Essen. . Die Jahrestagung der Kinder- und Jugendpsychiater machte am Mittwoch in Essen auf die immer weiter steigenden Anforderungen in der Schule aufmerksam. Viele Schüler und Lehrer leiden dadurch heutzutage häufiger an psychischen Erkrankungen.
Der Essener Mediziner Wolfgang Senf hat die im Congress Centrum West (CCE) gestartete Jahrestagung der Kinder- und Jugendpsychiater genutzt, um mit klaren Worten die „enorme Arbeitsbelastung“ für Kinder und Lehrer zu kritisieren. Es gebe zunehmend mehr junge Menschen, die im System überfordert seien und unter Erschöpfungssymptomen leiden, sagte Senf am Mittwochnachmittag.
„Wir haben bereits Kinder verloren, dabei sind sie unser Humankapital für die Zukunft.“ Auch mehr Lehrer, vor allem ehrgeizige Berufsanfänger, „leiden unter physischer Verwundung“, so Senf. Den Begriff „Burn-Out“ lehnt der Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni-Klinik Essen aber ab. „Burn-Out suggeriert, dass der Betroffene selbst Schuld an seinen Problemen hat.“
Die Gesellschaft macht „Hochsprung-Weltmeisterschaften“
Laut Senf sind Depressionen oder Traumata Folgen eines “Fehlers im System“. Die Schulbehörden müssten dringend handeln und Rahmenbedingungen verbessern. Er fordert nach dem Vorbild anderer Bundesländer große Investitionen in Programme für Lehrergesundheit – und Arbeitsschutz insgesamt.
Depressionen sind heilbar
„Wir können Patienten mit Depressionen in der Regel gut heilen, aber dann kommen sie zurück an den Arbeitsplatz und schaffen es nicht, die viel zu hoch gehängte Latte zu überspringen.“ In der Gesellschaft würden „Hochsprung-Weltmeisterschaften“ veranstaltet.
Anforderungen würden immer gesteigert und stillschweigend würde erwartet – nicht zuletzt auch von einem selbst – diese Hürden zu überspringen. „Auf uns kommt eine Riesenlawine an psychosozialen Belastungen zu.“ Ähnliche „erschreckende Probleme“ beobachte er auch bei jungen Arbeitnehmern in der IT-Branche und Medizin.