Essen.

Die Wirtschaft boomt – das Luxus-Segment weicht. Doch nicht aufgrund schlechter Umsatzzahlen schließt Hannelore Setareh nach 41 Jahren ihre Boutique „Lunatic“ im Handelshof.

Der Mietvertrag wurde schlicht nicht verlängert. Dabei hatte die studierte Designerin Ausbaupläne für ihr Geschäft, wollte eine dritte Etage im Gebäude anmieten.

Sparda-Bank ist Nachmieter

Als sie sich jedoch an die Eigentümer der ehemaligen Stadt-Immobilie wandte, um die Expansionspläne zu besprechen, winkte man ab und teilte mit, die benachbarte Sparda-Bank wolle ebenfalls ihre Geschäftsflächen erweitern. Ausbau-Reserven für zwei Geschäfte jedoch gab es in der Immobilie nicht.

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Von DerWesten

Nun ist der Räumungsverkauf für die Mode aus dem Hochpreis-Segment eingeläutet. Was bleibt, ist ein wehmütiger Blick zurück. „Die Lunatic war die erste Boutique, die derart hochwertige Designer-Mode hier in die Rhein-Ruhr-Region geholt hat.“ Versace und Gucci hat Hannelore Setareh im Angebot, Dolce & Gabbana und Jil Sander gibt’s nun im Ausverkauf. Wie ein „Who is Who“ der Modewelt lesen sich die Namen der Prêt à Porter-Hersteller in den Regalen. „Als Prada mir vor 22 Jahren die erste Kollektion angeboten hat, habe ich die Sachen nicht genommen.“ Die Designerin befand die erste Auflage der Modelinie für „wenig ausgereift“, kaufte erst im zweiten Jahr.

Tonangebend im Modezirkus

Wie hoch Geschmack und Name der Essenerin, die regelmäßig nach Paris, Mailand und New York fliegt, in der Modewelt gehandelt werden, zeigen auch die Besuche von Agentur-Mitarbeitern aus der ganzen Welt. „Wenn wir eine Kollektion kaufen, kaufen die anderen auch. In Deutschland gibt es drei Läden, nach denen sich die Einkäufer richten. Eine davon ist die Lunatic.“

Nun jedoch schließt das Shopping-Mekka, das kaufkräftige Kunden aus der ganzen Region nach Essen zog, die Pforten. Eine andere Immobilie kam für sie nicht in Frage. „Ich habe mich nie in Rüttenscheid oder am Limbecker Platz gesehen.“ Als Mode-Anlaufpunkt in der Innenstadt verstand Hannelore Setareh ihren Laden.

Wandel in der City

Doch die Innenstadt wandelt sich. Von der Kettwiger Straße wandern Geschäfte ab in Richtung Limbecker Platz. In der Kritik steht auch die Neugestaltung des Willy-Brandt-Platzes, die vermehrt Obdachlose anzieht. War die Geschäftsfrau mit den Entscheidungen der Stadtentwickler stets einverstanden? „Ich hätte mir manchmal einfach gewünscht, man hätte uns in die Pläne für die Innenstadt mehr einbezogen“, sagt sie. Engagement zur Attraktivierung des Quartiers rund um den Kaufhof tue Not. „Ich empfinde Mode neben der Kunst als einen wichtigen Ausdruck von Kultur“, sagt Hannelore Setareh. „Wir genießen Essen als Kulturhauptstadt Europas und haben es nicht verstanden, dass die Stadtväter diesen Aspekt nicht als solchen werten.“