Die Verwaltung nun ein umfassendes Zahlenwerk zur Entwicklung der Schülerzahlen vorgelegt. Demnach zeichnet sich, wenig überraschend, vor allem eins ab: Allein mangels Nachfrage werden nicht alle der drei Hauptschulen Zukunft haben.

Die Politik hatte in der letzten Sitzung des Bildungsausschusses im Juni verschnupft reagiert, als die Stadt ihr keine Zahlen präsentierte. Bis Ende August, so forderte es der Ausschuss, sollte die Datenbasis für die Schuldebatte geschaffen sein. Wie die Stadt bestätigt, liegen die Prognosen den Fraktionen jetzt vor.

Hervorstechend: Nicht nur der demografische Wandel, auch das Wahlverhalten der Eltern spricht eindeutig gegen den Fortbestand aller drei Hauptschulen. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Hauptschüler um knapp 500 auf rund 830 zum Schulstart nächste Woche zurückgegangen. Das reicht rechnerisch nur knapp für je zwei 24er-Klassen pro Jahrgang an jeder der drei Schulen.

In ihrer Schülerzahlprognose gehen Prof. Gabriele Bellenberg (Ruhr-Uni Bochum) und Dr. Ernst Rösner (TU Dortmund) selbst bei optimistischen Grundannahmen von einem weiteren Sinken der Zahlen aus. Allein die Demografie schlage zu. Nehme man dazu an, dass die Akzeptanz der Schulform seitens der Eltern weiter abnehme, sei schon für das Schuljahr 2014/15 damit zu rechnen, dass eine Hauptschule nicht mehr gebraucht wird. Für 2019 rechnen die Gutachter gar damit, dass nur noch 50 Schüler für Klasse 5 angemeldet werden und der Hauptschulsektor insgesamt nur noch drei- statt bislang sechszügig laufen kann.

Auch für Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien haben die Forscher Zahlen vorgelegt. Auch die beruhen zunächst auf der Annahme, dass die Nachfrage nach Plätzen an Gesamtschulen nach wie vor nicht komplett befriedigt wird. Gilt diese Annahme, so gehen die Experten davon aus, dass bei fortlaufender Entwicklung des Schulwahlverhaltens die Schülerzahl an den drei Realschulen bis 2019 leicht steigen wird (2220 Schüler; 13,2 Züge pro Jahrgang). Schwenke der Trend allerdings in die Richtung, die die NRW-Realschulen insgesamt nehmen, werde die Schülerzahl sinken (1825 Schüler in 2019; 10,9 Züge pro Jahrgang). Mülheim bildet im Realschulsektor noch eine Ausnahme, hier hat die Schulform entgegen dem Landestrend in dem vergangenen Jahrzehnt Schüler hinzugewonnen. Die Vorhersage für die Gymnasien: Sie gewinnen weiter an Zuspruch und können ihre Schülerzahl trotz demografischen Faktors nahezu halten.

Zu den drei Gesamtschulen: Sie konnten in der Vergangenheit nicht alle Bewerber aufnehmen, in Zukunft wird dies aufgrund des Demografie-Faktors einfacher – andere Schulformen würden dementsprechend weniger Fünftklässler begrüßen können. Wenn die Gesamtschulen ihre aktuelle Kapazität von 16 Klassen pro Jahrgang aufgrund entsprechender Nachfrage halten könnten, so die Prognose, sei mittelfristig nicht mal mehr eine Hauptschule zu halten.

So weit will Schulamtschef Dieter Schweers freilich noch nicht gehen. Bisher lägen nur Zahlen vor, die könne der Bildungsausschuss am 13. September diskutieren. Zur Bildungsplanung seien darüber hinaus qualitative Kriterien hinzuzuziehen. Hierzu werde die Verwaltung im November Aussagen treffen. Schweers hofft folgend auf eine breite Debatte. „Wir wollen eine breite Beteiligung der am Schulleben Beteiligten“, sagt er. Auch Verbände, Vereine, nicht zuletzt Schulen, Eltern und Schüler sollen zu Wort kommen.


Mülheim wird älter – das bekommen auch die Grundschulen zu spüren. Die von der Stadt mit einer Prognose der künftigen Schülerzahlen beauftragten Bildungsforscher Prof. Gabriele Bellenberg und Dr. Ernst Rösner gehen davon aus, dass die Zahl der Grundschüler in den kommenden zahn Jahren um knapp 440 auf rund 5100 zurückgehen wird.

Dies bestätigte nun Schulamtsleiter Dieter Schweers. Zu einzelnen Schulen wollte er keine Entwicklungsprognosen preisgeben, allerdings ist klar, dass die Entwicklung nicht an allen 24 Grundschulen den gleichen Trends folgt. Am Krähenbüschken hatte eine erhöhte Anmeldezahl gar zu einer Erweiterung geführt.

Wegen der sinkenden Schülerzahlen geht der städtische Immobilienservice für die Haushaltssanierung davon aus, dass acht Schulgebäude/Grundstücke sowie acht Container an fünf Standorten binnen vier Jahren aufgegeben werden können. 910 000 Euro sollen so eingespart sein.

Welche Schulstandorte dies sein könnten, hätte die Politik zu entscheiden. Zu berücksichtigen wären dann nicht nur die nackten Schülerzahlen, sondern auch qualitative Merkmale – etwa der Gebäudezustand, die pädagogische Qualität und die Erreichbarkeit der Schule für Kinder.