Essen-Nordviertel. Sie galt als verschollen, dann meldete sich ihr Besitzer. Eine Replik der Elting-Büste soll im Eltingviertel installiert werden. Doch wann?
Diesen Tag im Juli 2019 werde er nie vergessen, sagt Ralf Feuersenger. „Ich saß in meinem Büro, es schellte, und man sagte mir: ‚Da ist der Herr Elting für Sie.‘“ Feuersenger hielt das für ein Ding der Unmöglichkeit, denn der Elting, an den er dachte, der Namensgeber des Eltingviertels, ist seit über 125 Jahren tot.
Vor der Tür stand tatsächlich ein Herr Elting, allerdings der Urenkel: Heinz-Hermann Elting de Labarre. Der Luxemburger, auf Familienbesuch in Essen, hatte Feuersenger, der nämlich Vonovia-Regionalleiter für das Eltingviertel ist, einen Vorschlag zu machen: Er wollte die Büste seines Vorfahren zurück nach Essen geben.
Büsten von Mitgliedern der Baukommission des alten Essener Rathauses zierten die Fassade
Der Essener Stadtverordnete und Fabrikant Hermann Elting hatte das Eltingviertel Ende des 19. Jahrhunderts für die Arbeiter der ehemals benachbarten Zeche Victoria Mathias errichten lassen. Weil er auch am Bau des früheren Rathauses beteiligt gewesen war, wurde er gemeinsam mit neun weiteren Mitgliedern der Baukommission in Form 150 Kilogramm schwerer Steinbüsten an der Rathausfassade verewigt – bis das Rathaus in den 1960er-Jahren abgerissen wurde.
Die Büsten wurden damals eingelagert, allerdings an unterschiedlichen Stellen. Die Skulptur Eltings wurde seiner Familie überlassen, die sie erst in ihrem Haus in Bredeney aufbewahrte. Der Urenkel Heinz-Hermann Elting de Labarre, der lange als Hauptverwaltungsrat beim Europäischen Parlament in Luxemburg arbeitete, holte die Büste 1985 schließlich zu sich, wo sie einen Platz auf seiner Terrasse bekam.
Dort blieb sie, bis 2023. Denn nach dem Besuch Eltings bei Feuersenger wurde die Idee des Urenkels bald in die Tat umgesetzt. Es gab einen Schenkungsvertrag mit der Vereinbarung, eine Replik der Büste anfertigen zu lassen, die den Platz des Originals in Luxemburg einnehmen sollte. Dieses nämlich sollte wie die anderen Büsten der ehemaligen Rathausfassade ins Ruhr Museum kommen, während eine zweite Replik im Eltingviertel platziert werden soll. Dort stehen die Gründerzeithäuser, die der Stadtverordnete Elting einst bauen ließ, heute zum Teil unter Denkmalschutz.
„Wir sehen die Büste als Teil der Geschichte des Eltingviertels, aber auch als Teil der Quartiersentwicklung an“, sagt Ralf Feuersenger. 2009 hatte Vonovia 1300 der insgesamt 3500 Wohneinheiten gekauft, darunter vier zentrale Innenhöfe, die umgeben waren von mehreren Häusern. 2015 begann die Entwicklung des Quartiers, mit dem Ziel, nicht nur Gebäude und Wohnungen zu sanieren, sondern auch städtebauliche Verbesserungen anzustoßen.
Büste sollte eigentlich schon im Mai 2023 im Essener Eltingviertel aufgestellt werden
Durch die Neugestaltung von Eltingplatz und Eltingstraße soll ein Ort der Begegnung für Bewohnerinnen und Bewohner unterschiedlicher Herkunft und Kultur entstehen. Das Potenzial des Eltingviertels als attraktiver, zentrumsnaher Wohnort soll nach Angaben der Stadt Essen besser ausgeschöpft werden. Der Platz soll weiterhin mit einer ebenen Rasenfläche und Platanen das grüne Zentrum des Quartiers bilden. Die ursprüngliche Planung war bei Bürgern auf Ablehnung gestoßen, und war daraufhin überarbeitet worden.
Der Prozess dauert an, weshalb bisher nicht klar ist, wann und wo genau die Skulptur ihren Platz finden wird. Eigentlich hatten alle Beteiligten sich gewünscht, die Büste am 22. Mai 2023 im Eltingviertel aufzustellen, dem Geburtstag Hermann Eltings. Doch auch in diesem Jahr wird der Termin nicht eingehalten werden können. „Aktuell gibt es noch keine Festlegung zur Aufstellung der Elting-Büste“, teilt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel auf Anfrage mit. Im Rahmen der weiteren Konkretisierung und baulichen Umsetzung der Neugestaltung von Eltingplatz und Eltingstraße werde die Stadtverwaltung sich dazu noch mit Vonovia und der Bezirksvertretung abstimmen. Doch auch bei Vonovia ist noch kein Termin bekannt.
Die Repliken jedenfalls, wind- und wetterfest, angefertigt vom Duisburger Restaurierungsatelier „Die Schmiede“, mit dem das Ruhr Museum regelmäßig zusammenarbeitet, sind fertig. Heinz-Hermann Elting de Labarre hat seine Kopie bereits erhalten, die zweite leistet dem Original im Ruhr Museum Gesellschaft. Die Sammlung der Büsten im Schaudepot des Ruhr Museums ist damit nahezu vollständig. Nur die Büste des städtischen Beigeordneten Karl König (1843-1906) befindet sich in der Dauerausstellung des Stadtarchivs und ist zu deren Öffnungszeiten zugänglich.
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