Essen. Beate Scherzer und Peter Kolling werden ihr Geschäft in der Innenstadt Ende 2024 schließen. Suche nach einer Nachfolge blieb erfolglos.
Eigentlich ist es eine schlechte Nachricht für alle Liebhaberinnen und Liebhaber von Büchern. Aber sie drücken es so positiv aus, dass Tränen auf halbem Weg trocknen: Im kommenden Jahr ist die vielfach ausgezeichnete Buchhandlung Proust noch in Essen aktiv. Bücher werden weiterhin empfohlen, verkauft und in Lese-Veranstaltungen präsentiert. 2024 wird jedoch das letzte Jahr für Proust sein. Beate Scherzer (70) und Peter Kolling (72) schließen dann ihren Laden aus Altersgründen.
Nach einer Nachfolge wird nicht mehr aktiv gesucht
Die Suche nach einer Nachfolge, die vor einem Jahr begann, war erkenntnisreich und anstrengend bis frustrierend, ist aber erfolglos geblieben. „Wir suchen nicht mehr aktiv. Es gab zu viele Gründe, warum Bewerber abgesprungen sind“, so Beate Scherzer. „Wir wollen noch ein Super-Abschiedsjahr hinlegen. Und zwar gut gelaunt. Wir haben immer sehr gerne hier gearbeitet.“ Der Mietvertrag für das Geschäft mit seiner ungewöhnlichen und kompetenten Präsentation von Lesestoff läuft noch bis 31. Dezember nächsten Jahres. Und den wollen die beiden und ihre Mitarbeiterinnen mit kleinen Änderungen erfüllen.
Die beziehen sich unter anderem auf die Öffnungszeiten ab 1. Januar: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag wird um 10 Uhr geöffnet, aber bereits um 18 Uhr statt um 19 Uhr geschlossen. Der Mittwoch ist von 10 bis 13 Uhr geöffnet, am Samstag von 10 bis 16 Uhr. „Das ist reiner Selbstschutz. Wenn wir noch ein Jahr dranhängen, müssen wir das schaffen können“, begründet Beate Scherzer den Schritt, an den sich die Kunden noch gewöhnen müssen.
Literarisches Ereignis soll Lichtburg zum Leuchten bringen
Doch bis zum fröhlichen Ende soll es in bewährter Weise wie die bisherigen 18 Jahre weitergehen. Dazu gehört eine literarische „Abschieds-Tour“, für die bereits die ersten „Lesart“-Veranstaltungen mit Deutschlandfunk Kultur und dem Schauspiel Essen vereinbart sind. Im Rahmen von „Literatur: Literatur!“ mit Norbert Wehrs Schreibheft wird Michael Krüger im Januar erwartet, der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel im März, die Autorin und Gewinnerin des Deutschen Buchpreises Anne Weber im April.
Im Februar wird auch die Buchpremiere der Proust-Kollegin Sarah Jäger gefeiert: „Und die Welt, sie fliegt hoch“. Am 27. April folgt zum vierten Mal das Literaturviertelfest und macht die ganze Akazienallee zu einer Büchermeile. Nicht zuletzt ist vom 22. bis 29. Mai mit Diana Matut, der Leiterin der Alten Synagoge, und mit Anja Flicker, der Leiterin der Stadtbibliothek, eine Woche der jüdischen Literatur geplant. „Und einmal lassen wir die Lichtburg noch richtig leuchten“, verspricht Beate Scherzer, ohne den Anlass zu verraten.
„Wir sind sehr darauf aus, dass Menschen kommen und die letzte Zeit mit uns genießen. Verbunden mit dem Hoffen auf ein Wunder, dass einer oder eine kommt und die Buchhandlung übernimmt“, sagt Beate Scherzer, die diese Möglichkeit durchaus in Betracht zieht, eine Entscheidung aber nicht mehr hinauszögern möchte. „Es wäre schöner für die Stadt und das Proust, wenn es bleiben könnte.“
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