Dortmund . „I wanna be loved by you” von Shari Asha Crosson kreist in Dortmund um die Identität „schwarz, lesbisch, weiblich“. Das Ergebnis ist peinlich.

Wir haben es ja geahnt: Uns bleibt nur der Mars als Ausweg. Nicht etwa wegen drohender Klimakatastrophen, sondern weil das Umfeld auf Erden angeblich rassistisch und hetero-patriarchal verseucht ist. So ist es nachzulesen im Programmheft zur jüngsten Studio-Premiere am Dortmunder Schauspiel, wo jetzt das Zwei-Personen-Stück „I wanna be loved by you” von Shari Asha Crosson seine Uraufführung erlebte.

Auf einer Spielfläche aus rotem Sand, von zwei Laufbahnen zu einem X unterteilt, geht es rund 70 Minuten lang um die Nöte zweier junger, schwarzer, lesbischer Frauen. Gezeigt werden soll der heikle Prozess der Beziehungsanbahnung, die komplizierte Suche nach Identität und Sprache. Vom Bedürfnis nach ganzen Sätzen sollte man sich dabei tunlichst verabschieden. Was die Darstellerinnen Akasha Daley und Dena Abay in virtuoser Wechselrede vortragen, sind atemlose Sprachfetzen, in denen die Worte „irgendwie“ und „vielleicht“ Konjunktur haben.

„I wanna be loved by you” von Shari Asha Crosson, Uraufführung in Dortmund ein Flop

Das Paar wird im Stück als „SHE und HER“ bezeichnet, neudeutsch für sie und sie. Die Frauen treten zunächst in Raumanzügen auf, ziehen sich dann zu lasziver Musik bis auf die Unterwäsche aus, um verschiedene Sexstellungen auszuprobieren. Die nächste Enthäutung erfolgt gedanklich: Die Frage, wie dick oder dünn die Partnerin beim Kochen Zwiebeln schneidet, gewinnt für die frische Beziehung entscheidende Bedeutung. Angesichts solcher Prioritäten können einem schon mal die Tränen kommen.

Tickets für „I wanna be loved by you“ in Dortmund kosten 15 Euro

Getanzt wird ausgiebig an diesem Abend, meistens zur Musik der Popsängerin Beyoncé. Akasha Daley und Dena Abay zeigen vollen Einsatz, werfen sich in hinlänglich aus Musikvideos bekannte Posen. Dass die Vorbilder aus der Popwelt durch übergroße Kostüme (von Lorena Díaz Stephens) verspottet werden, ändert nichts an der Tatsache, dass der gesamte Abend nicht von ihnen loskommt.

Akasha Daley und Dena Abay spielen die Hauptrollen Shari Asha Crossons „I wanna be loved“

Es ist nicht das erste Mal, dass Shari Asha Crosson sich an der R&B-Diva abarbeitet. Am Wiener Volkstheater entwickelte die in Karlsruhe geborene Schauspielerin, Regisseurin und Ensemblegründerin 2015 das Stück „Beyoncé verpasst Nick Carter eine Watschn und heiratet sich selbst“. Ob es ein Zufall ist, dass der Titel an Thomas Bernhards berühmten Einakter „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ erinnert?

Gute Beziehungsarbeit, lernen wir in Dortmund, trägt letztlich Früchte: „SHE und HER“ hüpfen gemeinsam unter die Dusche. So wird der Mars, zweitkleinster Planet unseres Sonnensystems, weiter verzwergt. Und das Theater, einst altehrwürdige Institution, macht dem Fernsehen beim Niveau-Limbo Konkurrenz.

Karten/Termine: theaterdo.de