33 Jahre sind eine lange Zeit. So ist es nicht einmal übertrieben, Wittig Wohndesign als ein Dortmunder Traditionsunternehmen zu bezeichnen. Doch seit Dezember steht das frühere Möbelhaus an der Hohe Straße leer. ...

0014868376-0050539576.JPG
© WAZ

... Ein Nachmieter konnte nicht gefunden werden. Kein Einzelfall in Dortmund, wo der Fachhandel zusehends verschwindet.Kommentar Lokalseite 2 Es war ein Ende mit Ansage: Der Ausverkauf bei Wohndesign Wittig zog sich über ein ganzes Jahr hin. Zeit genug also, einen neuen Mieter zu finden. Könnte man glauben. "In dieser Zeit haben wir uns wirklich um eine Nachfolge bemüht. Drei Anfragen gab es, einmal hätte es beinahe mit dem Vertragsabschluss funktioniert. Doch dann erhöhte der Vermieter die Kosten, der Interessent sprang ab", berichtet Helga Klima-Wittig, die das Möbelhaus mit ihrem Ehemann Ende 2007 aus Altersgründen aufgab.

Doch sind leerstehende Geschäftsräume keine Seltenheit. Einzelhändler zerbrechen an den hohen Mietkosten und der Konkurrenz durch die Filialisten. "In der Dortmunder Innenstadt verzeichnen wir einen hohen Filialisierungsgrad. Am Westenhellweg liegt dieser bei rund 80 Prozent", sagt Andreas Peppel vom Einzelhandelsverband Westfalen-Mitte. "Das ist in anderen Großstädten aber nicht anders. Die hohen Mieten sind von örtlichen Einzelhändlern einfach nicht mehr zu bezahlen."

Kein Wunder - bei Quadratmeterpreisen bis zu 180 Euro im Monat. Doch gilt der Kern der Innenstadt als gesund. Die Mieten steigen in den guten Lagen. Schlechter sieht es in den Randbezirken und Vororten Dortmunds aus.

Schon die Ränder von Osten- und Westenhellweg bröckeln zunehmend, in den Stadtbezirken "stirbt der Einzelhandel langsam vor sich hin", wie Peppel es formuliert. Leerstandsquoten von 10 Prozent - in Stadtbezirken wie Mengede ist dies längst Realität. Peppel: "Es gibt da eine Spirale, deren letzte Stufe der Ein-Euro-Laden ist."

20 Prozent auf Reisegepäck, 30 Prozent auf Handtaschen - Ausverkaufsschilder wie diese sind häufig in den Schaufenstern schließender Einzelhändler zu finden. "Die Situation ist schlecht", sagt eine Einzelhändlerin, die namentlich nicht genannt werden

Beratung im Laden, Kauf im Internet

will. "Die hohen Mieten muss man erst einmal erwirtschaften." Klar gebe die große Kaufzurückhaltung den Ausschlag für ein Geschäfts-Aus, aber auch das Internet sei in vielen Fällen nicht unbeteiligt. "Bei uns holen sich die Kunden die Beratung, um das Produkt dann bei Ebay zu ersteigern. Es geht sogar so weit, dass manche Kunden bei uns die Garantie auf solche Produkte einfordern. In Honkong kaufen, in Dortmund reklamieren", so die erzürnte Geschäftsinhaberin.

Einige Fachhändler geben den Kampf allerdings nicht auf. 47 haben sich zum Verein "Qualitätsroute Dortmund" zusammengeschlossen. Das Markenzeichen: "Eine gute Warenqualität zu erschwinglichen Preisen, Fachwissen der Mitarbeiter und guter Service", wirbt Schatzmeister Matthias Hilgering. Juweliere, Outdoor-Bekleider, Buchhändler, Optiker - sie alle haben sich zu diesem Netzwerk zusammengeschlossen, das die Qualitätsstandards halten und verbessern will, um sich so gegen die Konkurrenz zu behaupten. "Wir bieten unseren Mitgliedern auch Weiterbildungsmaßnahmen zu kaufmännischen Themen an, werben gemeinsam und bringen ein Magazin heraus. Und es lohnt sich, ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Idee", sagt Weinhändler Hilgering.

Als äußerst robuster Grashalm im Sturm der großen Verkaufsketten erweist sich auch die Metzgerei Dilchert, mit zwei Niederlassungen in der Dortmunder Innenstadt vertreten. Während in den kleineren Städten die klassischen Metzgereien zunehmend verschwinden, hält sich das Herner Unternehmen seit vielen Jahren wacker. "Ich hatte nie das Gefühl, dass wir am Westenhellweg verdrängt werden. Die Nachfrage nach Qualität ist vorhanden", sagt Filialleiterin Elke Gerstkamp.