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Nur noch wenige Tage bis zum Schulstart. An der Gesamtschule Nord haben die Vorbereitungen schon längst begonnen. Der stellverstretende Schulleiter Wolfgang Erdmann lässt sich beim Stundenplan-Bauen über die Schulter schauen.

In der achten Stunde ist dienstags noch ein Loch. Wolfgang Erdmann zeigt auf den Bildschirm. Dort blinken dutzende Kästchen auf. Deutsch steht schon da. Und Mathe. Daneben leuchten kryptische Kürzel auf, jedes für einen Kollegen. Der stellvertretende Schulleiter hat ganze Arbeit geleistet. 1800 Wochenstunden sind so gut wie verteilt.

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Von DerWesten

Von sechseinhalb Wochen unterrichtsfreier Zeit hat der Lehrer für Mathematik und Erdkunde drei Wochen im Urlaub im Baltikum verbracht. Seit Anfang August sitzt er jetzt im Schulleitungsbüro der Gesamtschule Nord. Vorher hielten die Kollegen um Schulleiter Thomas Keller die Stellung. Das Sekretariat musste besetzt sein. Mal meldeten sich die Aufsichtsbehörden. Mal riefen Kollegen an, die langfristig krank sind.

Ferienjob für den Lehrer

Jetzt zum Ende der Ferien ist besonders viel los. Das Telefon klingelt, Kollegen kommen herein. Wolfgang Erdmann hat eine Bezeichnung dafür: „Das ist mein Ferienjob.“

Auch diesmal zeigt sich wieder: Es sind doch noch ein paar Nachbesserungen am Stundenplan nötig. Der Sportlehrer steht an der Tür, will ausgerechnet haben, dass er mehr Stunden geben soll als er unterrichten muss. Knappe Antwort: „Wir klären das.“

Der Stundenplan wird in drei Dimensionen gebaut, wie Erdmann erklärt: Schüler, Lehrer, Raum. Alles muss passen. Schließlich sollen 77 Kollegen und knapp 1000 Schüler nicht gleich nächste Woche eine überarbeitete Version bekommen. „Routine ist für Schüler ganz besonders wichtig“, sagt Wolfgang Erdmann.

Einen Großteil der Arbeit übernimmt mittlerweile ein Computer-Programm. Erdmann kann genau einstellen, was der Computer für einen Stundenplan ausspucken soll. Doppelstunden vermeiden oder erzwingen – alles ist möglich. Dennoch setzt der Lehrer auf Handarbeit und ordnet viele Stunden lieber einzeln zu. Pädagogik kann der Computer noch nicht.

10.000 Euro für neues Parkett

Unterrichtsvorbereitung ist mehr als nur Stundenplan. In einigen Klassenräumen waren gerade noch die Handwerker aktiv. Die Stadt ließ defekte Tische austauschen. In einem Raum war das morsche Parkett fällig. „So eine Schule ist ein Sanierungsfall“, sagt Wolfgang Erdmann und meint die ständig anfallenden Reparaturen, die der tägliche Betrieb so mit sich bringe. Alleine für den neuen Linoleumboden in der Klasse seien 10.000 Euro fällig geworden.

Wieder kommt eine Kollegin herein. Auch sie will was klären. Dringend! Sie muss warten. Wolfgang Erdmann zeigt die Schlüssel, die neu geliefert wurden. Jeder Lehrer bekommt einen. Gar nicht so einfach bei so vielen Räumen.

Ein Schlüssel passt zum Biologie-Raum: Hier ist gerade kein Platz für Vererbungslehre und Lurche. Noch stapeln sich einige tausend Schulbücher. Viele sind noch in Folie verpackt. Andere müssen überprüft werden, ob sie noch zu nutzen sind. „Die meisten müssen wir noch stempeln“, sagt Erdmann. Dazu müssen die Kollegen antreten. „Eigentum der Gesamtschule Nord!“

Gleich steht die erste Konferenz des Schuljahres an. Es geht um Mitteilungen des Schulministeriums. Die Lehrerschaft wählt Mitglieder zur Schulkonferenz. Wolfgang Erdmann und Thomas Keller lesen – wie vor jedem Schuljahr – die Sicherheitsbelehrungen vor. Jeder soll wissen, was zu tun ist bei Amok, Feuer und anderen Katastrophen. Es geht auch um den Umgang mit giftigen Stoffen. Davon lagern im Chemieraum ausreichend. „Mehr als in mancher Chemiefabrik“, sagt Erdmann. Da ist Sicherheit Ehrensache.

Schon am kommenden Dienstag soll in der Gesamtschule Nord wieder der Schulalltag einkehren. Montag gibt’s nur Stundenpläne. Einzige Ausnahme sind die Neulinge in der fünften Klasse. Die haben noch eine Einführungswoche. Für Wolfgang Erdmann geht dann auch sein Ferienjob zu Ende. „Das ist für mich die Adrenalinphase“, sagt er. „Wenn alle nächste Woche ihre Routine gefunden haben, dann bin ich beruhigt.“