Essen-Altenessen. Eltern haben viele Ängste, wenn es um ihre Kinder geht. Seit einem Jahr testet eine Essener Grundschule deshalb den „Schulexpress“.

Bald soll er das nächste Mal vergeben werden: der Pokal für die Klasse, in der die meisten Kinder den Schulweg oder das letzte Stück Schulweg zu Fuß zurücklegen. Denn die Bückmannshofschule in Altenessen versucht seit knapp einem Jahr, zur „laufenden Schule“ zu werden.

„Wir wollen vermitteln, dass man zur Bückmannshofschule nicht mit dem Auto fährt, sondern läuft“, erklärt Schulleiterin Sabine Barkhoff-Pleines. Deshalb hat die Schule im Mai 2023 das Projekt „Schulexpress“ gestartet. Dieses sieht vor, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr vor der Schule, sondern an einer von fünf festgelegten Flächen im nahen oder weiteren Umfeld absetzen. Mit Unterstützung von Politik und Sponsoren waren beispielsweise ein Baumarkt-Parkplatz an der Krablerstraße und ein Supermarkt-Parkplatz an der Altenessener Straße als Sammelstellen des „Schulexpress Bückmannshofschule“ gekennzeichnet worden. Dort, so der Plan, sollen sich die Kinder morgens sammeln und in kleinen Gruppen den restlichen Weg zur Schule laufen.

Vor dem Projekt kam die Hälfte der Grundschüler mit dem Elterntaxi

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Etwa die Hälfte der damals 220 Kinder wurde zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Auto zur Schule gebracht, mit der Folge, dass vor der Schule regelmäßig „Elterntaxi-Chaos“ herrschte und sich „haarsträubend gefährliche Szenen“ abspielten, wie Sabine Barkhoff-Pleines berichtete. Eltern hätten in zweiter und dritter Reihe gehalten, was wiederum die wenigen Kinder, die zu Fuß kamen, gefährdet hätte.

Dass viele Kinder mit dem Auto gebracht würden, liege auch am großen Einzugsgebiet der Schule: „Zu uns kommen Kinder aus Vogelheim, Altenessen-Nord und -Süd, teilweise aus Stoppenberg und aus der Nähe von Karnap.“

Seit Projektstart aber würden weniger Eltern bis zur Schule fahren, sagt die Schulleiterin. „Wir haben sie daran erinnert, dass es mal normal war, zur Schule zu laufen.“ Zudem sei es gelungen, in Gesprächen viele Ängste auszuräumen. „Manche malen sich Horrorszenarien aus, in denen das Kind entführt wird“, erzählt Sabine Barkhoff-Pleines.

Auch die Angst vor Unfällen sei Thema gewesen. Je nach Lage der Sammelpunkte gehen deshalb Eltern noch ein paar Schritte mit. Beispiel Gladbecker Straße: Die Kinder müssen dort die viel befahrene Bundesstraße überqueren, die Grünphase für Fußgänger sei sehr kurz, so die Schulleiterin. Das Problem sei bereits mit der Bezirkspolitik besprochen worden, allerdings könne man an der Straße „nicht den Ampelbetrieb für zehn Kinder verändern. Das sehen wir auch ein.“

An fünf unterschiedlichen Haltepunkten im Umfeld der Schule können die Eltern ihre Kinder absetzen, damit sie das letzte Stück Schulweg gemeinsam zu Fuß zurücklegen.
An fünf unterschiedlichen Haltepunkten im Umfeld der Schule können die Eltern ihre Kinder absetzen, damit sie das letzte Stück Schulweg gemeinsam zu Fuß zurücklegen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Kinder scheinen sich jedenfalls nicht entmutigen zu lassen, im Gegenteil: Sie seien selbstständiger und mutiger geworden, würden mittags auch in kleineren Gruppen und ohne Begleitung zurücklaufen. „Manche fordern auch ein, laufen zu dürfen“, so Barkhoff-Pleines.

Daher sei das Projekt vor allem zu Beginn „ein ganz großer Erfolg“ gewesen. Erst die verregneten Wintermonate hätten die Begeisterung ein wenig gebremst. Doch die Schulleiterin ist zuversichtlich, dass demnächst noch mehr Kinder zu Fuß kommen werden, aktuell seien es etwa zwei Drittel der 238 Grundschüler. Dabei könne man keinen Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Kindern ausmachen.

Auch mit den neuen Erstklässler-Eltern würde man schon vor der Einschulung über das Thema sprechen. Und dann ist da ja auch noch der Pokal: „Ein richtiger Pokal, wie bei einem Sportwettbewerb, steht dann in der Gewinner-Klasse.“ Für die Kinder sei das ein großer Ansporn.

Auch in anderen Stadtteilen werden die Elterntaxis regelmäßig zum Problem. 29 der 84 Grundschulen im Stadtgebiet hatten deshalb im März 2024 an einer bundesweit organisierten Aktion teilgenommen, die Kinder dazu motiveren soll, sich nicht länger von den Eltern mit dem Auto zur Schule fahren zu lassen. Dabei verpflichten sich die Teilnehmer, bis Anfang Mai mindestens 20 Mal aufs Elterntaxi zu verzichten. Im Stadtgebiet ist ein Projekt wie das der Bückmannshofschule bisher aber einmalig.

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