Essen. . Bei einer Informationsveranstaltung über das Bauvorhaben Jugendpsychiatrie an der Wickenburgstraße blieben zum Verdruss der Bürger viele Fragen offen. Die Stimmung kippte, die Aufregung war groß.

Vom Andrang förmlich überrannt wurden die Veranstalter des Informationsabends zum Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der gerade an der Wickenburgstraße entsteht. Über 100 Anwohner drängten sich in das für diese Masse viel zu kleine Foyer der benachbarten LVR-Tagesklinik und trafen auf Verantwortliche, die große Mühe hatten, die Besucher zu bändigen – was wohl auch daran lag, dass nicht die Ansprechpartner vor Ort waren, die sich die meisten gewünscht hätten.

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Die Anspannung ist groß, viele Bürger warten offenbar auf die Gelegenheit, ihrem Ärger Luft machen zu können. Ärger über die vollendeten Tatsachen, vor die sie sich gestellt fühlen. „Die Bäume wurden gerodet, ohne dass die Anwohner informiert wurden“, erbost sich ein Anwohner. „Was geschieht nun mit den Vögeln, die hier heimisch geworden sind?“, will eine andere wissen. „Wo sollen wir jetzt mit unseren Hunden spazieren?“ „Wo parken die Besucher der Patienten?“

Fragen über Fragen, mit denen Jane E. Splett-Bambynek, die kaufmännische Direktorin der neuen Klinik, offenbar überfordert ist. So weist sie darauf hin, dass der Abend eigentlich dafür gedacht sein soll, über die geplante Versorgung im Haus zu berichten. Dieses Thema jedoch interessiert die Leute weniger, sie wollen Informationen zum Bauvorhaben. Splett-Bambyneks Einwände, dass alles rechtens sei und die Baupläne bereits vor über 15 Jahren öffentlich diskutiert wurden, sind denkbar ungeeignet, die erhitzten Gemüter zu beruhigen.

Im Mai wird’s laut

Splett-Bambyneks Versuch, den Mangel an Information auf die Stadt zu schieben, scheitert am vehementen, parteiübergreifenden Widerstand der anwesenden Politiker. „Keiner hat etwas gewusst“, erbost sich CDU-Ratsherr Klaus Diekmann. „Ich habe erwartet, dass heute Architekten da sind“, zeigt sich dessen Kollegin Jutta Eckenbach enttäuscht. Immerhin weiß Splett-Bambynek zu berichten, dass im Mai in einem Zeitraum von sechs Wochen die Module angeliefert werden sollen, mit denen der Fertigbau dann hochgezogen werden soll. „Das wird dann noch einmal eine große Belastung für die Bewohner bedeuten.“

Zudem klärte Nikolaus Barth, der stellvertretende Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie, über die Nutzung der 40 Betten auf, die den Patienten ab Januar 2012 zur Verfügung stehen sollen: Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 19 Jahren mit seelischen Störungen wie Angstzuständen, Depressionen oder Hang zur Selbstverletzung sollen behandelt werden.

Behandlung von Straf-Tätern wird ausgeschlossen

Zudem sei eine qualifizierte Drogenentzugsstation mit zwölf Plätzen vornehmlich für Cannabisabhängige geplant. „Eine große Drogenentzugsstation ist nicht vorgesehen“, verspricht Barth. Auch werde es eine geschlossene, entsprechend gesicherte Akut-Station mit bis zu zehn Plätzen für Selbstmordgefährdete oder aggressive Jugendliche geben. Die Behandlung von Gewalt- und Straftätern sei ausgeschlossen. „Solche Patienten kommen in forensische Kliniken“, so Barth.

Geradezu gelassen nehmen die meisten Bürger diese Informationen auf. „Gegen Kinder hat hier niemand etwas“, sagt eine Bürgerin. Wohl aber offenbar gegen das Gebäude, in dem sie behandelt werden sollen. „So ein Klotz passt nicht in die Gegend“, meint einer. „Wer garantiert uns denn, dass der Bau in zehn Jahren nicht wieder erweitert wird?“ „Über Bedarf zu spekulieren, der vielleicht in 15 bis 20 Jahren erforderlich sein könnte, schürt nur unnötige Ängste“, antwortet da zwar SPD-Ratsherr Dirk Heidenblut. Aber zu spät: Die Stimmung ist wieder gekippt, die Aufregung abermals groß.

Der LVR will nun offenbar dem Wunsch der Bürger Rechnung tragen und kurzfristig in der nächsten Woche einen weiteren Informationsabend auf die Beine stellen: Dann sollen auch für den Bau Verantwortliche sich der Diskussion stellen.