Essen. Erinnerung an Essener Zeche Eiberg: Ortshistoriker berichtet vom Bergbau, den Nöten nach der Schließung und den Auswirkungen bis heute.
Einst ragten hier Fördergerüste und Kamine empor. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte das Schicksal des Eiberger Steinkohlebergwerks sogar für hitzige Debatten im preußischen Abgeordnetenhaus. Heute erinnern nur noch Straßennamen wie Fridolinstraße, Mecklingsbank und natürlich Zeche Eiberg an die Bergbauvergangenheit. Ansonsten kennen die Menschen den Betrieb „unter Tage“ nur noch aus Erzählungen. Vom weitläufigen Zechengelände sind höchstens noch Spuren zu erahnen. Ein Zechendenkmal erinnert an die einstige Anlage, so wie die Mitstreiter vom Heimatgeschichtskreis Eiberg.
Christian Schlich steht dem Geschichtskreis vor: „Genaugenommen gibt es den ganzen Stadtteil nicht mehr. Denn er wurde 1926 bei einer Gebietsreform unwiderruflich zerteilt.“ Eiberg sei übel mitgespielt worden. So kam der Großteil zu Steele und später nach Essen, aber Teile gingen auch an Bochum-Dalhausen und an die damals noch selbstständige Stadt Wattenscheid. Eiberg blieb zwar bis 1967 ein Essener Stadtteil, wurde dann aber aufgelöst und Freisenbruch und Horst zugeschlagen, so Schlich: „Die Eisenbahnlinie Essen-Bochum zerschneidet die ursprüngliche Gemeinde auch noch.“
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Und dennoch, oder gerade deswegen, engagieren sich die rund 120 Mitglieder des Heimatgeschichtskreises dafür, die stolze Geschichte der am 19. Februar 1166 erstmals urkundlich erwähnten und bis 1919 selbstständigen Gemeinde Eiberg für die kommenden Generationen lebendig zu erhalten - etwa in Vorträgen.
Christian Schlich widmete sich dabei nun der Zeche Eiberg. Bereits im Mittelalter war hier mit primitivsten Mitteln nach Kohle gegraben worden, da die Kohleflöze sogar zutage traten. Zu ihren Spitzenzeiten kam die Zeche mit einer Belegschaft von 1180 Mitarbeitern auf eine maximale Jahresförderung von 310.561 Tonnen Kohle.
Eines der ältesten Zeugnisse vom kommerziell betriebenen Bergbau in der Region kommt aus Eiberg
Eines der ältesten Zeugnisse vom in der Region kommerziell betriebenen Bergbau stammt aus Eiberg. Im Jahr 1664 wurde urkundlich ein gewisser „Jan auf dem Fesenberg“ erwähnt, der durch seine Arbeit „im Kohlberg“ einen (gesundheitlichen) Mangel erlitten habe. Der erste namentlich erwähnte Bergmann in der damaligen Grafschaft Mark. Er hauste in Nähe der Höntroper Straße, unweit der ab 1772 erwähnten Stollenzeche „Schwarze Junge“.
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Bereits vor 1841 war im Tal der Schirnbecke, genauer auf einer Wiese des Bauern Siepmann am Sachsenring, ein neues, etwa 74 Zentimeter mächtiges Flöz entdeckt worden. Ein sofortiger Abbau erfolgte jedoch nicht. Erst im Jahr 1852 beantragten Investoren eine „Mutung“, also die Genehmigung zum Abbau der Kohle. So gründete sich die „Gewerkschaft des Steinkohlebergwerks Jacob“, die ab 1857 mit dem Abteufen eines Wetter- und eines Förderschachtes begann.
Ab 1871 begann dann mit 105 Bergleuten die erste Kohleförderung auf der Essener Zeche
Doch finanzielle und technische Probleme führten schon 1860 zu einer langjährigen Betriebseinstellung. Erst 1869 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und 1870 die 1. Tiefbausohle in 93 Meter Teufe angesetzt. Ab 1871 begann dann mit 105 Bergleuten die erste Kohleförderung. Zum Abtransport der Kohle diente ein Bahnanschluss an die Bergisch-Märkische-Eisenbahnlinie.
