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Anfang 2011 will Unternehmer Reinhard Wiesemann seine zweite Vision nach dem Unperfekthaus umsetzen: Dann sollen 90 Menschen in das „Generationenkulthaus“ an der Viehofer einziehen: Zum Arbeiten und Leben.
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Noch ist der fünfte Stock des Hauses Viehofer Straße 31 gähnend leer. Doch Reinhard Wiesemann sieht die „Panorama-Coworkingspace“ schon vor sich: Vor den Fenstern eine begrünte Dachterrasse. Hinter den Fenstern 20 Schreibtische, drei abgeschirmte Plätze in einem Gewächshaus - und Besprechungsecken. Aber nicht irgendwelche: „In einem Buchsbaum, einem überdimensionalen Blumentopf und einer Riesen-Gießkanne; halt alles im Garten-Design.“ Bis zu 50 Programmierer, Webdesigner, Grafiker, Existenzgründer aus allen Bereichen will Wiesemann hier ansiedeln.
In den Etagen zwei bis vier will Wiesemann je acht barrierefreie und seniorengerechte Appartments einbauen. Für den ersten Stock plant er eine Groß-Wohngemeinschaft mit 14 Zimmern: „Alles fertig möbliert für Studenten oder diejenigen, die ohne hohe Ansprüche preiswert wohnen möchten.“ Im Erdgeschoss wird die Logistik untergebracht: Mini-Shops „ähnlich wie das Einkaufszentrum Limbecker Platz, aber im Kleinen“; Theken für Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen; dazu holzvertäfelte Besprechungsräume für die gehobeneren Kunden und einen Zentralempfang.
Das Sahnehäubchen des Hauses liegt für Wiesemann und die mehr als 100 Interessenten, die sich für diese Wohnidee schon gefunden haben, im Wortsinn auf dem Dach. Beim Gedanken an eine zweite begrünte Dachterrasse „mit beheizbarem Wintergarten“ beginnen Wiesemanns Augen zu glänzen. „Könnt ihr euch vorstellen, was für einen Blick über die Stadt wir da oben haben?“ Und was sagt das Bauamt dazu? Der Glanz bleibt in den Augen. „Die ersten Gespräche waren sehr vielversprechend.“
„Überzeugte Individualisten“ gesucht
Den Ansatz für sein Zusammenleben und -arbeiten zwischen jungen Menschen und Senioren holt der Unternehmer aus der eigenen Lebenserfahrung. „Mein Vater hat, als ich meine erste Firma aufgebaut hatte, später auch die Buchhaltung gemacht. Bei seinem Vater war es genauso.“
Wiesemann will „die Teilmenge älterer Leute erreichen, die nicht nur in Konzerte, auf Reisen oder zur Gymnastik gehen will.“ Kein ehrenamtlicher Senioren-Expertenservice schwebt ihm vor. „Was ich schaffen will, ist bezahlte Arbeit auch für Ältere.“ „90 überzeugte Individualisten“ will Wiesemann im „Generationenkulthaus“ wohnen und arbeiten lassen. Für das Haus hat er bei einer Versteigerung 830 000 Euro in die Hand genommen. Dazu kommen die Kosten für den Umbau: „Eine Million geht mindestens noch rein.“ Für ein Funktionieren der Wohn- und Arbeitsgemeinschaft hat Wiesemann ein einfaches Konzept: Die schönsten Ecken von der Dachterrasse bis zur Sauna sind Gemeinschaftsflächen. „Man muss schon verdammt anspruchslos sein, wenn man in diesem Haus nicht zusammenkommt.“