Die Polizei warnt vor Spionen am Geldautomaten: Das so genannte „Skimming“, das Auslesen von Daten aus der EC-Karte und das Ausspionieren der PIN, „nimmt seit einem halben Jahr überhand“, sagt der Kripo-Experte Friedel Sohlmann.

Eine siebenköpfige rumänische Bande hat seit Oktober allein in Essen rund 30 Automaten manipuliert und 500.000 Euro ergaunert.

Zwei Banden hat die Kripo schon gesprengt. Jetzt rollt die dritte Betrugswelle. Auf den Schreibtischen von Sohlmann und seinem Kollegen Frank Eisenburger türmen sich 120 Vorgänge um betrügerische Buchungen mit Daten aus Geldautomaten. Am Wochenende hat die Kripo an einem Automaten in der Huttroper Knaudtstraße das Spionage-Verfahren der nächsten Generation entdeckt.

Wie bisher arbeiten die Betrüger zum Auslesen der EC-Karte mit einem Vorsatz am Kartenschlitz. Die PIN-Nummer spähen sie aber nicht mehr nur mit einer über dem Geldautomaten versteckten Kamera aus, sondern legen ein manipuliertes Bedienfeld so geschickt über die Originaltastatur, dass die Eingabe der PIN zwar wie gewohnt funktioniert, die Zahlenkombination aber in einem Chip auf dem Zusatz-Bedienfeld gespeichert wird.

Manche Bank reagiert

Durch den Einsatz einer Testkarte können die Betrüger durch die Buchungs-Zeiten erkennen, welcher PIN zu welcher Karte gehört. Mit diesen Daten beschreiben sie eine beliebige Karte mit Magnetfeld neu und können so Geld von diesem Konto abheben. Nicht in Deutschland, wo die Automaten ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal abfragen; immer seltener auch im europäischen Ausland. „Die Abhebungen kommen jetzt aus Kanada oder Südafrika“, sagt Sohlmann. Bis zu 5000 Euro sind bisher pro Karte abgehoben worden.

Der Kunde hat dabei den Ärger, aber nicht wirklich den Schaden: Den übernehmen in aller Regel die Banken. Allerdings sind manche Banken, etwa die Sparda West dazu übergangen, mit Hinweis auf hohe Betrugskosten die Gebühren für EC- oder Kreditkarten zu erhöhen.

Auf Überwachungsvideos haben Sohlmann und Eisenburger die Arbeitsweise ihrer Pappenheimer studieren können. Sie bevorzugen allein stehende Geldautomaten, die nicht im Vorzimmer von Filialen stehen, und bauen ihre Zusatzgeräte gern Freitagabend auf und Samstagabend wieder ab. Sohlmann über den typischen Täter, der auffallend oft aus einem kleinen Karpaten-Städtchen stammt: „Die wohnen in Billighotels, verdienen 100 Euro die Woche - und die Bosse im Hintergrund kassieren das große Geld.“