Essen. .

Die Forensik an der Krawehlstraße kommt nicht zur Ruhe. Schon wieder steht sie ohne Leitung da, nachdem Chefarzt Turan Devrim sie nach acht Monaten Ende Mai verlässt.

Ein neuer kommissarischer Leiter ab 1. Juni werde aber für einen nahtlosen Übergang sorgen, verspricht Katharina Landorff, Pressesprecherin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der Träger der Klinik ist. Den Namen des neuen Mannes oder der neuen Frau will sie aber aktuell noch nicht nennen. Warum nicht? Auch dazu sagt sie nichts. Für Turan Devrims Abschied nach so kurzer Zeit nennt sie „persönliche Gründe“, ohne dies näher auszuführen. Bekannt ist, dass Psychiater Devrim sich an seinem sauerländischen Wohnort stark ehrenamtlich engagiert. Aber dass der Job in Essen zeitaufwendig ist, das dürfte er auch im Oktober 2009 gewusst haben, als er die Stelle antrat.

Fünf andere Bewerber hatten damals schon abgewinkt, als ihnen die Leitung der Forensik angeboten wurde. Sie galt als Reformprojekt. Mutmaßliche Straftäter mit psychischen Erkrankungen sollten hier bis zum Beginn des Prozesses untergebracht und schon behandelt werden. So sah das Konzept aus, das Norbert Leygraf, Leiter des Institutes für forensische Psychiatrie in Essen, ausgearbeitet hatte. Als sich abzeichnete, dass nur eine finanziell und personell abgespeckte Version durchgeführt wird, lehnte Leygraf den angebotenen Posten ab.

Von hohen Selbstmordzahlen ist die Rede

Die Suche nach dem Leiter verzögerte den Start der neuen Einrichtung. Seit November sind die Patienten da, seitdem brodelt auch die Gerüchteküche. Von hohen Selbstmordzahlen ist die Rede, von einem nicht ausreichenden Personalstamm, einem hohen Krankenstand und fehlenden Behandlungsmöglichkeiten.

LVR-Sprecherin Landorff widerspricht. Seit November sei es zu einem einzigen Suizid gekommen, sagt sie. Die Personallage habe sich zudem entspannt. In Verhandlungen mit dem Land habe man erreicht, dass insgesamt acht Mitarbeiter den pflegerischen und den ärztlichen Bereich aufstocken.