Essen. Nach sechs Tagen Trauer-Pause hat das beliebte Lokal im Essener Südviertel wieder geöffnet. Wer führt den Laden jetzt?

Sechs Tage nach dem Tod des Chefs der Kneipe „De Prins“ schließen Klaus Hüsgen (59) und Anja Gaertner (58) die dunkelgrüne Tür des Lokals auf, es ist Nachmittag; die Vorfrühlingssonne scheint auf den Isenbergplatz, kahle Äste werfen lange Schatten. Junge Eltern holen ihre Kinder gerade aus den Kitas; ein Vater mit Bart und Wollmütze bleibt stehen und spricht Hüsgen und Gaertner an: „Wie geht es denn jetzt weiter? Das ist so tragisch. Mein Beileid.“

Der Tod des Gastronomen Sven Dülfer am Donnerstag, 22. Februar, hat stadtweite Anteilnahme und Trauer hervorgerufen. Sein Lokal „De Prins“ im Südviertel ist seit mehr als 30 Jahren eine Institution in der Essener Gastro-Landschaft. „Es ist ergreifend“, sagt Hüsgen jetzt, „wie viele Leute davon bewegt sind.“

De Prins Essen: „Wir sind in derselben Straße aufgewachsen“

Hüsgen war seit Jahren die so genannte rechte Hand von Dülfer. Deswegen wird er mit seiner Partnerin Anja Gaertner, gelernte Hotelfachfrau, das „De Prins“ offiziell übernehmen. „Sven und ich kannten uns Jahrzehnte, wir sind in derselben Straße in Mülheim aufgewachsen.“

Anja Gaertner und Klaus Hüsgen im „De Prins“.
Anja Gaertner und Klaus Hüsgen im „De Prins“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

So makaber es klingt: „Wir waren auf den Tod von Sven vorbereitet.“ Dülfer litt seit Jahren an der Lungenkrankheit COPD, die führt nicht nur zu massiver Kurzatmigkeit, sondern auch zu großer Schwäche. „Sven hatte seit Ende 2022 seine Wohnung nicht mehr verlassen.“ Er schaffte es einfach nicht mehr. Die Wohnung liegt im selben Haus. Hüsgen hatte schon lange eine Generalvollmacht, versorgte den alleinstehenden Dülfer, kümmerte sich um alles.

De Prins Essen: Der gelernte Kaufmann startete in der Küche, ohne Koch zu sein

Dülfer hatte 1993 das „De Prins“ gegründet, und Hüsgen, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, stieß Anfang der Nullerjahre dazu, „aus Zufall“, sagt Hüsgen. Er übernahm die Küche – ohne Koch zu sein?! „Es ist ja weitgehend Frittieren“, schmunzelt Hüsgen. Im „De Prins“ gibt‘s Fritten, Frikandeln und alles, was holländische Snack-Küche sonst noch ausmacht. „Man muss vor allem gut Einkaufen können, das Kochen und Zubereiten hat man neuen Kräften in drei Tagen erklärt.“

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Das „De Prins“ wurde immer größer, Dülfer übernahm von 2005 bis 2010 außerdem die Gastronomie im Grillo-Theater („Café Central“), gründete unterm Dach des Grillo die Heldenbar, und Hüsgen wurde sozusagen offizieller Betriebsleiter im „De Prins“.

Somit war auch klar, als Dülfer immer schwächer wurde, dass Hüsgen eines Tages übernehmen würde. „Sven sagte mir noch: Du brauchst einen Klaus an der Seite, den Laden alleine zu schmeißen, ist eine harte Nummer“, sagt Hüsgen. Der Klaus an Klaus‘ Seite heißt Anja, man kennt sich auch schon Jahrzehnte, die 58-Jährige verbrachte dann aber viele Jahre in Brasilien, wollte schließlich zurück ins Revier; Klaus und Anja trafen sich mehr oder weniger zufällig vor fünf Jahren wieder in der Heldenbar auf der Rüttenscheider Straße. Es wuchs eine neue Liebe in den besten Jahren, wenn man das so sagen darf.

„De Prins“ Essen: „Es bleibt so, wie es alle kennen“

„Es geht ganz normal weiter“, kündigt Hüsgen an, „das De Prins bleibt so, wie es alle kennen.“ Zum Erfolg des Lokals zählen nicht nur das originelle Interieur und das holländische Bier, sondern auch Beständigkeit und Präsenz. „Wir haben an genau drei Tagen im Jahr geschlossen“, sagt Hüsgen. Das sind Heiligabend, Silvester und Neujahr. Es gibt keinen Ruhetag, und die Küche hat immer geöffnet bis halb eins nachts, am Wochenende bis halb zwei. „Deshalb kommen hier auch noch die Schauspieler vom Aalto nach ihren Aufführungen hin, die Musiker, alle.“

Wann die Beisetzung von Sven Dülfer stattfindet, ist noch unklar. Hüsgen wird es auf der Facebook-Seite des Lokals bekanntgeben. „Sehr viele werden Abschied nehmen wollen, das kann ich verstehen.“ Und noch was wollen Hüsgen und Gaertner loswerden: „Der Besitzerin der Immobilie ist es ganz wichtig, dass es weitergeht mit dem „De Prins“. Dafür sind wir sehr dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich.“

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