Essen. .

Der Lehrermangel in NRW trifft auch Essener Schulen. Weil es zu wenig ausgebildete Lehrer gibt, werden Studenten im siebten Semester als Aushilfen in die Schulen beordert. Außerdem werden Stunden gekappt und Förderunterricht gestrichen.

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Von DerWesten

Kurz vor dem Start des neuen Schuljahres am Montag sorgen sich Schulleiter von Essener Gymnasien, Gesamtschulen und Grundschulen, den Unterricht in vollem Umfang gewährleisten zu können.

Weil es in ganz NRW zu wenig ausgebildete Lehrer gibt, konnten nicht alle freien Lehrerstellen in Essen besetzt werden. Zur Vertretung von Dauerkranken und Lehrern in Elternzeit müssen schon Studenten aus dem 7. Semester einspringen. Zudem behelfen sich Schulen damit, Fächer von drei auf zwei Wochenstunden zu kappen sowie Arbeitsgemeinschaften oder Förderunterricht zu streichen.

Fachstunden gekappt

„Es gibt große Probleme in der Lehrerversorgung. Wir müssen Schule auf ihren Kern reduzieren“, bedauert Manfred Reimer, Leiter des Leibniz-Gymnasiums. Von acht ausgeschriebenen Stellen seien bei ihm nur drei fürs neue Schuljahr besetzt worden.

Als Mangelfächer genannt werden von Schulleitern immer wieder Englisch, Musik, Kunst, Sport Mathematik, Latein und Physik. „Ob eine Schule die gewünschte Lehrer erhält, hängt davon ab, welche Fächerkombination ausgeschrieben ist“, stellt Christiane Pape von der GEW Essen fest. „Bei Mathe und Physik wird es ganz schwierig, die Absolventen dieser Fächer verdienen einfach woanders mehr Geld.“

So ist zwischen den Schulen, zwischen den Städten ein richtiges Wettrennen um fähige und passende Lehrer entbrannt. Erfahrene Schulleiterinnen wie Doris Mause vom Carl-Humann-Gymnasium und Vera Bittner von der Goetheschule verwenden zunehmend mehr Zeit darauf, gutes Personal zu rekrutieren.

„Wir haben keinen Puffer mehr“

„Jede Schule muss kräftig für sich werben“, sagt Mause. „Wir versuchen schon früh, etwa Studenten im Praktikum, an uns zu binden“, meint Bittner. Denn viele frisch gebackene Lehrer seien wenig mobil: Wer in Bochum, Bonn oder Münster studiere, wolle meist auch dort unterrichten. Und in Essen würden nicht alle wichtigen Fächer gelehrt. „Der Markt ist damit nicht so groß.“ In diesem Jahr haben aber Bittner und Mause ihre freien Stellen besetzen können.

Doch selbst wenn nahezu alle Planstellen wie bei den Essener Grundschulen besetzt sind, ist eine Unterrichtsgarantie nicht in Sicht. „Wir haben keinen Puffer mehr, wenn jemand ausfällt, dann ist das kaum aufzufangen. Hier haben wir schon viele ältere Kollegien mit Fällen, wo über 50-jährige schlimm dauerhaft erkrankt sind“, erzählt Gabriele Cwik von der Schulaufsicht der Stadt. Da werden dann zeitweise Klassen zusammengelegt, pfiffige Drittklässler nehmen am Unterricht der vierten Klasse teil oder Stunden werden gestrichen.

Zwar dürfen Schulen Ausfälle wegen Elternzeit oder Krankheit durch Zeitverträge mit Junglehrern ausgleichen, doch diese sind oft plötzlich wieder weg, weil sie woanders eine Dauerposition erhalten. „Die Löcher können wir dann gar nicht so schnell stopfen, da fehlen einfach die Leute“, sagt Wolfgang Erdmann, Vize-Leiter der Gesamtschule Nord.