Essen. Beim Theatertreffen für junges Publikum kommen ausgewählte Produktionen aus ganz NRW nach Essen. Rahmenprogramm mit vielen Mitmach-Angeboten

Das „Parlament“ ist beim „Westwind“-Festival ein Debattenraum aus gestapelten Paletten. Im „Zirkuszelt“ sorgen keine Kunststücke, sondern Jury-Meinungen für Interesse. Und nach der Vorstellung geht‘s zum Meinungsaustausch an die „Ansprech-Bar“. Theater zum Mitdenken und -fühlen, zum Mitabstimmen und vor allem zum Mitreden, das ist beim „Westwind“-Festival Programm. Zehn ausgesuchte Wettbewerbs-Produktionen aus ganz NRW sind noch bis zum kommenden Samstag, 8. Juni, zu sehen. Seit dem vergangenen Wochenende läuft das Theatertreffen für junges Publikum an drei Spielstätten: auf Pact Zollverein, im Schauspiel Essen und im Maschinenhaus Essen, das Zentrum des Festivals ist.

Vor ein paar Wochen wurde der Spielort noch von einem Brandanschlag erschüttert. Mittlerweile ist der verkokelte Container entsorgt und auf dem weitläufigen Gelände der Zeche Carl ein großes Zeltdorf entstanden, in dem nicht nur gespielt und diskutiert wird, sondern auch getanzt, gefeiert und geschlafen. Theater als ganzheitliche Erfahrung und auf unterschiedliche Altersgruppen zugeschnitten.

An Jugendliche wendet sich „Gold“, eine Produktion vom Consol Theater Gelsenkirchen, die auf temporeiche und humorvolle Art beweist, dass Kinder- und Jugendtheater auch vor komplexen Wirtschaftszusammenhängen nicht Halt machen muss. Da begegnen die Zuschauenden Tesla-Chef Elon Musk und „Spider Man“ Peter Parker ebenso wie der armen Rentnerin Ursula, der jungen, mittellosen Studentin Julia und dem Wirecard-Drahtzieher Jan Marsalek.

Wer bekommt die Niere, wer die Gucci-Tasche?

Am Ende darf das Publikum in diesem Stück darüber entscheiden, wer von diesen Persönlichkeiten ein Kind adoptieren können, bei Bedarf eine neue Niere bekommen oder die schicke Gucci-Tasche in Händen halten soll. So verhandeln die hoch beweglichen Spielerinnen und Spieler die komplizierten Mechanismen der Geldwirtschaft und schwierige Gerechtigkeitsfragen mit lässigem Witz und enormen Tempo. Warum Geld eigentlich nur eine Verabredung und trotzdem so wichtig ist, weshalb die Preise in diesen Tagen dauernd steigen und wir uns alle vor den Karren der Profitgier spannen lassen, all das wird in einer knappen Stunde als packende Performance verhandelt, die aus einem Rechercheprojekt mit Gelsenkirchener Schülern entstanden ist.

Große Show: Das Junge Schauspiel Düsseldorf ist beim Westwind Festival mit der Produktion „Time to Shine“ vertreten.
Große Show: Das Junge Schauspiel Düsseldorf ist beim Westwind Festival mit der Produktion „Time to Shine“ vertreten. © david baltzer / bildbuehne.de | David Baltzer

Existenzielle Themen in eine mitreißende Mischung aus Tanz, Musik und Gameshow zu verpacken, das hat sich auch das Junge Schauspiel Düsseldorf vorgenommen. „Time to Shine“ heißt das Tanz- und Theaterspektakel, das Hip-Hop-Europameister, Krump-Tänzer und Gebärdendolmetscher gemeinsam auf die Bühne bringt. Hörende und gehörlose Ensemblemitglieder sind an der rasanten Produktion beteiligt, die musikalisch ordentlich aufdreht. Die Kandidatinnen und Kandidaten, die da in schmissigen Tanzbattles gegeneinander antreten, haben auch hochfliegende Träume. Sie wünschen sich eine Welt ohne Hunger („all you can eat für alle!“) oder wollen gleich als erste mit TikTok auf den Mond, während die Lebenszeit gleichzeitig schon abläuft: Carpe.Diem 3.0, mit coolen Moves und aufwendigen Lichteffekten mächtig auf Zeitgeist getrimmt.

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