Essen. Das Lesefest in der City präsentiert sich in diesem Jahr auch verstärkt politisch. Correctiv-Autoren sprechen über Enthüllungen im „AfD-Komplex“.

Essens Literaturszene geht auf die Straße. Am Samstag, 27. April, verwandelt sich die Akazienallee wieder in eine große Büchermeile - mit Lesebühnen, Diskussionsräumen, Aktionen und Bücherbäumen, die zur spontanen Literatur-Verkostung entlang der für den Verkehr gesperrten Straße einladen. Veranstaltet wird das Literaturviertel-Fest zum mittlerweile vierten Mal von der Literarischen Gesellschaft Ruhr in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Proust, dem Recherche-Büro Correctiv, dem Magazin kultur.west und dem Literaturbüro Ruhr e.V..

Zwischen 13 und 21 Uhr warten Lesungen, politische Debatten, Autorengespräche und Buchvorstellungen auf die Gäste. Die kleinsten Besucher können sich Taxi-Geschichten von Saša Stanišić vorlesen lassen. Und die Großen treffen sich in der Buchhandlung Proust zum literarischen Austausch bei Kaffee und Kuchen.

Zu einem Lesefest gehört natürlich die Begegnung mit Autoren: Der gelernte Buchhändler und Autor Huug van’t Hoff, der in Essen mittlerweile heimisch geworden ist, stellt seinen Roman mit dem schönen Titel „Elbaufwärts fließt bei Ebbe die Ruhr in die Spree“ vor. Als „melancholisch, dramatisch und brüllend komisch“ wird das Werk beschrieben. Mehr ist am 27. April gewiss im Gespräch mit Herausgeber Peter Marx zu erfahren (13 bis 13.45 Uhr, Lese-Raum Akazienallee).

Eine Kneipe am Rande der Stadt und ihre Menschen

„Gorbach“ heißt das aktuelle Buch von Hank Zerbolesch. Der Wuppertaler Autor stellt sein Romandebüt im Gespräch mit Antje Deistler vor. „Gorbach“ führt in eine Kneipe am Rande der Stadt. Im Zentrum der Geschichte aber stehen die Menschen: Buchhalter, Lehrer, Musikerinnen, Schlachter, Junkies, Lkw-Fahrer, Polizistinnen. Zerbolesch zeichnet ihr Leben als kleine literarische Skizzen und stellt sich die Frage, ob die Menschen den Ort machen, oder der Ort die Menschen. (19 bis 19.45 Uhr, Leseraum).

Und dann ist da ja auch noch die in Duisburg geborene Dichterin Lütfiye Güzel. Die 2017 mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnete Autorin liest und spricht im Leseraum an der Akazienallee über die Kunst und das sogenannte Leben (15 bis 15.45 Uhr).

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Für einige Aufmerksamkeit dürften beim diesjährigen Literaturviertel-Fest vor allem die Veranstaltungen des investigativen Recherche-Netzwerkes Correctiv sorgen. Das von der Redaktion Anfang des Jahres aufgedeckte Geheimtreffen in Potsdam, bei dem hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer zusammenkamen und einen „Masterplan zur Remigration“ diskutierten, sorgte für Schlagzeilen. Die Empörung entlud sich in einer bundesweiten Protestwelle gegen Rechts.

Für den Verkehr gesperrt: Die Akazienallee wird am 27. April 2024 wieder zur bunten Lesemeile.
Für den Verkehr gesperrt: Die Akazienallee wird am 27. April 2024 wieder zur bunten Lesemeile. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Mittlerweile ist darüber auch ein Buch entstanden. Über den „AfD-Komplex“ wird Correctiv-Reporter Bastian Schlange am 27. April mit Valentin Zick vom Correctiv-Community-Team reden. Correctiv hat darin seine Recherchen zu den Rechtspopulisten aus den vergangenen acht Jahren gebündelt – von illegalen Finanzierungen über die stetige Hinwendung zu Russland bis zum Geheimplan gegen Deutschland. (17.30- 18.45 Uhr, Leseraum).

Wie man Fake News und Verschwörungstheorien begegnet

Schlange spricht auch darüber, wie man die Demokratie angesichts von Fake News und Verschwörungstheorien schützen kann. Der Autor von „Das einzig wahre Faktencheckbuch“ will mit anderen Faktencheckern über die gängigen Narrative und Lügengeschichten von Rechten, Schwurblern und Verschwörungstheoretikern diskutieren und Strategien erörtern, wie die Gesellschaft auf die Desinformationsattacken reagieren kann. (14 bis 14.45 Uhr, Leseraum).

Auch die städtische Kulturpolitik steht diesmal im Fokus. „Essen – eine Metropole ohne klare Identität?“ lautet das Thema, das Anja Herzberg (Leiterin Kulturamt), Grüne-Vorstandssprecherin Inga Sponheuer und Fabian Sattler (Maschinenhaus Essen) diskutieren (16 bis 17.15 Uhr, Leseraum). Martin Kaysh moderiert.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

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