In den Folgejahren wurden nach und nach weitere Tiefbausohlen in bis zu 233 Meter Teufe angesetzt. Im Jahr 1876 wurde eine maximale Förderung von 54.900 Tonnen im Jahr mit einer Belegschaft von 209 Mann erreicht. Damit gehörte „Jacob“ aber immer noch zu den eher kleineren Ruhrzechen. Bedauerlicherweise sei die Zeche nie richtig in Tritt gekommen, da es immer wieder massive Probleme mit der Wasserhaltung gegeben habe, sagt Schlich.
Vortrag und Spaziergang
Vorträge des Heimatgeschichtskreises Eiberg sind auch Nicht-Mitgliedern zugänglich. Am Donnerstag, 16. Mai, spricht Christian Schlich ab 19.30 Uhr über die Entwicklung des Sachsenrings. Der Eintritt in der Begegnungsstätte Franz-Sales-Haus am Schultenweg 137 ist kostenfrei.
Am Sonntag, 9. Juni, startet dort um 14.30 Uhr ein „Schnadegang“ mit Gregor Heinrichs. Der Geschichtskreis führt regelmäßig solche an den Brauch der „Grenzbegehung“ erinnernde Spaziergänge durch, um auf die ursprüngliche Ausdehnung Eibergs hinzuweisen.
Als dann noch im April 1879 durch einen Defekt an der Wasserhaltungsmaschine die Zeche völlig absoff, kam der Betrieb gänzlich zum Erliegen. Zwei Jahre später fanden sich potente Investoren zusammen, die mit neuem Geld die insolvente Zeche ersteigerten und sie in „Gewerkschaft des Steinkohlebergwerks Eiberg“ umbenannten:
Gleichsam wurden angrenzende Grubenfelder dazugekauft und 1899 in Überruhr der Förderschacht „Hermann“ angelegt. Jedoch erwies sich die Anlage insbesondere auf Überruhrer Seite als geologisch schwierig und somit nicht sonderlich lohnend. Hinzu kam, dass bereits erste angrenzende Zechenanlagen, wie zum Beispiel Zeche Ver. Maria Anna und Steinbank in Höntrop, wieder geschlossen wurden. Was dazu führte, dass von daher bedeutende Wasserzuflüsse zu befürchten waren. Das schuf Verunsicherung.
Tragisches Ende der Zeche hat schädliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Essener Gemeinde
Christian Schlich berichtet vom tragischen Ende der Zeche im Jahr 1914 und den schädlichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Gemeinde Eiberg. Größere Tiefbauzechen waren bestrebt, ihre Anteile im Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat auszubauen. Das geschah durch Ankäufe und Schließung kleinerer Zechen. So wurde die Zeche Eiberg 1904 verkauft an die Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Ewald in Herten. Schacht „Hermann“ wurde sofort stillgelegt.
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Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und einem einhergehenden wirtschaftlichen Abschwung der Gemeinden im damaligen Amt Königssteele führte zu mehreren Petitionen an die Regierung. Es gab heftige Debatten im „Preußischen Haus der Abgeordneten“ in Berlin. Die Hertener „Gewerkschaft Ewald“ wies aber jegliche Schließungsgedanken weit von sich.
Dennoch wurden die noch lohnenden Bereiche der Zeche zügig abgebaut. 1914 wurde der Betrieb dann doch eingestellt. Die Schächte wurden verfüllt und die Zechengebäude verkauft an die Firma Haas in Magdeburg. Diese endgültige Schließung führte zwar erneut zu Debatten im preußischen Abgeordnetenhaus. Doch das kam eindeutig zu spät.
Das bedeutete den Abschwung der gerade erst angewachsenen Gemeinde, erklärt Christian Schlich: „Viele Bergleute und auch Investoren kehrten Eiberg den Rücken zu. Es setzte eine Zeit der Stagnation ein, die durch den beginnenden 1. Weltkrieg nur noch verstärkt wurde. Es gelang der Gemeinde einfach nicht, sich so gut zu entwickeln, wie die Nachbarn Freisenbruch und Horst. Eiberg blieb ein eher ländlicher Ortsteil.“
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