noch den Tod feststellen. Die Brandermittler finden Teelichter auf dem Bett. Sie kommen in Frage den Brand ausgelöst zu haben.
Der Tod von Timo B. ist wohl das traurige Ende eines Sozialdramas. Die Nachbarn hatten schon lange ein ungutes Gefühl. „Die haben ihm schon vor zwei Jahren den Strom abgestellt“, sagt Vermieterin Renate Schacht (66). „Er hatte nur Kerzen als Beleuchtung. Das war ein ganz tragischer Fall.“ Schon seit Jahren hätten sie kein Licht mehr in der Wohnung gesehen, sagen auch die Nachbarn aus dem Haus nebenan.
„Wir wollten ihm immer helfen“, sagt Gerda Kurz. „Aber er wollte das ganz alleine schaffen.“ Der 24-Jährige sei selten zu Hause gewesen, habe sich manchmal tagelang auf der Straße herumgetrieben. Mal habe die Polizei vor der Tür gestanden, mal Geldeintreiber. Zuletzt seien die Feldjäger angerückt: „Er sollte zum Bund. Da ist er wohl nicht angetreten.“
„Er hat doch immer so nett gegrüßt.“
Die Nachbarinnen werden Timo vermissen. Sie wollen nicht schlecht über ihn reden. Er sei ein Mensch gewesen, der zur Hausgemeinschaft immer dazu gehörte. Gerda Kurz: „Er hat doch immer so nett gegrüßt.“
Zu den Details will sich die Polizei noch nicht äußern. Die Beamten wollen auch nicht bestätigen, dass der Strom tatsächlich abgestellt war. Das sei Gegenstand der Ermittlungen. „Wir können einen technischen Defekt ausschließen“, sagt Sprecher Marco Bischoff. Ein Sachverständiger war gestern dabei, den Brandort zu untersuchen. Bis der abschließende Bericht vorliegt, kann es einige Tage dauern. Auch der Sachschaden ist noch nicht beziffert.
Die Nachbarn konnten direkt wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Gerda Kurz muss erst einmal den Schock verdauen. Sie hat sich selbst den Vorfall eine Lehre sein lassen. Ihr Sohn brachte zwei Rauchmelder an.