Essen. Sie ist erst 16, studiert aber schon Mathe an der Uni Duisburg-Essen. Manche Kommilitonen sind zehn Jahre älter. Wie es Sarah als Uni-Küken geht.

Sie studiert Mathematik an der Uni Duisburg-Essen, in ihrer Freizeit geht sie zum Rudertraining, spielt Klarinette oder trifft sich mit Freundinnen und Freunden. Eine ganz gewöhnliche Studentin, könnte man meinen. Doch was Sarah Buiting von den allermeisten anderen Studierenden unterscheidet: Sie ist erst 16 Jahre alt – und damit die jüngste Studentin an der Uni.

Ihr Abitur hat Sarah im vergangenen Jahr an der Alfred-Krupp-Schule in Holsterhausen abgelegt: Notenschnitt 1,5, Leistungskurse Mathe und Biologie, drittes Fach Deutsch, mündlich Geschichte. In ihrer Schullaufbahn hat sie zweimal eine Klasse übersprungen. Einmal ging es für sie zum Halbjahr von der zweiten in die dritte Klasse, einmal von der sechsten in die siebte Klasse. „Die Schule hat das vorgeschlagen. Ich war immer zwei Mathehefte weiter als die anderen“, erinnert sie sich und ergänzt mit einem Lachen: „Meine Mutter sagt, dass ich oft launisch war, weil ich unterfordert war.“

Essener Studentin (16): Mathe interessierte sie schon in der Schule am meisten

Es habe sich beide Male schnell gezeigt, dass sie in allen Fächern besser mitkam als andere. Und das, ohne zu lernen. Schon damals habe sie Mathematik am meisten interessiert. Und nach dem Überspringen der Klassen habe ihr das Lernen auch wieder mehr Spaß gemacht. Gab es eigentlich auch mal Fächer, die ihr nicht so leicht gefallen sind?

„Englisch war für mich etwas schwieriger, weil sich das Sprachgefühl ja mit der Zeit entwickelt. Da habe ich schon gemerkt, dass ich weniger Jahre hatte“, sagt Sarah rückblickend. Auch fürs Abi in Geschichte habe sie sich – anders als für andere Fächer – wirklich hinsetzen und lernen müssen. Denn in diesem Fach müsse man einfach Vieles auswendig wissen.

Studium an der Uni Duisburg-Essen mit 16: Sarah kann ihre Kurse selbst wählen

Sarah Buiting (16) ist die jüngste Studentin an der Uni Duisburg-Essen. Bei der Einschreibung mussten ihre Eltern unterschreiben, dass sie während des Studiums eigene Entscheidungen treffen darf.
Sarah Buiting (16) ist die jüngste Studentin an der Uni Duisburg-Essen. Bei der Einschreibung mussten ihre Eltern unterschreiben, dass sie während des Studiums eigene Entscheidungen treffen darf. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Dass es für Sarah von der Schule gleich weiter an die Uni gehen würde, war relativ schnell klar. Denn andere Optionen wie ein freiwilliges soziales Jahr seien oft erst ab 18 möglich, berichtet sie. Lange habe sie überlegt, Jura zu studieren. Auch über Biologie und Medizin habe sie nachgedacht. Weil ihr Mathe aber eben schon immer am meisten Spaß gemacht habe, habe sie sich dann für dieses Fach entschieden. Dass sie in ihrer Heimatstadt Essen studieren würde, stand für sie schnell fest.

Aktuell wohnt Sarah noch bei ihren Eltern in Frohnhausen. Die haben zu Beginn des Studiums eine Generaleinwilligung unterschrieben, die es ihr erlaubt, wichtige Entscheidungen selbst zu treffen: zum Beispiel, Kurse zu wählen und sich zu Klausuren und Prüfungen anzumelden. So läuft das an der Uni Duisburg-Essen bei allen Studierenden, die noch minderjährig sind. Davon gibt es nach Angaben der Uni aktuell acht.

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Essenerin kann sich Masterstudium in anderem Land vorstellen

Gerade ist Sarah ins zweite Semester gestartet. Zu Beginn des Studiums hätten viele Grundlagen auf dem Lehrplan gestanden, erzählt sie. Analysis, lineare Algebra, Mengenlehre, Beweise führen, Vektorräume. Ist es für sie an der Uni immer noch so einfach wie an der Schule? Nicht ganz. „Früher musste ich gar nicht lernen, jetzt schon“, sagt die 16-Jährige.

In welche berufliche Richtung sie nach dem Studium gehen möchte, weiß Sarah noch nicht. „Es gibt viele Möglichkeiten“, betont sie. Man könne zum Beispiel in die Wirtschaft oder in die Forschung gehen. Was sie sich allerdings schon jetzt sehr gut vorstellen kann, ist, zwischen Bachelor und Master eine Pause einzulegen: „Dann bin ich alt genug, um alleine zu reisen.“ Eventuell möchte sie auch ihren Master in einem anderen Land machen.

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Fast jeden Tag Training im Ruderklub am Baldeneysee

Dass ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen teils viel älter sind als sie, ist für Sarah kein Problem. „Aus der Schule kannte ich es ja schon, dass die Leute zwei Jahre älter sind“, sagt sie. „An der Uni ist das noch krasser, da sind ja manche zehn Jahre älter als ich. Das ist manchmal schon witzig.“ Es gingen aber alle gut damit um.

Trotz des Altersunterschiedes lerne man schnell Leute kennen, ist ihre Erfahrung: „Die Mathe-Fachschaft organisiert jeden Monat einen Spieleabend und es gibt auch Partys.“ Die könne sie mit dem berühmten „Mutti-Zettel“ auch länger als 24 Uhr besuchen. Auch ihre alten Freunde sehe sie weiterhin. „Ich habe auch noch Kontakt mit Leuten aus der zweiten Klasse, die sie damals übersprungen habe“, erzählt sie.

Neben dem Studium geht Sarah fast jeden Tag zum Rudertraining. Sie ist im Ruderklub am Baldeneysee und trainiert sechsmal pro Woche, auch bei den Deutschen Meisterschaften war sie schon dabei. In der Regel umfasst das Training eine Einheit à zwei Stunden, samstags stehen zwei Einheiten auf dem Programm: „Das ist für mich ein Ausgleich zum Studium.“

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