Essen. .
Laute Musik aus Kopfhörern und Gespräche mit Handys sind vielen Fahrgästen in Bussen und Bahnen ein Dorn im Auge. Das zeigt sich, wenn man Essener in U-Bahnen und im Hauptbahnhof befragt.
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„Ich fühle mich durch die laute Musik belästigt. Jeder hat diese Stöpsel im Ohr und kaum jemand nimmt Rücksicht“, schimpft ein Fahrgast der U-Bahn-Linie 18. Andere Kunden der Essener Verkehrs-AG (Evag) gehen sogar noch weiter. „Ich wünsche mir ein Verbot von MP3-Playern und Handys in Bus und Bahn“, meint einer aufgebracht.
Doch die Evag sieht zum Schutz ihrer Kunden noch keinen Grund, strengere Regelungen in Bussen und Bahnen auszusprechen. „Wir befinden uns zurzeit noch in einer Appell-Phase, in der wir die auffälligen Gäste darauf hinweisen, die Lautstärke ihrer Handys und MP3-Player zu reduzieren“, erklärt Nils Hoffmann von der Evag. „Unsere Kundenbefragungen und Gespräche mit unserem Personal lassen nicht auf eine gravierend schlechte Situation schließen.“
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Allerdings gewinnt man bei einer direkten Befragung der Fahrgäste ein anderes Bild, etliche beschweren sich darüber, dass kaum jemand die lautstarken Musikliebhaber ermahnt, ihre Kopfhörer-Geräusche herunterzuregeln.
Im Gegensatz zu dem Essener Nahverkehrsunternehmen zieht man in Nachbarstädten andere Konsequenzen - wie etwa in Bochum und Gelsenkirchen von der Bogestra. Dort gibt es zwar auch kein Verbot, Handys und MP3-Player zu nutzen, doch setzt die Bogestra deutlich mehr Überwachungs-Personal ein. „Wir haben rund 250 Service-Kräfte im Einsatz, die sich um die Einhaltung der Regeln kümmern“, gibt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann an. Auch eine permanente Plakataktion in den betroffenen Fahrzeugen helfe, für alle Beteiligten eine angemessene Lösung zu finden. „Es geht nicht darum, dass keine Musik mehr gehört werden darf, sondern die Lautstärke ist entscheidend.“
Die Evag hinkt diesem Beispiel mit nur 65 Service-Kräften und zeitgebunden Plakataktionen hinterher. „Wir müssen auch auf die Wirtschaftlichkeit schauen. Ein großer Personaleinsatz bedeutet auch große Kosten und das ist nicht drin“, rechtfertigt Hoffmann das Verhalten der Evag.
Viele Fahrgäste finden es auch merkwürdig, dass die Evag an zahlreichen Haltestellen zwar den Verkauf von Snacks und Getränke erlaubt und zum Teil daran verdient, zugleich aber die Mitnahme und den Verzehr der Speisen in ihren Bussen und Bahnen verbietet.
Hoffmann verteidigt das Ess-Verbot: „Eine durchschnittliche Bahnfahrt in Essen dauert rund zwölf Minuten. In der Zeit wird wohl niemand verhungern.“ Man wolle andere Fahrgäste nicht mit Essensgerüchen belästigen; im Übrigen vermeide das Verbot, dass Sitze und Gänge in Bahnen und Busse durch verschüttete Getränke unnötig verschmutzt werden.