Essen. Die Studio-Bühne Essen ist anspruchsvoll, was die Spielzeitplanung angeht. Warum sie diesmal mit der Komödie „Zwei wie Bonnie und Clyde“ startet.
Sie steht Schmiere, er fordert die Kohle mit vorgehaltener Waffe. Eigentlich ist so ein Banküberfall ein Kinderspiel, denken sich Manni und Chantal, die dauernd pleite sind und vom großen Geld träumen. Sie hofft auf die Heirat in Las Vegas, er auf ein Rentnerleben unter Palmen. Wenn die Chantal nur nicht so schwer von Begriff wäre und der Manni nicht so aufbrausend, könnten die Möchtegernganoven wie ihre realen Vorbilder absahnen. Aber in „Zwei wie Bonnie und Clyde“ geht alles schief - sehr zum Vergnügen des Publikums in der Studio-Bühne. Am 26. August hat die Gangsterkomödie Premiere an der Korumhöhe.
Studio-Bühne zündet ein Feuerwerk an Slapstick und Pointen
1999 kam das humorvolle Stück von Tom Müller und Sabine Misiorny heraus. Es spielt jedoch in den 1980er Jahren, als es noch keine Smartphones mit Navigation gab und man Straßenkarten lesen und Rechts von Links unterscheiden können musste, um ans Ziel zu kommen. Man trug schulterfreie Carmen-Blusen, Hawaiihemden und natürlich Turnschuhe. Die einstigen Bühnenstürmer Sarah Göhausen (19) und Brian Gonska (24), die seit zehn und 14 Jahren an der Studio-Bühne spielen, stecken drin in diesen Klamotten und sind zum ersten Mal gemeinsam im Abendspielplan zu sehen. Ebenso wie ihre Regisseurin Ann-Katrin Hundt, die bisher im Kinder- und Jugendbereich unter anderem bei „Alice im Wunderland“ und „Peter Pan“ mitinszeniert hat.
„Sie ist das typische Dummerchen“, sagt Sarah Göhausen über Chantal. „Er hält sich für das Gelbe vom Ei“, meint Brian Gonska über Manni. „Sie sind jung, chaotisch, frech und witzig. Sie zünden ein Feuerwerk an Slapstick und Pointen und wirken durch ihre Ehrlichkeit charmant. Man kann sich mit ihnen identifizieren“, so die Regisseurin. „Es ist ein supertoller Einstieg in die neue Saison. Die beginnt diesmal noch im Sommer. Da möchte man keinen schweren Stoff sehen“, betont Michael Steinhorst, der Vorsitzende der Studio-Bühne. Der folgt dann im März 2024 mit Jean-Paul Sartres Drama „Geschlossene Gesellschaft“ in der Inszenierung von Stephan Rumphorst.
Mit einer Kiste voller Kostüme entstehen auch mobil Märchen
„Wir möchten das ganze Spektrum des Theaters zeigen“, erklärt Steinhorst. Und so gibt es ab Oktober die „Märchenkiste“ (ab 1. Oktober) für Kinder ab fünf Jahren im Angebot, fest im Spielplan installiert und als mobile Produktion zu buchen. Sandra Busch, die so umwerfend „Heute Abend: Lola Blau“ interpretiert, und Karsten Job spielen, erzählen, lesen Märchen anhand von Kostümen aus einer Kiste. Das können Märchen der Gebrüder Grimm sein oder aus 1001 Nacht oder Sagen aus aller Welt. „Und die Prinzessinnen können auch die Held*innen sein“, versichert Michael Steinhorst.
Ehemalige Mitglieder lesen aus ihren Romanen
Ehemalige Mitglieder der Studio-Bühne treten im September in ihrer früheren Wirkungsstätte auf: Sarah Jäger und Markus Behr sind inzwischen erfolgreich als Autorin und Autor unterwegs.
Sarah Jäger, die bereits mit dem Bühnenstück „Das Herz von Essen“ glänzte, stellt ihren jüngsten Roman „Schnabeltier Deluxe“ am 24. September, 18 Uhr, in der Studio-Bühne vor.
Markus Behr ist bereits am 23. September, 20 Uhr, zu Gast. Begleitet von dem Duo Nuit Blanche liest er aus seinem aktuellen Roman „Straßenmusik“.
Karten für alle Veranstaltungen telefonisch unter 0201 55 15 05 oder auf www.studio-buehne-essen.de
Aber auch „Lahme Ente, blindes Huhn“ (Premiere: 4. November) von Ulrich Hub hat es in sich. Das Kindertheater für Menschen ab vier Jahren, das in diesem Jahr für den KinderStückePreis im Mülheimer Stücke-Wettbewerb nominiert war, dreht sich um Freundschaft und die Suche nach dem Ort, wo die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. Sina Hentschel („Komödie im Dunkeln“) und Claudia Welzel („Bernarda Albas Haus“) inszenieren die abenteuerliche Reise der unterschiedlichen Weggefährten, die beide aufeinander angewiesen sind.
„Zwei wie Bonnie und Clyde“ ist übrigens für Zuschauende ab zehn Jahre gedacht. Sarah Göhausen und Brian Gonska agieren als angehendes Gaunerduo bei ihren dilettantischen Raubzügen keineswegs so brutal wie das Original aus den 1930er Jahren. Aber auch die wollen mit all ihrer Komik geübt sein. Nach der Arbeit beim Straßenverkehrsamt und als angehende Raumausstatterin widmen sie sich den Proben. Schwänzen kommt für sie gar nicht in Frage. „Das ist ein sehr schönes Hobby. Wie bei einer Sportart stellt man sich darauf ein“, sagt die Chantal-Darstellerin. Noch schöner, wenn man auch privat ein Paar ist. „Das“, sagt der Manni-Darsteller, „ist sehr praktisch. Wir konnten schon im Urlaub auf einem Boot in Italien probieren.“
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