Essen. .

CDU-Chef Franz-Josef Britz hält das dreigliedrige Schulsystem für überholt. Jetzt will er seine Essener Kreispartei überzeugen. „Der Knoten muss jetzt endlich durchgehauen werden“, fordert er.

Auch interessant

Es muss Franz-Josef Britz manchmal schwer gefallen sein, in den letzten fünf Jahren die Parteiräson der Landes-CDU zu wahren. Von „Verhärtungen in der Schulpolitik“ spricht der Essener Kreisvorsitzende und davon, dass man die Oppositionszeit nutzen solle, diese jetzt aufzulösen. „Der Knoten“ sagt er, „muss jetzt endlich durchgehauen werden“. Die Dreigliedrigkeit des Schulsystems, bisher eine feste Burg in der Programmatik und der praktischen Politik der CDU und der von ihr getragenen früheren Landesregierung, soll fallen. Britz will dabei tatkräftig helfen.

Die Essener CDU ist wie die gesamte Ruhrgebiets-Partei traditionell nicht bei denen, die die konservative Fahne hochhalten. So soll es auch diesmal sein. Britz sind die verbalen Lockerungsübungen des neuen Landesvorsitzenden und Oppositionsführers Karl Josef Laumann in der Schulpolitik nicht entgangen. Er hält sie für richtig, will den früheren Sozialminister bei seinem Vorhaben stützen und den Essener Kreisverband in den nächsten Wochen auf dieses Gleis schieben. Großen Widerstand erwartet er nicht.

Britz verfolgt mit seinem Vorstoß nach eigenen Angaben auch eine strategische Absicht. „Wir müssen als CDU-Kreisverband erkennbar sein“, sagt er. Das überrascht etwas. Denn seit wann schärft eine Partei ihr Profil, indem sie sich dem politischen Gegner - hier der SPD - annähert? Britz weicht der Frage letztlich aus, verweist darauf, dass gerade Bildung ein wichtiges Thema für die CDU ist. Und das man eben deshalb ältere Zöpfe, mit denen sich „draußen“ nichts mehr gewinnen lasse, abschneiden müsse. „Die Eltern haben ihre Entscheidung getroffen.“

In einer Stadt wie Essen würden bei einem Zwei-Säulen-Modell faktisch Haupt- und Realschulen in die vorhandenen Gesamtschulen aufgehen, egal ob das Kind am Ende vielleicht „Integrierte Mittelschule“ heißt, wie Britz vorschlägt. Der Unterschied zur SPD: „Wir bleiben dabei, nach der vierten Klasse, den Übergang ins Gymnasium oder eben in die neue Schulform zu ermöglichen“, beteuert Britz. Also kein „gemeinsames Lernen“ bis einschließlich Klasse sechs, wie es die politische Konkurrenz will. In Hamburg hatte die CDU auch diesen ehernen Grundsatz allerdings schon aufgegeben, wurde erst im Rahmen eines Volksbegehrens von erbosten Eltern zurückgepfiffen.

Grundschulkämpfe

Der Mann, der 2009 gegen Reinhard Paß das Rennen um das OB-Amt verlor, möchte aber auch bei den Essener Grundschulen Frontlinien begradigen. Mehrfach gab es in der Stadt die Situation, dass für eine konfessionelle Grundschule genügend Anmeldungen vorhanden waren, nicht aber für eine benachbarte Gemeinschaftsschule. Folge ist das so genannte „Bestimmungsverfahren“, das regelmäßig damit endet, das die konfessionelle Schule dennoch in Gefahr gerät. Denn eine Gemeinschaftsschule für alle muss es in zumutbarer Entfernung stets geben.

Für die CDU ist das misslich, da es vor allem ihre Klientel ist, die ihre Kinder lieber auf eine katholische Grundschule schickt. Auch hier plädiert Britz indes für Einsicht in das Unabwendbare: Da man die Konfessionsschulen meist nicht retten könne, „müssen wir uns überlegen, wie wir das Kreuz auf anderem Wege in den Grundschulen halten“. Die Landesverfassung sehe immerhin religiöse Unterweisung auch in Gemeinschaftsschulen vor, doch zeigten die Kirchen hier zu wenig Präsenz. Das, so Britz, müsse sich ändern, auch wenn er natürlich um die schwierige finanzielle Lage der Kirchen wisse. Und wenn alle Stricke reißen, müsse eben über die Gründung weiterer Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft nachgedacht werden. „Da haben wir in Essen ja herausragende Beispiele.“