Essen. .

Eine US-Uni sperrt Teile des Internets für ihre Studenten, weil die lieber „twittern“, obwohl sie eigentlich lernen sollen. An der Uni Duisburg-Essen ist solch eine Zensur nicht geplant. Auch weil sie die Grundfeste der Demokratie erschüttern würde.

Man stelle sich das einmal vor: weil die Studenten in den Vorlesungen ständig auf ihren Laptop -Tastaturen herumtippern und im Internet surfen, lässt der Rektor kurzerhand das drahtlose Internet-Netzwerk auf dem Campus zensieren. Er sperrt für eine Woche jeglichen Zugang zu „Twitter“, „Facebook“ und Co. Zudem verdonnert er die Studenten dazu, eine Art „Besinnungsaufsatz“ zu schreiben, in dem sie ihre internetfreie Zeit protokollieren müssen.

So geschehen an der „Harrisburg University of Science and Technology“ im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Nun nehmen sich deutsche Hochschulen das, was an amerikanischen Unis passiert, oft als Vorbild. Doch nicht so in diesem Fall: „Solch eine Sperre wurde an der Uni Duisburg-Essen noch nicht angedacht und ist auch zukünftig nicht geplant“, sagt Sprecherin Ulrike Bohnsack.

Im Grundgesetz verankert

Und das aus gutem Grund, denn „Zensur bedeutet immer das Gegenteil von Meinungsfreiheit, die bei uns fest im Grundgesetz verankert ist und zu den Eckpfeilern der Demokratie gehört“, sagt Andreas Blätte, Professor für Politikwissenschaft an der Uni Duisburg-Essen.

Fast alle Bereiche der Universität, in denen sich studentisches Leben abspielt, sind mit kabellosen Internet versorgt. Und rein technisch wäre eine Internet-Sperre auch auf dem Campus realisierbar.

Doch sie würde nicht viel bringen, denn die heutige Studentengeneration nutzt ohnehin häufig sogenannte „Smartphones“, internetfähige Handys, die über das Mobilfunknetz aufs Internet zugreifen; eine Zugangsmöglichkeit, die auch mit speziellen „Surf-Sticks“, als Empfangsantenne in den Laptop gestöpselt, möglich ist. Das Internet tragen die Studenten also jederzeit mit sich herum. Die entsprechenden Tarife werden immer günstiger.

Verantwortung für das eigene Leben

Dass Studenten ihre Laptops nicht nur zum Mitschreiben und zur seminarbegleitenden Recherche nutzen, weiß auch Bildungsforscher Marten Clausen. „Ganz klar, die Internetnutzung während einer Vorlesung lenkt die Studenten ab, dennoch kontrolliere ich nicht, was die da machen“, sagt der Professor. Schließlich gehöre es auch zur Pflicht eines Studenten, zu lernen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Keine einfache Aufgabe, denn das heutige, stärker verschulte Studiensystem trage mit dazu bei, dass Studenten eben nicht mehr lernen, mit den universitären Freiheiten umzugehen.

Insgesamt betrachtet Clausen den Rummel, den besagte US-Uni nun ob des Internetverhaltens ihrer Studenten veranstaltet, jedoch als überzogen. „Bevor es Laptops gab, hat man halt eine Tasche auf den Tisch gestellt und dahinter etwas anderes gemacht.

Die neue Technik ermögliche aber neue Wege, um sich ablenken zu lassen. Die Sanktionen obliegen den Dozenten: „Selbst wenn ich jemanden in der Vorlesung erwische, der Zeitung liest, fliegt er raus“, sagt Politologe Blätte.