Essen. Geschäftsmann Michael Stoll unterstützt das Projekt “Lernen wie man lernt“ des Essener Kinderschutzbundes. Er wünscht sich gute Bildungschancen für alle Kinder. Wer hier nicht mitziehe, dürfe sich auch nicht über den Fachkräftemangel wundern.

Eigentlich möchte Michael Stoll um keinen Preis in der Zeitung stehen, auch nicht als einer, der Gutes tut. „Es geht doch nicht um mich, sondern um die Sache“, wehrt der Geschäftsführer eines Recycling-Unternehmens ab. Die Sache ist das Projekt „Lernen wie man lernt“ des Kinderschutzbundes, für das die WAZ Spenden sammelt. Weil Michael Stoll ein langjähriger Unterstützer des Projekts ist, haben wir ihn doch zum Gespräch überredet: Wir hoffen, dass er Nachahmer findet.

Von der Arbeit in Altenessen überzeugt

Stoll lebt mit seiner Familie im Essener Süden und wurde neugierig, als er vor ein paar Jahren in der Zeitung las, wie der Kinderschutzbund Schülern im Norden der Stadt bei den Hausarbeiten hilft und sie mit einem Mittagessen versorgt. „Ich rief Projektleiter Michael Maas an und vereinbarte einen Termin vor Ort.“

Weil Stoll von einer Besprechung nach Altenessen kam, trug er einen Anzug. Warum er das erwähnt? „Als ich in diese verrotteten Pavillons kam, betrat ich eine andere Welt.“ Nur hatte er wenig Gelegenheit, sich über die Räume zu wundern, weil ein Mädchen unbefangen auf ihn zukam: „Kannst Du mir helfen?“ Stoll half ihr bei den Matheaufgaben – und war von der Arbeit in Altenessen überzeugt.

Hausaufgaben mit Freude gemacht

„Diese Selbstmotivation hat mir gefallen“, erinnert er sich. Die Kinder seien freiwillig gekommen, hätten ihre Hausaufgaben mit Freude gemacht. Froh, dass ihnen jemand hilft, dankbar, die Ruhe und den Raum zum Arbeiten zu haben, weil beides zu Hause fehle. Ihm sei klar gewesen, dass er das Projekt unterstützen wolle, langfristig. Erst recht, als Maas erzählte, der Kinderschutzbund wolle als Ersatz für die Pavillons ein altes Schulgebäude auf dem Gelände zum Lernhaus umbauen.

Erstens wünsche er den Kindern eine schönere Lernatmosphäre, zweitens habe das Projekt ohne neues Domizil keine Zukunft, drittens passe der Umbau zu seiner Firma. „Remex verwandelt Altlasten, hier helfen wir, aus einer Altlast ein Lernhaus zu machen.“ Davon hat er auch die Belegschaft überzeugt, seit Jahren spendet sie regelmäßig für „Lernen wie man lernt“ - dabei sitzt die Firma in Düsseldorf.

„Bessere Bildung, Integration - das ist doch hochaktuell.“

Andererseits leuchten die Ziele von „Lernen wie man lernt“ überall ein, glaubt Stoll. „Bessere Bildung, Integration - das ist doch hochaktuell.“ Wer das versäume, dürfe sich nicht über den Fachkräftemangel wundern. „Wir müssen die Ausbildung der Kinder endlich vom Bildungsniveau und Sozialstandard der Eltern entkoppeln.“ An den Schulen im Süden Essens gebe es gut ausgestattete Fördervereine und Eltern, die sich finanziell wie persönlich einbringen. „Das ist kein Vorwurf an den Süden. Im Gegenteil: Wir müssen die Situation nicht dort ändern, sondern im Norden der Stadt.“ Da, wo vielen Kindern jede Förderung fehle. Ginge es nach Stoll, könnten die Fördervereine mal Spenden sammeln für das Projekt „Lernen wie man lernt“. Motto: Süden hilft Norden. Gut, dass wir mit ihm gesprochen haben!