Essen.

Das Ende des Kulturhaupstadtjahres Ruhr.2010 wurde ausgiebig gefeiert: Im Gelsenkirchener Nordsternpark stieg die offizielle Feier. Daneben ließen 5000 Besucher das Jahr auf Zollverein Revue passieren. Die Feiern zeigen: Kultur ist hip und bunt.

Atmosphärisch feierte die Kulturhauptstadt Essen am Samstag ihr Finale. Während die „große“ Feier in Gelsenkirchen am Nordsternpark mit viel Brimborium über die Bühne ging, gab man sich auf Zollverein, etwas bescheidener. 5000 Besucher erlebten die Feier, die sich auf und um das Sanaa-Gebäude konzentrierte, dem Bauwerk, das die einen als architektonisches Highlight bezeichnen, andere jedoch wenig schmeichelhaft „Betonklotz“ nennen.

Eines aber ist klar: So schön erstrahlte der quadratische Komplex zuvor selten. Während des gesamten Fests - von 16.30 bis 20.10 Uhr - wurden die vier Wände der sonst grauen Fassade mit wechselnden Motiven beleuchtet. Zudem erlebte die im August uraufgeführte Projektionsperformance „Quadrangle“, die das Gebäude buchstäblich zum Leben erweckte, gleich zwei Wiederholungen.

Doch auch der Sichtbeton des Innenraums verwandelte sich durch die Rauminstallationen der Künstlergruppe „Raumzeitpiraten“, die mit seltsam-futuristisch anmutenden Konstruktionen erzeugt wurden, in einen wunderbar absurden Blickfang.

Das Jahr Revue passieren lassen

Schon am Zollverein-Haupteingang begann das Konzept des künstlerischen Leiters Jan Pauly, die gesamte Ruhr 2010 im kleinen Rahmen Revue passieren zu lassen, aufzugehen. Nicht nur, dass er offenbar einen guten Draht zu Petrus und praktisch das gleiche Wetter wie zur Eröffnung auf Zollverein hatte, auch der stimmungsvoll von Kerzen beleuchtete Weg erinnerte an das Anfangswochenende der Kulturhauptstadt. Der nächste Blick Richtung Förderturm fiel auf einen von drei gelben Schachtzeichen-Ballons, wie sie im Mai im gesamten Ruhrgebiet aufgestiegen waren. Die Biertische, an denen „Tuba Libre“ aufspielten, erinnerten an das Mega-Picknick „Still-Leben“ auf der A 40. Im Sanaa-Bau gab’s ein Wiederhören mit den „Day Of Song“-Chören.

Elisabeth Karner hatte eine ganz besondere Methode, auch aus dem Publikum, das sich im Foyer um sie versammelte, einen Chor zu formen: „Bei Gesang Tanz“ stand auf einem Schild – und als ein mutiger Zuschauer tatsächlich „Im Wagen vor mir“ anstimmte und der Rest beim Refrain mit einstieg, setzte sie sich schwungvoll in Bewegung.

Ruhr-Kultur ist hip - und bunt

Wer neben diesem improvisierten Tanz auch das von Ben van Cauwenbergh choreographierte Ballett genießen wollte, musste sich früh genug ans Treppenhaus zur ersten Etage anstellen: Maximal je 400 Personen gewährte der Sicherheitsmann Eintritt zu den beiden zehnminütigen Vorstellungen, die einen eindrucksvollen Einblick in die Aalto-Produktion „La vie En Rose“ gaben – mit einem Schönheitsfehler: „Da machen die die ganze Zeit auf Kulturhauptstadt und schaffen es nicht, eine Anlage zu organisieren, die einwandfrei funktioniert“, kritisiert eine Besucherin.

Dass man inspiriert von Chansons auch ganz anders tanzen kann, bewies unter freiem Himmel die Breakdance-Combo „Pott-Pourri“: Die vom Beatboxer Jibel Jay und der Sängerin Maria Garcia Lora begleitete Performance repräsentierte auch in der WDR-Übertragung den Essener Part des an vier Spielorten ausgetragenen Finales. Ruhr-Kultur ist hip, zeigte der Auftritt. Und bunt, bewies der Rest vom Fest: spannende Jazzbands, Poetry-Slam, ein Märchenzelt, illuminierte Bäume.