Essen. Theaterfestival für junges Publikum: Abschluss im Essener Maschinenhaus. Zwei Produktionen haben die Festival-Jurys vor allem begeistert.

10.200 Minuten hatten sie sich vorgenommen, um Theater für junges Publikum in all seinen Facetten zu zeigen und zu feiern. Am Ende mussten die Uhren beim Westwind-Festival aber noch mal kurz angehalten werden, weil es so viel zu sagen und zu verteilen gab: Dank, Anerkennung - und Spülbürsten - für alle jene, die nicht nur in der Festival-Küche, sondern auf dem gesamten Zeche-Carl-Campus, vor und auf der Bühne im Maschinenhaus, in der Technik, Organisation und nicht zuletzt bei der Jurierung der zehn Wettbewerbs-Produktionen mitgewirkt haben.

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Schließlich gab es bei der 40. Auflage des traditionsreichen Westwind-Festivals auch Preise zu verteilen. Großer Sieger des Festivals wurde „Grusel“. Das theatrale Live-Hörspiel, eine Produktion von „Pulk Fiktion“ in Köln in Kooperation mit KJT Dortmund, FWT Köln und FFT Düsseldorf bekam die Stimmen der Erwachsenen- und der Kinder-Jury. „Grusel“ sei ein „Surround-Erlebnis im Dunkeln“, so das Urteil der professionellen Theaterjury. Das Stück wendet sich an blinde und sehende Menschen, die über Kopfhörer in einen spannungsknisternden Strudel aus Geräuschen und Raumerlebnissen gezogen werden. Dabei werde das junge Publikum mit seinen Ängsten nie allein gelassen, loben die Theaterexperten.

Westwind-Festival in Essen: Songs von Beyoncé bis Nina Simone

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Als zweiter Gewinner des Festivals für junges Publikum ging „I wanna be loved by you“ aus dem Rennen. Das Stück von Shari Asha Crosson hat mit Akasha Daley und Dena Abay nicht nur zwei starke Darstellerinnen, sondern auch tolle Songs von Beyoncé bis Nina Simone und eine starke Botschaft: Liebe, Lebensformen und Identitäten sind in keine Schablonen zu pressen. Die Produktion vom Schauspiel Dortmund bekam die Stimmen der Jugendjury: Das Stück sei „hoffnungsvoll, beeindruckend, humorvoll, sinnlich und emotional“. Auch das Forum „Next Generation“ schloss sich dem Urteil an und gab der Dortmunder Produktion einen zunächst gar nicht vorgesehenen Anerkennungspreis.

Starke Songs und starke Darstellerinnen: „I wanna be loved by you“ heißt die Produktion vom Schauspiel Dortmund.
Starke Songs und starke Darstellerinnen: „I wanna be loved by you“ heißt die Produktion vom Schauspiel Dortmund. © Theater Dortmund | Theater Dortmund

Partizipation wird schließlich nicht nur im Manifest großgeschrieben, das „Next Generation“ zum Abschluss von Westwind vorgestellt hat. Auch bei der Abschlussgala im Essener Maschinenhaus durfte das Publikum noch einmal mitmischen - oder mitkurbeln. Über den Ablauf der Preisverleihung wurde nämlich per Lostrommel entschieden.

Die Interaktion mit dem jungen Publikum ist schließlich Markenzeichen dieses besonderen Festivals, das in Essen gleich an drei Spielorten über die Bühne ging. Neben dem Maschinenhaus Essen als Festivalzentrum gehörten auch Pact Zollverein und das Schauspiel Essen zu den Ausrichtern der 40. Westwind-Auflage. Besonderheit: Die von Kindern, Jugendlichen und Theaterprofis vergebenen Preise sind mit jeweils 3400 Euro alle gleich dotiert, das Preisgeld wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gestiftet.

Westwind-Festival in Essen: Das Themenspektrum reichte von KI und Kapitalismuskritik

Zehn ausgewählte NRW-Produktionen wurden im Laufe der Woche in Essen gezeigt, angesprochen waren Zuschauerinnen und Zuschauer ab vier Jahren bis zu jungen Erwachsenen. Das Themenspektrum reichte von KI und Kapitalismuskritik bis zum Ausflug in die Mythologie. Neben hiesigen Kitas und Schulklassen waren zu den Vorstellungen auch Besucher aus der gesamten Republik und internationales Fachpublikum der Bühnen-Vereinigung Assitej angereist.

Das nächste Westwind-Festival findet in Düsseldorf statt

„Das Maschinenhaus hat viele neue Freunde gefunden“, zeigt sich Annette Pfisterer vom Leitungsteam des Maschinenhauses überzeugt. Die vielen neuen Verbindungen sollen nun weiter gepflegt werden. 2025 wird das jährlich stattfindende „Westwind“-Festival schließlich nicht allzu weit entfernt, in Düsseldorf, ausgetragen. Und sollten die Nachbarn vom Rhein noch ein paar organisatorische Fragen haben: Ein „Rotes Telefon“ wurde den Nachfolgern von Maschinenhaus-Teammitglied Till Beckmann gleich mit auf den Weg gegeben.

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