Essener Süden. Jedes Jahr im Frühsommer werden zahlreiche Jungtiere wieder Opfer von Mähdreschern und Häckslern. Doch die Kreisjägerschaft spürt sie auf.
Jedes Jahr beginnen zwischen Mai und Juni die Wiesenmahd zur Heu- und Silageernte sowie die Ernte von Grünroggen. Dies fällt mit der Brut- und Setzzeit zusammen: Rehwild, Hasen und viele Bodenbrüter bringen dann Nachwuchs zur Welt.
Eine Ricke bekommt ihr Junges im hohen Gras, entfernt sich tagsüber aber, um keine Füchse oder Greifvögel anzulocken. Das Kitz ist dank seines Fells gut getarnt. Kitze haben allerdings keinen Fluchtinstinkt – wenn sie den herannahenden Trecker hören, bleiben sie liegen. Und so werden alljährlich um die 100.000 Jungtiere, laut Deutscher Wildtier Stiftung, von landwirtschaftlichen Maschinen verstümmelt oder getötet.
Kontrollflüge der Drohne finden am frühen Morgen statt
Nach den guten Erfahrungen aus dem letzten Frühjahr melden sich inzwischen viele Landwirte aus dem Essener Süden von sich aus bei der Kreisjägerschaft zwecks Kitzrettung. Es könnten aber noch mehr Nachfragen werden, würde sich die Kreisjägerschaft Essen freuen.
Die gut ausgebildeten Ehrenamtlichen, im Regelfall Jäger, sind früh auf den Beinen, um vor dem ersten Schnitt der Wiesen und Felder Kontrollflüge mit Drohnen durchzuführen. Die Einsätze finden immer kurz vor Sonnenaufgang statt. Dann ist das Feld noch kühler, sodass ein warmer Tierkörper mit der Wärmebilddrohne leichter zu lokalisieren ist. Die Fundstellen werden von der Drohne auf einen Bildschirm am Boden übertragen.
Das Essener Helferteam ist inzwischen auf 30 Leute angewachsen
Bei einem Fund gehen die Helferinnen und Helfer los und setzen entdeckte Kitze oder Gelege von Vögeln vorsichtig an Randflächen außerhalb des Gefahrenbereichs ab bzw. fixieren diese mit Körben, sodass die Landwirte ungehindert ihren Job machen können.
Danach werden die fixierten Kitze wieder freigesetzt. Dabei werden Handschuhe bzw. Gras benutzt, denn am Kitz darf kein fremder, kein menschlicher Geruch anhaften, weil sonst die Ricke ihr Jungtier bei der Rückkehr verstoßen könnte. Mutter- und Jungtier finden sich immer wieder über Rufe.
Die Essener Ralf Horstmann und Tim Gründer und ihr inzwischen auf über 30 Freiwillige angewachsenes Team stehen bis Mitte Juni tagtäglich bereit, nehmen Anrufe und Anmeldungen entgegen. Auf Basis der Meldungen werden zeitnah Einsätze, oft bereits für den nächsten Morgen oder den übernächsten Tag koordiniert.
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Im Jahr 2023 konnten 98 Kitze durch die Drohne gefunden werden
„Dieses Jahr erwarten wir das Abfliegen von 600 Hektar, gegebenenfalls mehr“, berichtet Jäger Horstmann. „Im Jahr 2023 waren es rund 590 Hektar, auf denen 98 Kitze gefunden wurden. Den Aufwand betreiben wir aber gerne“, sagt der engagierte Kitzretter und erläutert: „Die Kitze ducken sich, wenn der Kreiselmäher naht. Aufgrund der nahe über dem Boden arbeitenden Messer haben sie allerdings keine Chance, hierdurch zu entkommen. Fast unsichtbar werden sie schnell Opfer der Technik, werden schwer verletzt oder verenden direkt.“
Pflege und Schutz
Ansprechpartner für die Kitzrettung sind Ralf Horstmann, 0171 32 16 021, E-Mail Ralf.Horstmann5519@t-online.de, und Tim Gründer, 01578 26 51 483, E-Mail gruendert@gmx.de.
Die Kreisjägerschaft Essen hält auf der Internetseite www.essen.ljv-nrw.de weitere Informationen über ihre Vereinsarbeit bereit. Zu den Zielen gehören u.a. Pflege und Schutz der heimischen Landschaft und Wildbahn in den Essener Revieren.
Was der Kreisjägerschaft Essen außerdem wichtig ist: Für den Landwirt sei zu beachten, dass er mit Geldbußen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechnen muss oder mit Schadensersatzansprüchen konfrontiert wird, falls er solche Vorfälle nicht meldet oder keine effiziente Vorsorge zur Vermeidung trifft.
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