Essen. Politische Kommunikation 2024: Der Oberbürgermeister isst einen Burger und postet das Ganze bei Facebook und Insta. Die Resonanz ist beachtlich.

Mit einem persönlichen Foto aus einem Essener Fast-Food-Restaurant hat Oberbürgermeister Thomas Kufen binnen 24 Stunden Tausende von Reaktionen hervorgerufen. Er fotografierte sich am Mittwochabend im Lokal „Five Guys“ (Limbecker Platz) hinter einem stattlichen Burger und überschrieb das Ganze mit den selbstironischen Worten: „Ich weiß . . . aber ich mag die Jungs irgendwie.“ Kufen machte am Abend kurz Pause zwischen der Personalversammlung der Verwaltung, die in der Grugahalle getagt hatte, und seinen Anschlussterminen im Rathaus.

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Keine 24 Stunden später haben mehr als 1200 Menschen diesen Facebook-Eintrag mit „Daumen hoch“ bewertet, also „geliked“. Und die Zahl der Kommentare wächst rasant, lag am frühen Donnerstag Nachmittag bei 155. Die allermeisten sind wohlwollend: „Guten Appetit!“ oder „Muss auch mal sein!“ Bei Instagram sah es ganz ähnlich aus.

Doch viele Nutzer weisen Kufen auch darauf hin, dass es „viel bessere Burgerbuden“ in der Stadt gebe; dass die Alufolie, in die „Five Guys“ seine Burger einwickelt, überflüssig und umweltschädlich sei, dass die Produkte bei „Five Guys“ allgemein zu teuer seien und manches Kritische mehr. Das „Ich weiß...“, mit dem Kufen wohl Kritikern vorsorglich etwas Wind aus den Segeln nehmen wollte, funktionierte jedenfalls nicht so ganz.

Warum setzt sich der Oberbürgermeister freiwillig dem Verdacht der Schleichwerbung aus?

Frage an den Oberbürgermeister: Warum veröffentlichen Sie so etwas, wenn sowieso klar ist, dass es auch negative Reaktionen auslöst? Oder: Warum setzt sich Thomas Kufen freiwillig dem Verdacht aus, Schleichwerbung zu betreiben?

Es antwortet Silke Lenz, Kommunikations-Chefin im Essener Rathaus: „Herr Kufen veröffentlicht zwischen dienstlichen Terminen regelmäßig private Postings – einfach um den Leuten zu zeigen, was er zwischendurch macht.“ Es gehe weniger darum, die menschliche Seite des Verwaltungschefs zu illustrieren, vielmehr suche Kufen eine Möglichkeit, in Kontakt zu bleiben mit den vielen Menschen, die ihm im Internet folgen, zum Beispiel im Netzwerk Facebook. Silke Lenz: „Und negative Reaktionen haben Sie immer, egal, was Sie veröffentlichen.“ Kufen habe sich auch schon selbst abgelichtet beim Besuch inhabergeführter Currywurstbuden.

Knapp 30.000 Menschen folgen Kufen bei Facebook

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Von Beginn an seiner Amtszeit nutzt Kufen die sozialen Medien für die Selbstdarstellung und die Vermittlung seiner Politik. Seinem politischem Profil als Oberbürgermeister folgen bei Facebook mehr als 24.000 Bürgerinnen und Bürger. Ein anderes Profil, das Kufen als Privatperson betreibt, erreicht knapp 5000 Menschen.

In seinem Profil als Oberbürgermeister schreibt er über Termine, berichtet von Besuchen auch bei Seniorinnen und Senioren, die runde Geburtstage feiern, oder dokumentiert Repräsentationstermine. Er kündigt städtische Aktionen an – zum Beispiel Reparaturmaßnahmen gegen Schlaglöcher – oder meldet, wenn irgendwo Mängel beseitigt werden. Wie im Juli 2020, als im Schellenberger Wald große Mengen Müll illegal entsorgt wurden. Auf Kommentare antwortet Kufen in der Regel persönlich.

Im Jahr 2020 hatte Kufen denen, die ihm im Internet folgen, regelrecht in die privaten Töpfe gucken lassen: In einer Facebook-Reihe „Kufen kocht“ beschrieb der Oberbürgermeister regelmäßig, was es bei ihm zu Hause zu Essen gibt. Er schrieb dazu fachkundig über Unterschiede zum Beispiel zwischen „Tortellini alla panna“ und „Spaghetti Carbonara“ – das eine geht mit, das andere ohne Sahne –, veröffentlichte Links zu Kochrezepten und erhielt durchweg positive Resonanz. Gelegentlich setzt er die kulinarischen Kurzberichte auch heute noch fort.

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