Essen-Werden. 5000 Narren feiern Straßenkarneval in Werden. Für die Organisatoren ist der Essener Umzug eine Antwort auf die Kölner „Schull- und Veedelszöch“.
Man kann ja nie wissen. Die Kanu-Gesellschaft Assindia war zum 43. Werdener Bollerwagenumzug sogar mit ihren Booten erschienen. Doch anfängliches Nieseln wich schnell und bald brach sogar die Sonne durch. Was vor 45 Jahren mit wenigen Handkarren begonnen hatte, mit Fleischwurst und Schnäpschen, ist längst die Essener Variante der kölschen „Schull- und Veedelszöch“ geworden, so Veranstalter Ulf Korten: „Auch hier laufen Kitas und Schulen mit. Wenn ich die Kleinen am Zug-Rand sehe, da geht mir das Herz auf. Für diese Kinder machen wir das alles hier.“
Fast 5000 fröhlich feiernde Narren geben Hoffnung, dass der Bürgerkarneval in Werden eine Zukunft hat. Lange vor dem offiziellen Start um 11.11 Uhr säumten unzählige Kinder die Strecke und lauerten auf süßes Wurfmaterial. Verkleidungstechnisch waren Tiger, Geparden und Löwen ganz weit vorn. Nichts martialisches, eher Blumenkinder und Clowns. Indianer im Kostüm gab es zwar nicht, wohl aber bei den Garagenmusikern und ihrem „Sprach der alte Häuptling…“.
Pinke Jecken: Fußgruppen zeigen sich von „Barbie“ inspiriert
Vorneweg zogen die Bollerwagenjecken mit „Karnevalsprinzessin“ Anja Kirchhoff, direkt dahinter gab‘s Musik mit den Matrosen der 1. KG Völl Freud. Der Film „Barbie“ hatte die mit Pink nicht sparende Karnevalskooperative Werden-Land „Original Rot Weiß Kleinkariert“ inspiriert. Wer es noch nicht begriffen hatte: „Karneval in Werden ist märchenhaft schön“, klärten die Bollerwagenfreunde BSV Gut Schuss auf.
Von einer riesigen Pusteblume angeführt, hatte die gleichnamige Kita viel Spaß und ihr Pendant aus dem Löwental war unterwegs mit Propellermützen und Hubschrauber. Die 4d der Grundschule Haarzopf kam als „coole Pinguine“ und die CDU Heidhausen-Fischlaken schwamm als „Hei-Fische“ hinterher. Dahinter die „Löwen“ des SC Werden-Heidhausen. Warum eigentlich nur am Vatertag mit dem Bollerwagen losziehen? Der Club „FKK per Pedes Essen/Bottrop“ machte seinem Motto „Walking Dad“ alle Ehre.
Werdener Platt „Waddisch“ als „Alternative für Deutsch“
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Das „Flutes and Drums Orchestra“ ging als karibische Piraten auf Beutefahrt, die grün-weißen Handballer bewiesen beim Werfen der Kamelle unnachahmliche Zielgenauigkeit. Der Arbeitskreis „Komm-Omend“ kritisierte Bauvorhaben im Örtchen: „Kloppt net de aulen Hüser platt. Wadden es dulle Klötzkes satt“. Auch schlug man das Werdener Platt „Waddisch“ als politisch unverdächtige „Alternative für Deutsch“ vor.
Von der Kellerstraße kamen an die hundert silbrig-golden glitzernde Astronauten und Sternenkinder. Die Grundschule hatte die Rakete „Digital Explorer“ mitgebracht, um das Zeitalter „Ludgerus 2.0“ einzuläuten. Eine eher fragliche berufliche Zukunft hatten die Jungbauern der „Fortuna“ im Blick.
Auf dem Rathausbalkon rockten das Essener Prinzenpaar Uwe I. und Anja I. sowie das Kinderprinzenpaar Luca I. und Leo I. die Minibühne. Sängerin Dana Pelizaeus legte mit Papa Klaus ein buntes Medley bekannter Melodien aufs Parkett. Dann trat Eugen Giepen dazu und stimmte mit dem „Akkordmalocher“ Pelizaeus die bekannten Hits des Duos an.
Kaum verkrümelten sich die Narren, packten helfende Hände flugs an, säuberten und räumten weg. Weit vor 14 Uhr war alles wieder piccobello in Werdens Altstadt. Die Traditionskneipen „Apfelbaum“ und „Tuchmacher Stuben“ waren da schon überfüllt.
Bollerwagenumzug in Werden: „Das hat unsere kühnste Hoffnungen übertroffen“
Bollerwagenumzug in Essen Werden
Auch beim SC Werden-Heidhausen ging es hoch her und der Vorsitzende Christoph Steinmetz strahlte: „Das hat unsere kühnste Hoffnungen übertroffen. Wir waren mit der teilnehmerstärkste Teil des Umzugs und nun feiern hier bei uns im Löwental Handballer, Fußballer und andere waddische Jecken friedlich Seit‘ an Seit.“ Derweil schleppte Jugendleiter Sebastian Paas das nächste Fässchen heran: „Bevor das Bier knapp wird…“
Die Bollerwagenjecken Anja Kirchhoff und Ulf Korten zogen ein zufriedenes Fazit: „Absoluter Rekord bei Teilnehmern und Gästen. Über 5000 Mitfeiernde und wir haben sie alle gut durchgekriegt. Die Leute waren alle sehr diszipliniert, das hat uns sehr geholfen.“ Übrigens, der nächste Tulpensonntag ist am 2. März 2025.
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