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Nur sechs Prozent der jungen Ein-Euro-Jobber schaffen den Sprung in den Arbeitsmarkt. Von knapp 4900 Arbeitslosen brechen ein Drittel ihre Gemeinwohlarbeit wieder ab. Das geht aus dem Bilanzbericht des Jobcenters Essen hervor.

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Von DerWesten

Die umstrittenen Ein-Euro-Jobs für Langzeitarbeitslose, in Essen auch Gemeinwohlarbeiten genannt, führen in den seltensten Fällen zu einem echten Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft. Nur sechs Prozent der jungen Ein-Euro-Jobber unter 25 Jahren und sogar nur 5,5 Prozent der erwachsenen Langzeitarbeitslosen gelang der Sprung direkt in den ersten Arbeitsmarkt.

In absoluten Zahlen sieht das Ergebnis noch trostloser aus: Von 6440 Essener Arbeitslosen, die Wände anpinseln, Blumen pflanzen oder Fahrradwege bauen, konnten danach nur 363 eine sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Lehre ergattern - dabei werden selbst noch Minijobs mitgezählt.

Unpünktlichkeit

Das geht aus dem jetzt vorgelegten Bilanzbericht des Jobcenters Essen für 2009 hervor. Befürworter von Ein-Euro-Jobs sehen die Gemeinwohltätigkeit zwar als letzte rettende Maßnahme für Langzeitarbeitslose mit mehreren Vermittlungshemmnissen, um diese wieder langsam an eine geregelte Tätigkeit zu gewöhnen. Doch auch dieses Ziel erreichen die Betreuer bei einem Großteil der in der Regel neun Monate lang tätigen Ein-Euro-Jobber nicht: Sie schaffen es nicht, die Arbeitslosen ausreichend für die Einfach-Arbeiten zu motivieren.

Von knapp 4900 erwachsenen Arbeitslosen brechen ein Drittel ihre Gemeinwohlarbeit wieder ab - die meisten müssen wegen persönliches Fehlverhalten, wie Unpünktlichkeit oder häufiges Nicht-Erscheinen, vom Ein-Euro-Job ausgeschlossen werden.

Bei den jungen Leuten unter 25 Jahren zählen die Statistiker sogar über 60 Prozent Abbrecher. „Die Einsatzbereitschaft und das Durchhaltevermögen der Jugendlichen sind im Vergleich zu den langzeitarbeitslosen Erwachsenen oft deutlich geringer“, konstatiert nüchtern der Bericht des Essener Jobcenter-Leiters Torsten Withake.

Die hohen Abbrecherquoten sind umso erstaunlicher, wenn man sieht, wie sehr sich die Verantwortlichen in Essen bemühen, eine große Bandbreite an Ein-Euro-Jobs vorrätig zu halten: So gibt es über 5300 Einsatzmöglichkeiten - und die Plätze werden nur zum Teil besetzt, damit Arbeitslose immer eine gute Auswahl freier Gemeinwohl-Jobs haben. „Im Regelfall erfährt der Kunde einen seinen Bedürfnissen entsprechenden passgenauen Einsatz“, schreibt Withake.

Trotz der schlechten Zahlen verteidigt Withake die Einfachjobs: Für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose seien dies keine „dumpfen Ein-Euro-Jobs“, sondern eine Chance, eine Beschäftigungsperspektive zu bekommen.

So sei der Qualifizierungsanteil während der neun Monate dauernden Arbeitsgelegenheiten 2009 von 10 auf 20 Prozent erhöht worden, um Vermittlungshemmnisse (wie fehlende Deutschkenntnisse) zu beheben.