Essen. Beim Schüler-Protest in Essen wurde für Demokratie und Menschenrechte geworben. Wir haben mit Beteiligten am Rande der Demo gesprochen.
„Schule ist bunt“ – unter diesem Motto sind gut 3000 Essenerinnen und Essener am Samstagmittag (16. März) auf die Straße gegangen. Die große Schüler-Demo führte vom Aalto-Theater aus durch die Innenstadt. Schülerinnen und Schüler vieler Essener Schulen, tatkräftig unterstützt von der Lehrerschaft und ihren Eltern, wollten in erster Linie für etwas demonstrieren: nämlich für Demokratie und Menschenrechte. Doch die Plakate und Spruchbänder auf der Straße zeigten, worum es den Demonstranten wirklich ging: ein Zeichen zu setzen gegen den drohenden Rechtsruck im Lande.
Plädoyers für eine tolerante Gesellschaft und mehr Respekt
„Wir, die Jugend, müssen unsere Zukunft selber gestalten“, sagt Juan José Trujillo. Der junge Kolumbianer ist vor drei Jahren als Austauschschüler an das Grashof-Gymnasium in Bredeney gekommen – und geblieben. Jetzt ist er 19 und sagt: „Wir müssen Toleranz zeigen und Respekt einfordern.“
Trujillos Schule, das Grashof, ist es auch, die den bunten und lautstarken Schülerprotest auf die Straße gebracht hat. „Ich finde es wichtig, dass junge Menschen ihre Stimmen erheben und sich einsetzen für Demokratie und Menschenrechte“, sagt Felicitas Fabregat (17), Sprecherin der Schülervertretung. „Wir halten die Lage für dramatisch“, fügt Carla Gehrmann (17), ebenfalls Grashof-Gymnasium, hinzu. Sie weist auf die AfD hin, die in Ostdeutschland vielerorts bereits stärkste politische Kraft und in weiten Teilen verfassungsfeindlich sei.
Goethe-Schüler schildert Rassismus-Erfahrungen im Alltag
Von Rassismus-Erfahrungen im Alltag spricht Vitor Bielack. Der Schüler des Goethe-Gymnasiums, 19 Jahre alt und dunkelhäutig, berichtet, dass er immer wieder wegen seiner Hautfarbe von Türstehern an Diskotheken abgewiesen werde. „Meistens aus fadenscheinigen Gründen wie etwa der Kleidung.“ Bei der Stipendiums-Bewerbung für ein Auslandsjahr sei er in der Endrunde gescheitert, obwohl er beste Qualifikationen vorzuweisen gehabt habe. Auch wenn es nicht beweisbar ist, gibt er einem AfD-Politiker, der in der Jury den Ausschlag gegeben haben soll, die Schuld an dieser Abweisung.
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Auf zahlreichen Plakaten attackieren die Demonstranten am Samstag die rechtspopulistische und in Teilen rechtsextremistische Partei. „AfD? – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Oma“ steht auf einem dieser Plakate. Andere machen sich über den politischen Feind lustig. „Nazis essen heimlich Döner“ steht auf einem Pappschild. Auf anderen: „FCK Nazis“ oder „Remigriert Euch ins Knie“.
„Remigriert Euch ins Knie“: Die meisten Plakate mobilisieren gegen Rechts
Tausende auf die Straße zu bringen, das imponiert auch dem Oberbürgermeister. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Hirschlandplatz lobt Thomas Kufen das „großartige“ Engagement der Essener Schülerschaft: „Schule in Essen ist auf keinen Fall braun.“ Er greift den Schule-ist-bunt-Slogan auf und wirbt für ein „buntes und vielfältiges Land“. „Wir lassen uns nicht spalten, wir erteilen Hass und Hetze eine klare Absage.“ Immer wieder brandet Beifall auf.
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Eine Schülerin des Altenessener Leibniz-Gynasiums mit schwarzafrikanischen Wurzeln geht am Rande der Kundgebung auf den OB zu und verrät ihm, dass sie ein „Fan“ von ihm sei. Dieser zögert nicht lange, schnappt ihr Handy und schießt schnell ein Erinnerungs-Selfie der beiden. Zuvor, im Demonstrationszug, hat die Schülerin ein selbst gestaltetes Plakat mit dem Spruch „LBNZ gegen Hass“ hochgehalten.
Zur Erinnerung noch schnell ein Selfie mit dem OB
Aurelia Furtwängler, Lehrerin am Grashof-Gymnasium in den Fächern Latein und Geschichte, warnt vor einem drohenden Rechtsruck im Land. Sie appelliert an die Mitverantwortung der jungen Generation und schließt ihren Satz resolut mit den Worten „Nie wieder“.
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Am Ende des beeindruckenden Schüler-Protestes sind Felicitas Fabregat und Carla Gehrmann „äußerst zufrieden“. Die Demonstration sei ein großer Erfolg gewesen. „Wir sind erleichtert, dass so viele Menschen die Initiative ergriffen und ein Zeichen gesetzt haben.“ Nun werde geklärt, ob weitere Veranstaltungen folgen. „Der Einsatz für Demokratie ist längst noch nicht vorbei“, sagen sie.
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