Essen.

Die Essener Arbeitsagentur-Chefin Katja Wilken-Klein rechnet mit der bisherigen Arbeitsmarktpolitik in der Stadt ab - und verlangt eine Kehrtwende bei der Betreuung der insgesamt 34 000 Arbeitslosen.

„Arbeitslose müssen künftig viel stärker qualifiziert werden, statt sie in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu stecken“, sagte Arbeitsagentur-Chefin Katja Wilken-Klein. Essen habe im Vergleich zu anderen Städten einen sehr hohen Sockel von 27 000 Langzeitarbeitslosen, bei dem sich kaum etwas bewege - Arbeitslose in der Sackgasse.

Eine Mitschuld daran habe die bisherige Verwendung der Bundesgelder zur Eingliederung von Arbeitslosen in Essen: Die jährlich 80 Millionen Euro seien vor allem in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Ein-Euro-Jobs gepumpt worden.

Nur wenige einfache Jobs in Essen

Für die Qualifizierung der Langzeitarbeitslosen, damit diese überhaupt noch eine Chance auf einen regulären Arbeitsplatz bekommen, verwende man in Essen nur 10 bis 12 Prozent der Integrationsmittel. Für Ein-Euro-Jobs ohne größere Berufsperspektive dagegen satte 45 Prozent.

„Dies dient zwar der sozialen Stabilisierung, bringt aber die Arbeitslosen nicht voran.“ Denn einfache Jobs gebe es in Essen nur wenige. Die Agentur-Chefin zeigte sich überzeugt davon, dass der Großteil der Langzeitarbeitslosen noch qualifizierbar ist.

Qualifizierung statt ABM

Mit Qualifizierungen könne man die Hälfte der Arbeitslosen erfolgreich in Jobs vermitteln, mit ABM komme man nur auf acht Prozent. Deshalb habe Essen mit 22 Prozent eine sehr niedrige Erfolgsquote bei der Eingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt; Leverkusen sei mit 36 Prozent viel erfolgreicher.

„Besonders schlimm ist es, Jugendliche in ABM zu stecken. Die haben ja noch ihre ganzes Berufsleben vor sich.“ Hier bestehe die Gefahr, ein dauerhaftes Leben mit Sozialhilfe zu begründen.

Schlechte berufliche Ausbildungsquote

Ohnehin müsse Essen bei der Bildung der Schüler mehr tun: Die Stadt habe die höchste Quote an unter 15-jährigen Hartz-IV-Empfängern, die berufliche Ausbildungsquote sei im Vergleich zu anderen Städten deutlich schlechter. „Die Betriebe holen sich ihre Azubis von überallher, weil die Jugendlichen hier nicht qualifiziert genug für ihre Lehre sind“, sagt Wilken-Klein.

Die Essener Wirtschaft könne auch bei den Erwachsenen ihren Bedarf nicht decken, weil deren Qualifikation nicht ausreiche. Dies zeige die hohe Zahl von 42 000 Beschäftigten, die von außerhalb Essens einpendelten. Dortmund habe nur 13 000 Einpendler - und einen wachsenden Arbeitsmarkt. In Essen stagniere seit Jahren die Beschäftigung oder gehe zurück.