Dortmunder U feiert Eröffnung und Ruhr.2010-Abschied
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Dortmund. .
Das Dortmunder U feierte zum dritten Mal Eröffnung und damit Abschied von der Kulturhauptstadt. Zum Ruhr.2010-Finale gab’s lange Schlangen, Tanz und Feuerspucker – rund 10.000 Besucher ließen sich von der Kälte nicht abschrecken.
Am späten Nachmittag wollte es Dr. Kurt Wettengl dann doch wissen. Den Direktor des Museums Ostwall interessierten Zahlen. Wie viele Besucher hatten an diesem „dritten Eröffnungstag“ des neuen Kunst- und Kreativzentrums „U“ seit den Mittagsstunden das alte Brauereigebäude bereits betreten? Wie viele würden es am Ende dieses langen Tages sein, der zugleich ja auch die Dortmunder Abschlussveranstaltung des Kulturhauptstadtjahrs RUHR.2010 bildete? Die Prognosen – zehntausend Gäste – waren korrekt, erfuhr Wettengl; jetzt waren es bereits fünftausend.
Zehntausend Menschen, die sich von Glätte und bitterer Kälte nicht abschrecken ließen. Die in Kauf nahmen, dass es zu Schlangenbildungen draußen und drinnen kommen würde; denn alle konnten auf keinen Fall zeitgleich eingelassen werden; das baupolizeilich erlaubte Limit lag bei 1600 Personen.
Ein Schachtzeichen-Ballon im Wind und Tanz im Zelt
Erinnerungen an die Eröffnung des Konzerthauses an der Brückstraße wurden wach. Nur dass sich damals das Programm im Saale abspielte. Hier gab es reichlich Programm vorm Haus, auf der Leonie-Reygers-Terrasse. Zwei Bühnen, ein paar Stände, irgendwie auch die Verlängerung des Weihnachtsmarktes in der Innenstadt. Ein gelber Schachtzeichen-Ballon dümpelte am Wall im Wind – er markierte den Beginn des Kunstbereichs. Näher zum U in weißen Zelten der von „Heimatdesign“ organisierte Designer-Weihnachtsmarkt. In einem anderen Zelt Tanz. Bewegung wärmt.
Die in der Warteschlange konnten sich mit Worten trösten. Oberbürgermeister Ullrich Sierau freute sich, dass das „ganze deutsche Volk“ zugegen war. So begrüßte er den Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert. Der RUHR.2010-Geschäftsführer Dr. Fritz Pleitgen wies die Kritik am Event-Charakter der Kulturhauptstadt-Veranstaltungen zurück und argumentierte mit Zahlen. Dr. Andreas Broeckmann, der U-Gründungsdirektor, erläuterte das Konzept des Hauses. Das war die offizielle Eröffnung. Von steigenden Kosten war unverschlüsselt nicht die Rede. Dazu Stadtdirektor Jörg Stüdemann: „Dazu gibt es ja auch nichts mehr zu sagen.“
Pompidou im Dortmunder U
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Wohin ist eigentlich das alte Brauhaus verschwunden?
Drinnen gab es umso mehr zu bereden. Themen: die Architektur des Hauses. Wohin ist eigentlich das alte Brauhaus verschwunden? Es ist nicht wiederzufinden. Probesitzen unten im Museumscafé „Ruby“, der Käsekuchen ist lecker. Das Ausstellungsdesign des Museums Ostwall, die Centre Pompidou-Schau „Bild für Bild“ im sechsten Stock. Die sie gesehen haben, sind begeistert, die Bewegungstherapeutin Christiane Wedekind auch. Doch sie und ein sie begleitender Galerist haben eine Strichliste geführt. „Sechzehn Personen Bewachungspersonal, sieben Museumsmitarbeiter, doch nur neun Besucher, davon zwei Journalisten!“ Erklärlich ist das: Für „Bild für Bild“, und nur dafür, wurde Eintritt erhoben, und das lief dann so ab: Warten draußen, Warten vor der Rolltreppe und oben die Auskunft: Karten gibt’s unten! Also zur Kasse, wieder Warten vor der Treppe … Und das ging nicht nur der Bewegungstherapeutin so.
Wettengl ist nicht einmal unglücklich, dass es ruhig ist in der Ausstellung. Vor ein paar Tagen ist es in der eigenen Sammlung zu einem schweren Unfall gekommen, ein Besucher hat eine nicht zu ersetzende Skulptur von Otto Piene umgeworfen. Totalschaden, sicher im sechsstelligen Bereich.
Doch immer wieder löst das Gebäude Begeisterung aus. Der zwölfjährige Oskar findet Kunst ja „schon etwas schwierig“, ist aber interessiert an der vielen Technik, die mit ihr verbunden ist. Hanna Krüger (28), eine Kindertheaterschauspielerin - „ich spiele da die Gretel“ -, lobt die Synergieeffekte, die eine solche Einrichtung möglich macht.
Die „Kathedrale“ gibt den Blick über die Stadt frei
Ein Vertreter der Tourismusbranche, der Mann mit dem BVB-Schal will seinen Namen nicht nennen, ist dagegen richtig verärgert, er hat drei Anläufe genommen, in die „Kathedrale“ mit der „View“-Restauration, also nach ganz oben vorzudringen. Die ist wunderbar und gibt viel Blick über die Stadt frei. Den Mann interessiert der Raum auch als möglicher Veranstalter, also als Kunde. Dreimal wurde der Besucher abgewiesen, am Abend hätte es eines besonderen Ausweises bedurft, berichtet er.
Tatsächlich ist viel los im „View“ an diesem Tag. Hannas Vater Jost Krüger gestaltet mit dem Hansa-Theater einen Teil des Programms unter der Kuppel, gerade ist „Ring of Fire“ zu hören, aus dem Johnny-Cash-Programm. Ach ja, Krüger hat auch einen Roman über das U geschrieben, zusammen mit Adolf Winkelmann. Von dem sind die fliegenden Bilder, die seit 2010 über die Stadt leuchten.
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